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Kithara - Logbuch Tag 17 bis 20



Die Atlantik-Überquerung - Logbuch

17. Tag Mittwoch, 08.12.2021
Die vergangene Nacht war wieder sehr nass und ungemütlich, aber zum Glück gab es diesmal nicht zuviel Wind. Langsam wünschen wir uns endlich in Santa Lucia anzukommen um endlich mal wieder eine Nacht ohne geschaukel durch zu schlafen. Aber jetzt ist es zumindest absehbar. Auch unser Navi zeigt uns jetzt an, wie lange wir noch brauchen werden, wenn wir in diesem Tempo weiter segeln. Er kann maximal 99 Stunden anzeigen, das wären 4 Tage. Laut Wettervorhersage sollen die Wellen, aber leider auch der Wind abnehmen, je mehr wir nach Westen kommen. Im Moment merken wir nur, daß der Wind nachlässt. Tagsüber hatten wir kaum mehr als 10-16kn Wind. Aber die Wellen sind nicht wirklich angenehmer geworden, nur dass man nicht mehr so schnell unterwegs ist und die Segel flattern, wenn man von einer Welle runter schaukelt. Der Wind kommt immer noch genau von hinten. Eigentlich sollten die Wellen das auch tun, was bei uns aber irgendwie nicht klappt. Bei dieser leichten Fahrt von 4-5 Knoten versuchten wir uns nochmal im Angeln. René holte einen Köder mit 2 Hacken und befestigte ihn an der Angel, die hinten an der Reling fest gemacht ist. So konnte er die Angelschnur einfach hinter dem Boot ins Wasser lassen und einige 100 Meter vom Boot weg treiben lassen. Nach einiger Zeit zog etwas an der Schnur. Da sie zu weit weg war, konnte man nicht sehen, ob tatsächlich etwas angebissen hatte, oder ob sich nur die im Wasser schwimmenden Algen im Köder festgesetzt hatten und so durch die Wellen an der Schnur zogen. Da die Schnur zu sehr spannte, meinte Hansi man müsse den Fisch, falls es einer ist, sich erst einmal müde zappeln lassen, bevor man ihn reinholen kann. Also ließen wir die Angel ca. 30 Min. in Ruhe. Als René dann wieder nach schauen ging, war die Angel ganz ausgezogen und er versuchte die Schur einzuholen. Dann auf einmal, ging es ganz leicht und am Ende der Schnur war nichts. Sie war einfach gerissen. Daher werden wir jetzt gar nicht mehr erfahren, ob etwas angebissen hatte. An diesem Tag machten wir nur 155 sm.

18. Tag Donnerstag 09.12.2021
Die versprochenen geringeren Wellen sind nun auch bei uns angekommen. Letzte Nacht bekamen wir tatsächlich etwas mehr Schlaf, weil kaum eine Wolke am Himmel war und wir ausnahmsweise mal nicht von Squalls überrascht wurden. Dennoch hatten wir die Segel vorsorglich wieder reduziert, da die Squalls sich nachts nicht wirklich vorher ankündigen und es dann meist für unser Setup schon zu spät ist, um zu reagieren. Während der Nachtwache konnte man dafür einen tollen Sternen-Himmel bewundern, den wir so schon lange nicht mehr hatten. Mit einer App ließen wir uns anzeigen, welche Sternen-Bilder gerade am Himmel zu sehen waren. Die Wellen haben sich nun auf ca. 1 m reduziert. Und auch der Wind wurde tagsüber nicht wirklich stärker. So war das Segeln zwar wieder angenehmer, aber man kam nicht so richtig voran. Zumindest kam es uns so vor. Die ruhige Fahrt nutzten wir um Hansi und René etwas die Haare zu schneiden, damit sie beim Einlaufen in den Zielhafen einen einigermaß en ordentlichen Eindruck hinterließen. Die Geschwindigkeit seit der ruhigen Fahrt täuschte. Am Ende der 24 Stunden hatten wir doch wieder 174 sm auf unserem Tacho. Davon gingen aber nur 145 sm wirklich zum Ziel.

