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Meltemi - Tag 3 Bordbuch der SY Meltemi - man glaubt es kaum...



Ja,ja, natürlich wollten wir uns längst gemeldet haben. Aber dazu braucht man Zeit. -

Nee, nee, wir chillen hier nicht, sondern sind den ganzen Tag rundum beschäftigt. -

Aber von vorn. Am Sonntag um 10.48 Uhr haben wir abgelegt. Ein großer Moment. Langsam schiebt sich unsere Meltemi aus der Box. Einige Freunde von Beate sind gekommen, fotografieren und winken. An und auf der Hafenmauer Massen von Menschen. Begleitet von heißen Rhythmen passieren wir die Hafeneinfahrt, und mischen uns unter die anderen teilnehmenden Yachten, die sich bereits vor der Startlinie tummeln. Wir setzen die Segel, vermessen die Position des Startschiffs (spanisches Militärschiff) und einer Tonne - dazwischen befindet sich die Startlinie für unsere Gruppe. Die Positionen übertragen wir in den Plotter. Suchen einen günstigen Platz zwischen all den Yachten um uns herum.

Um 12.36 Uhr und 40 Sekunden ist es soweit: wir passieren die Startlinie, liegen gar nicht schlecht, und senden letzte Blicke zurück auf Las Palmas. Das große Abenteuer hat begonnen.

Man glaubt es kaum, wie schnell das Leben an Land verschwindet und das Leben an Bord den Alltag bestimmt. Aber erst heißt es noch weiter Abschied nehmen, Fotos an Freunde, Bekannte und Anverwandte zu senden, nervös zu beobachten wie die Balken auf dem Handy immer weniger werden und dann noch schnell das letzte Telefonat... patsch! Der Empfang weg ist. Und das für längere Zeit.

Gespannte Erwartung und Freude pägen die Stimmung. Das Feld der Yachten zieht sich immer weiter auseinander. Wir bereiten uns vor auf die erste Nacht auf See, Beate erklärt uns worauf es ankommt. Immer noch sind etliche Dinge zu klären. Wachführer werden ernannt, die Aufgaben besprochen, das Verhalten im Cockpit und an Deck während der Dunkelheit. Wofür ist welche Leine, welchem Einsatzzweck dient sie. Wir sollen die Belegung auf dem "Klavier" auswendig lernen. Das sind all die Klemmen, durch die das Tauwerk achtern in das Cockpit geführt wird. Acht an Backbord und acht an Steuerbord. 16 Leinen, die man auch bei Dunkelheit auseinanderhalten können sollte. Uns wird klar: wir befinden uns auf einem anspruchsvollen Ausbildungstörn. Ständig heißt es: lernen, üben, lernen, üben. Dabei waren wir gefühlt doch schon fortgeschrittene Segler - anscheinend mit deutlich Luft nach oben. Es macht einen Riesenspaß dazuzulernen, zu erfahren, wie es Tag für Tag besser läuft.
Bea`s und Dye`s praktisches und theoretisches Wissen beeindrucken uns, und manches geben sie auch en passent gern weiter...

Damit in unserer kleinen Gemeinschaft kein Chaos ausbricht, werden für alle Fragen Beauftragte ernannt: Wassermanagement, Müllmanagement, Motorpflege und -kontrolle, Überwachung der Gasanlage, der Kühlschränke, der Stromversorgung, Rettungsinsel, nautische Aufgaben, medizinische Versorgung, vorbeugende ständige Kontrolle wichtiger Anlagen und Einrichtungen an Bord, und nicht zuletzt die Bordkasse. Keiner bleibt von einem Aufgabenpaket verschont. Auch damit ist klar: hier handelt es sich nicht um einen all-inclusive-Trip. Prompt kommt die sarkastische Anmerkung: da weiß man ja, warum die Kreuzfahrten so beliebt geworden sind...


Ach ja, und die Backschaft. Damit wird auf See so ein wenig Hotel-Mama-Atmosphäre gesichert. Die Backschafter machen Frühstück, Snacks, warmes Essen, Getränkeversorgung, sauber. Das ist wunderbar, ein rundum-sorglos-Paket für schwer schuftende Seefahrer, das nur einen Nachteil hat: jeder ist mal dran.

