Meltemi - Tag 23: Bordbuch der Meltemi, Fluch der Karibik, oder: last order
Hach, hier ticken die Uhren ja komplett anders. Da seile ich mich kurz ab letzten Freitag Abend, kaum daß die Festmacher ausgebracht sind, um unseren Verfolgern - also denen in diesem Block - mitzuteilen, daß wir gut angekommen sind, um am Samstag zu erfahren, daß nix erschienen ist. Was machen wir? Schicken das ganze noch mal 'raus, um am Sonntag zu erfahren: umsonst. Dafür steht Tag 20 jetzt 2 Mal im Blog... Also bitte auch 2 mal lesen, sonst war die Mühe am Samstag umsonst! ;-)
Fluch der Karibik?
Freitag Abend waren wir noch fix in einem Restaurant, Samstag Mittag schnell mal zum Lunch. Was uns nicht klar war: man nimmt am besten eine Dose Nüsse mit, denn vor mindestens einer Stunde Wartezeit serviert man hier nicht. Aber total nett und freundlich, immer laute Musik, die Petit Punch der absolute Hit! Nach dem ersten am Freitag Abend konnten wir den festen Boden unter den Füßen bereits gut ausgleichen...
Die letzten Stunden auf See waren noch mal eine kleine Herausforderung. Glücklicherweise nachdem wir den Spibaum bereits geborgen hatten gab uns noch eine Squall die Ehre. Natürlich waren wir aufgeregt, versuchten noch eine dänische Yacht abzuhängen, fieberten dem Landfall entgegen, und - außerdem waren sie heute bisher alle vorbeigezogen, die Squalls. So erwischte uns diese in kurzen Hosen und T-Shirts unter der Rettungsweste, und außer bannig Wind brachte sie einen Platzregen mit, bei dem der Spruch "es regnet wie aus Eimern" als harmlose Untertreibung erschien.
Nun ging es auch noch an den Wind. Es mußte gerefft werden - die Wasserscheuen stolperten, einen Arm noch halb in der Ölzeugjacke hängend, den Niedergang wieder hinauf, um mit anzupacken. Zwischenzeitlich war es dunkel geworden, und wir suchten verzweifelt nach der Ziellinie. Das Zielschiff und die Winzlingstonne, die das "Tor" bildeten, waren nur sehr schwer auszumachen. Letztendlich half, daß wir die jeweiligen Positionen kannten und in den Plotter eingetragen hatten. Eine letzte schnelle Wende, und wir konnten von 10 abwärts zählen...
Segel bergen, auftuchen, das ging uns überraschend gut von der Hand nach 20 Tagen vor dem Wind. Für Neulinge war das Einfahren in den Hafen ein Erlebnis - irgendwie hatte man immer den Eindruck: da vorn wird dann wohl Schluß sein; jedoch reihte sich Boxengasse an Boxengasse. Wir wurden in unseren Liegeplatz eingewunken, und sehr herzlich von einer anderen deutschen Crew empfangen (danke nochmals, Marcus und Montana-Crew, bis irgendwann im nächsten Hafen). Leinen fest, Schulter klopfen, Glückwünschrufe von den umgebenden Yachten. ARC-Feeling pur. Punch, Persenninge festzurren, trockenlegen (siehe oben, unser Salon sah danach aus wie ein Trockenkeller), auf zum empfohlenen Restaurant, bestellen, warten. War nicht schlimm, denn wir durften ja endlich mal wieder einen heben und so stieg die Stimmung wie ein Barometer bei Annäherung an ein ausgeprägtes Hoch. Die Musik draußen tat ihr übriges, und am Ende hatte sich das Warten wirklich gelohnt!
Umstände und Folgen eines überraschenden nächtlichen Wassereinbruchs von oben sollen hier keine Erwähnung finden, wurden aber abgearbeitet und seitdem scheint uns die Sonne! Wir haben uns verholt in eine Bucht vor St Anne, Martinique, nahe unserem Bestimmungshafen. Endlich mal schwimmen im Atlantik (ja,ja,Zentrale: der Fäk.-tank ist zu), Dinghi fahren, faulenzen - von ein paar kleinen Aufgaben abgesehen (sonst wäre Beate nicht Beate). Das beste: we are back in the EU, voller Empfang in allen Netzen, zu Inlandskonditionen!! Die Briten sollten es noch mal überdenken...
Glücklich und erfüllt von unserem Törn grüßen wir unsere Follower und schließen diesen Blog hiermit ab: Beate und Dye als DHH-Stammcrew, Funkbeauftragter Klaus-Dieter, genannt KDE, Marcel der unermüdliche, Achim der einsatzfreudige, Holger der fleißige, Thomas der beharrliche und Wolfgang, der mit seinem 2-Finger-Adlersystem der Welle trotzte...
Wir alle sagen leise: adieu!
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