19. Tag Freitag 10.12.2021
Auch in der letzten Nacht blieben wir von den nassen Squalls verschont. Am Vorabend hatte der Wind etwas auf Nordost gedreht, so dass wir mit unserem Vorwind-Stetup den Kurs etwas Richtung Süden ändern mussten. Denn mit den Schmetterlingssegeln kann man tatsächlich nur vor dem Wind fahren. Abends bzw. nachts im Dunkeln wollten wir unsere Segel nicht mehr umbauen und segelten daher weiter südlich. Wenn wir jetzt so weiter gesegelt wären, hätten wir in 100 sm Barbados erreichen. Daher mussten wir, als es hell wurde, unseren Kurs irgendwie weiter nördlich ändern. Das bedeutete aber, daß wir unser Schmetterlings-Vorsegel, welches wir seit genau einer Woche und 1.600 sm unverändert drauf hatten, abbauen mussten. Wir hatten ja schon etwas Erfahrung damit, so dass die Schmetterlingssegeln und Bäume in 1 Stunde abgebaut waren. Wir überlegten, ob wir eines der beiden Vorsegel runter holen sollten, da wir das Vorwind-Setup nicht mehr brauchen würden. Beide Vorsegel waren an einem Fall befestigt, so dass wir erst einmal beide Segel hätten runter holen müssen und dann eines weg packen und das andere wieder hoch ziehen müssten. Da es aber noch recht wellig und schaukelig war, entschieden wir uns dagegen. Also ließen wir beide Segel drauf und banden sie zusammen, um beide Segel auf der gleichen Seite fahren zu können. Dann mussten wir schauen, welchen Wind-Winkel wir segeln könnten, wenn wir wieder Richtung Santa Lucia segeln wollten. Davon hing es nämlich ab, ob wir nur mit Großsegel, oder auch mit Vorsegel ohne Baum segeln konnten, ohne dass es zusammenfällt. Wir kurbelten das Großsegel raus und stellten den richtigen Kurs ein. Dann holten wir das Vorsegel auf der Backbord-Seite raus. Es schien zu gehen, ohne das es einfiel. Auch wenn wir nicht so viel Geschwindigkeit hatten. Komisch war auch, dass wir trotz der Kurs Änderung von fast 50° nach Steuerboard, den Wind immer noch fast von hinten hatten, aber das Vorsegel gar nicht einfiel. Erst später merkten wir, dass wir den Wind-Anzeiger immer noch auf dem wahren Wind stehen hatten, was beim Vorwindsegeln auch richtig war. Aber bei allen anderen einfallenden Wind-Winkeln ist der scheinbare Wind die wichtigere Anzeige. Der scheinbare Wind ist der Wind, der in die Segel einfällt und wonach sich die Segel Stellung richtet. Er berechnet sich aus dem wahren Wind und dem Fahrtwind. Der scheinbare Wind war dann fast schon bei 90° (beim Vorwindsegeln ist er bei 180°) also mussten wir unsere Segelstellung und den Kurs etwas anpassen und siehe da, wir nahmen endlich gute Fahrt auf. So segelten wir die ganze Nacht mit 7-8 Knoten bei einem Wind von 15-20 Knoten unserem Ziel entgegen. Dabei segelten wir in 30 sm Entfernung an Barbados vorbei und konnten bei klarem Sternenhimmel sogar den Lichtstrahl der Insel erkennen. An unserem letzten 24 Stunden Tag auf See machten wir wieder 172 sm, wovon 150 sm in die richtige Richtung gingen.