Bei uns gibt es einen täglich wechselnden Hauptbackschafter, und aus der jeweils anderen Wache einen Hilfsbackschafter, rollierend reihum. Bei 4-Stunden-Wacheinteilung bietet da so manche Freiwache maximal eine Verschnaufpause statt Schlaf. Zwischendurch gibt es ja auch noch die ganzen all-hands-Manöver, in denen alle an Deck mitarbeiten müssen, weil es anders nicht geht. Oder anders kommt als gedacht. Sonntag Abend/Nacht passieren wir ein stärkeres Windfeld. Aber auch unter moderateren Bedingungen kann man sich Backschaft wie folgt vorstellen: man sitzt auf einer Kreuzung aus Dromedar und Rodeo-Pferd. Es schwankt durchgängig hin und her, gemeinerweise unregelmäßig. Und ab und an bockt es unberechenbar. Man hat derweil einen Topf oder eine Schüssel in der einen Hand und greift, sagen wir, nach einer Schöpfkelle... will gelernt sein! Beim Tisch decken ist es wie im Dinner for One in der Schlußphase - Miss Beate schmunzelt.

Selbst gewähltes Schicksal, murmelt ein Crewmitglied. Anmerkung der Skipperin: und auf die Buchungsnummer achten.

Das absurde ist: wir würden es immer wieder tun.
Und das liegt an so Tagen wie dem gestrigen. Schon morgens fast blauer Himmel. Der Wind hat etwas nachgelassen. Die Welle auch. Wir setzen den Parasailor, so etwas wie der Spinnaker der Passatsegler, eine Spende der Fa ISTEC an den DHH, ein Riesentuch. Gestern sind wir schon einmal alles durchgegangen , haben ca 2 Stunden lang alles aufgebaut und die Leinen gelegt, klariert und ausprobiert. Es briste genau in dem Moment kräftig auf, als wir mit den Vorbereitungen fertig waren, und wir eher Ungeübten atmeten durch, als unsere Skipperin entschied, daß beim ersten Setzen vielleicht moderatere Bedingungen herrschen sollten. Also packten wir alles wieder ein, bauten die Leinen wieder um, und setzten den Spinnakerbaum wieder , zum Ausbaumen der Genua, um gefahrlos einen sog. Schmetterling fahren zu können. Das heißt: Großsegel und Vorsegel auf unterschiedlichen Seiten. Wing-on-wing sagen die Engländer. Natürlich dabei eingepickt, denn... wir sagen nur: Dromedar und Rodeo. D
iesmal mit Tauwerk, Blöcken und Baum.

Das war vorgestern. Aber wir wollten über gestern reden. Blauer Himmel, die Temperaturen sind gestiegen, 211 qm Tuch ziehen uns parallel zur afrikanischen Westküste (die außer Sicht ist)gen Kapverden. Wir sind auf der Höhe der Westsahara. Unser Wetterrouting von Wetterwelt in Kiel rät dazu, zunächst in südlicher Richtung bis etwa 200 sm nördlich der Inselgruppe zu segeln, und dann auf Kurs West zu gehen, um optimale Windbedingungen im Passat zu haben. So soll es sein. Wir werden auf Position 20°00'N 19°40'W halsen und Kurs auf Saint Lucia absetzen.

Der Wind ist moderat genug, um sich auf die Plattform achtern zu setzen, angeseilt natürlich, mit einer Pütz. Nach 3 Tagen mit 1 1/2 l Wasser zum waschen pro Tag/Person endlich duschen. Im sitzen. Eimer für Eimer angenehm temperiertes Atlantikwasser über den Körper gießen, ein Genuß. Mit 1 1/4 l aus der Brauchwasserflasche das Salz abspülen, der Rest bleibt für`s abendliche Zähne-putzen.

Der Wind verläßt uns leider, und wir bergen den Parasailor. Noch läuft nicht alles rund, wir wollen üben bis wir das auch in der Dunkelheit können, falls es notwendig werden sollte. Plötzlich ein lautes blasen. Eine Fontäne, ca 300 m entfernt, Peilung 20° über Backbord. Ein großer Buckelwal nähert sich, wie ein aufgetauchtes U-boot, passiert uns in etwa 50 m Entfernung... Begeisterte Rufe, die Kameras werden gezückt.

A propos Kamera. Wir haben leider technische Probleme Fotos hochzuladen, aber wir arbeiten daran...

Dass dieser wunderbare Tag am Abend noch ein weiteres Erlebnis bereithalten würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch darüber schreiben wir im nächsten Beitrag, jetzt werden wieder alle Hände für`s Schiff gebraucht.

Autor: Wolfgang

PS. Die hier veröffentlichten Texte werden von uns gemeinsam beraten und verantwortet, auch wenn nur eine Person als Autor genannt ist.

PPS. Wir können aufgrund der Bedingungen an Bord nur unregelmäßig laut geben. Wenn etwas besonders bedeutsames passieren sollte, versuchen wir umgehend zu informieren. Ansonsten: Kiek immer mol wieder in!








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