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Destiny - Delfine in der Antarktis



Heute ist Dienstag, 20. Juli, sechster Tag auf See von Vanuatu nach Mackay/Australien. Wer annimmt, dass es auf einer Seereise langweilig werden kann, der täuscht sich! Schon der Start in Port Vila am Donnerstag, 15. Juli, ist spektakulär. Vor der Startlinie herrscht ein turbulentes Treiben, die Flotte kreuzt hin und her, wartet ungeduldig auf den Startschuss, sogar eine Karambolage zwischen zwei Amels konnte nur knapp vermieden werden! Um Punkt zwölf gehts los, gute 1200 Seemeilen und acht bis neun Tage nur Wind und Wasser liegen vor uns, wir sind gespannt. Bei 15 Knoten Wind geht es gemächlich voran, sodass wir um halb fünf den Spinnaker setzen. Ein fürstliches Dinner: hervorragende Steaks von glücklichen Vanuatu-Rindern, Kartoffeln mit Sourcreme und frischer Salat wird von unserer Starköchin Linde serviert, wir lassen es uns richtig gut gehen.
 
Inzwischen ist es merklich kühler geworden, für die Nachtwache werden langärmlige Pullover, lange Hosen und Jacken hervorgekramt. Selbst Linda's auf Bora-Bora noch belächeltes Stirnband nebst Wintersocken kommen zum Einsatz. Neidisch blicken wir gern Germany.
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Am Freitag frischt der Wind auf, gegen fünf setzen wir Groß und Genua. Der Seegang nimmt zu, die Temperaturen ab, dazu gesellt sich ein leichter Nieselregen. Wolfgang und Udo hüsteln und niesen bereits verdächtig. Die Nachtwache entpuppt sich als ziemlich ungemütlich und um ein Uhr gibt auch noch der Kartenplotter (elektronische Seekarte) seinen Geist auf! Ab jetzt kommen die guten alten Seekarten zum Einsatz. Man sieht nun Wolfgang und Udo öfters mit zusammen gesteckten Köpfen über selbigen, bewaffnet mit Geodreiecken und Bleistift, Position und Kurs müssen berechnet werden.

Samstag ist ein Tag, an dem wir nur ab und zu den Kopf nach draußen stecken, es ist kalt und regnet immer wieder. Den Wein stellen wir schon gar nicht mehr kühl, wir brauchen etwas Warmes im Bauch. Wir holen den durch die Nachtwachen mangelnden Schlaf nach, lesen und versuchen, dem starken Seegang Herr zu werden. Das Kochen wird unter diesen Umständen zum Abenteuer und dauert etwas länger als sonst. Es gibt Hähnchenkeulen in einer Sauce aus Kokosmilch (Ingrid, wir geben uns Mühe, dass bis Mackay alle Kokosmilch auf der Destiny aufgebraucht ist!) und Curry, geschmort im Ofen. Ein plötzliches Zischen aus der Kombüse, eine Welle hat uns erwischt, die Sauce macht sich selbständig, verteilt sich großzügig und tropft dekorativ aus dem Ofenfenster. Geschmeckt hat es trotzdem hervorragend und der Schaden war schnell behoben. In der Dämmerung bekommen wir Zuwachs an Bord, eine große Seeschwalbe schafft nach einigen eleganten Anläufen die Landung auf dem Bimini (Sonnenverdeck) und macht es sich für die Nacht gemütlich. In den frühen Morgenstunden gelingt es Wolfgang gerade noch, ihren Start über das Vorschiff zu filmen.

Sonntag herrschen gleiche Bedingungen und wir greifen zum nächsten Buch.

Montag lassen Wind und Seegang etwas nach, die Jacken können wieder in den Schrank, aber an die von der Südsee gewohnten Temperaturen kommen wir noch bei weitem nicht dran. Da plötzlich entdeckt Wolfgang Delphine! Sie kommen immer näher, gleiten die Wellen rauf und runter, manchmal paarweise oder zu dritt kommen sie aus dem Wasser, ein herrliches Schauspiel!!! Durch unseren begeisterten Jubel angestachelt zeigen sie uns ihr gesamtes Repertoire, sie werden nicht müde, vor den zwei Rümpfen her zu gleiten, ein einziges Delphin-Ballett. Über eine gute halbe Stunde begleiten und unterhalten diese schönen Tiere uns. Danach wirds ruhig auf der Destiny, die beiden Männer schlafen und kurieren ihre Erkältung aus, Linde und ich bereiten so langsam das Abendessen vor. Vorspeise: Avocado und Ananas, Curry-Reis-Suppe, Hauptgang: Kaiserschmarrn mit Apfelmus. Wir testen schon mal den in Port Vila erstandenen französischen Wein, na ja, wir sind ja nicht so verwöhnt. Wolfgang und Udo kriechen hüstelnd, mit geröteten Nasen aus ihren Kojen, doch Linde's Kaiserschmarrn tut Wunder. Um 20.30 ist Ruhe auf der Destiny, die erste Nachtwache beginnt, wir lösen uns alle zwei Stunden ab.

Dienstagmorgen können wir zum ersten Mal seit Vanuatu wieder auf der Sonnenterrasse frühstücken, die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite, die See ist ruhig. Seit drei Uhr nachts segeln wir wieder unter Spinnaker und kommen mit guten fünf Knoten unserem Ziel näher. Vor uns liegen noch gute 200 Seemeilen bis zur Einfahrt in das Great Barrier Reef.

Die Stimmung ist trotz Erkältung und technischer Pannen bestens, es wird viel gelacht, Musik gehört, wir haben Spaß und uns geht es gut!

Allen zuhause liebe Grüße
Anne, Linde, Wolfgang und Udo


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