20. Tag Samstag, 11.12.2021
Land in Sicht!
Der letzte Tag unserer Atlantik-Überquerung ist angebrochen. Wir haben nur noch 36 sm bis zum Ziel. Das bedeutet noch ca. 6 Stunden, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten. Wir hatten auch schon Land in Sicht, und konnten ein paar Bergspitzen der Insel sehen. Im Hintergrund konnte man sogar Martinique erkennen. Gegen Ende schalteten wir unseren Motor an, den wir seit über 2 Wochen nicht mehr gebraucht hatten. Zum Laden der Batterien mussten wir ihn während der Überfahrt nur 3x für ca. 2 Stunden im Leerlauf laufen lassen. Unsere Energie-Planung ist ganz gut aufgefangen. Unsere 4 Solar-Panelen haben die Batterien ganz gut geladen, nur an sehr bewölkten Tagen brauchten sie etwas Unterstützung durch den Motor, da der Windgenerator es alleine nicht schaffte. Wir hatten unseren Kühlschrank und eine weitere Tiefkühltruhe, die ununterbrochen gelaufen sind. Auch der Autopilot verbrauchte eine Menge Strom, wobei wir ihn im Laufe der Überfahrt tagsüber ausschalten und unsere Heidi, die Hydrovane Windsteuer-Anlage arbeiten ließen. Sie machte einen tollen Job und hielt den Kurs ganz gut. Ansonsten brauchten wir die Batterien noch fürs aufladen unserer Handys und Tabletts, sowie für Staubsauger und Sandwich-Maker. Den Motor haben wir nur sehr sparsam eingesetzt, so dass uns von den 200 Liter Diseltank noch mehr als die Hälfte übrig blieb. Unsere 100 Liter Reserve-Kanister, die wir vorsorglich dabei hatten, mussten wir gar nicht anrühren. Um 13.15 Uhr Ortszeit erreichten wir die Nordspitze von Santa Lucia und mussten nochmal eine kontrollierte Halse machen, um über die Nordspitze herum zu segeln. Das war alles kein Problem mehr, da wir mittlerweile gut eingespielt waren. Auch die Kinder waren kräftig am helfen. Ohne sie hätten wir die Überfahrt nur zu zweit nicht so gut gemeistert. 2 sm vor Pigeon Island sollten wir die ARC-Finishline per Funk rufen, um uns anzumelden. Dort bekamen wir nochmal die Anweisung, wo genau sich die Ziellinie befindet. Sie war markiert durch eine gelbe Boje auf der Backbord-Seite und einen Katamaran mit einer orangenen Flagge auf der Steuerboard-Seite. Als wir um Pigeon-Island herum gesegelt sind, sahen wir erst einmal nur mehrere Segelboote, die dort vor Anker lagen, aber keinen Katamaran mit orangener Flagge, geschweige denn eine gelbe Boje. Ein kleines Schlauchboot kam auf uns zugefahren und machte Fotos von uns in Aktion für den Zieleinlauf. Erst als wir näher kamen und nochmal per Funk nachfragen, können wir die Ziellinie sehen, die ziemlich schmal ist. Im gleichen Augenblick kam ein kleines Dingi mit SUP im Schlepptau und vielen winkenden Kindern auf uns zugefahren. Erst als sie die Namen unserer Kinder riefen, erkannten wir, dass es die Kinder der anderen ARC-Familienboote waren, die unsere beiden schon sehnsüchtig erwartet hatten. Wir segelten gemütlich über die Ziellinie, machten unsere Segel runter und entließen unsere Kinder ins Wasser zu ihren Freunden. Dann bemerkten wir, dass wir noch gar nicht anlegefertig waren. Nach so langer Zeit auf See hatten wir fast vergessen, dass wir zum anlegen Fender und Festmacherleinen brauchten. Die Kinder waren verschwunden, also mussten Anne und Hansi die ganze Arbeit alleine erledigen. Schoten der Segel aufklaren, Fender abmachen und an der Reling auf beiden Seiten befestigen, 4 Festmacher-Leinen heraussuchen und auf allen Seiten zum rüberschmeißen klar machen. Als die Arbeit getan war, kamen unsere Kinder wieder an Bord. Und auch unser Freund Gavin von den Waterdogs kam uns mit dem Dinghy entgegen um uns zu unserem Liegeplatz zu eskortieren. Die Marina-Einfahrt war eine sehr schmale Einfahrt und sah eher wie eine Flußmündung aus. Ohne Gavin wären wir wahrscheinlich gar nicht hinein gefahren. Zumal die Lichter hier seitenverkehrt sind, dh. Steuerboard rot, statt grün, wie bei uns und Backbord anders herum. Als wir zu unserem Liegeplatz kamen, warteten dort schon all unsere neugewonnenen Freunde aus Las Palmas auf uns und gaben uns ein sehr herzliches Hallo und Willkommen. Von der ARC gab es einen Rumpunsch und Saft für die Kinder, sowie einen riesigen Obstkorb mit einheimischen Früchten und karibischen Rum zur Begrüßung. Wir waren froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und mit anderen Leuten Leuten sprechen zu können über ihre und unsere Erfahrungen auf dem Weg. Nach 3.064 sm, 20 Tagen und 6 Stunden hatten wir es geschafft. Wir hatten als Familie, nur zu 4, den Atlantik überquert. Viel Zeit zum Entspannen hatten wir leider nicht, weil wir gleich zum Gesundheits-Office gehen sollten. Es war Samstag Nachmittag und das Büro sollte in 20 Minuten schließen. Sollten wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen, hätten wir bis Montag an Bord bleiben müssen. Bei Einreise wurde der Corona-Impfstatus abgefragt und die Temperatur gemessen. Erst als alles OK war, und wir unser weißes Armband bekamen, wurden wir auf Santa Lucia los gelassen. Zum Glück dauerte diese Prozedur und die Einreise Formalitäten nicht all zu lange, so dass wir schnell wieder zu unseren Freunden zurück konnten, um die Willkommenspartys zu genießen. Später an diesem Abend fielen wir todmüde in unsere Kojen und konnten das erste Mal seit 3 Wochen wieder durchschlafen.


Hansi at Sea on SV Kithara


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