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Bluewater Mooney - Tag 13



Es ist der Anlasser, und er arbeitet wieder!

Es hat uns keine Ruhe gelassen.

Die Bluewater Mooney verlangte in den letzten 48 Stunden keinerlei
Aufmerksamkeit. Windrichtung Konstant; Windgeschwindigkeit zwischen 20 und
28 Kn; Welle niedrig; Besegelung volles Groß auf Backbordbug, Genus 60%
gerefft und ausgebaumt auf Steuerbordbug. Autopilot auf Track St Lucia
Nordspitzt; Windeinfallswinkel 150 Grad scheinbarer Wind, also Raumschots
und laufen lassen! Das Reff der Genua folgt der Länge des Spibaums, der
durch seine "Kürze", es ist nun mal kein Passatbaum, die Größe der Genua
limitiert - früher war es üblich auf Spinnaker und damit Spibäume zu
verzichten, und statt dessen Passatbäume zu fahren, die die etwa 2 Meter
länger sind. Davon gab es dann zwei, und eine zweite Genua, und beide Genuas
wurden jeweils zu einer Seite ausgebaumt - sogenanntes Schmetterlingsegeln.
Bei dieser "platt vorm Laken segelei kam es auch zu sehr hohen, jedoch
zumindest in der Theorie nicht maximalen Geschwindigkeiten, weil laminare
Wind Strömungen nicht erzeugt wurden (ist wieder ein Thema für sich). Wir
fahren trotz Schmetterlingbesegelung - Genua auf der anderen Seite nicht
platt vom Laken, die kleine Genua erlaubt es, dass wir auf einem
Raumschotwindeinfall direkt zum Ziel laufen können.

Übrigens: es sind mir schon Yachten gleicher Größe unter klassischer
Passatbesegelung davongelaufen. Also gut überlegen, ob man bei
Blauwasserfahrt auf die sehr kursstabile Passatbesegelung verzichten möchte.
Wir überlassen die Arbeit dem Autopiloten, bekommen die Nachteile ständiger
Kurskorrekturen, wenn auch in kleinerem Maß nicht mit!

Doch weiter zu gestern.

Der erste Platz scheint wegen der Vorteile der Aqualuna nicht zu erreichen,
wir bleiben natürlich dran, aber verhaltener als in den Tagen seit dem
Start.

Was uns aber keine Ruhe ließ, und das aus mehrfacher Sicht, war die
Vorstellung, ohne Antrieb nach der Startlinie irgendwie weiter zu segeln und
auf den Tag zu warten, um irgendetwas zu arrangieren.

Und - der Anlasser musste sowieso ausgebaut werden - dass ein neuer kommen
muss, wenn vielleicht auch nur zur Fehlerdiagnostik war klar. Also warum
dann nicht gleich jetzt ausbauen und nachschauen, der Ausbau mit
Vorbereitung und Erholungspausen hat allein vier Stunden gedauert.

Der Maschinenraum einer Hallberg rassy ist wirklich sehenswert und gehört
bei einer Schiffsführung sehr schnell zu den stolzesten Momenten des Eigners
- unauffällig werden die Gäste als erstes in Richtung Eignerkabine, mit
einem Linkschwenk, ach hier ist übrigens der Maschinenraum geführt -
Eintritt Pflicht!

Und dort präsentieren sich geräumig Hauptmaschine, Generator
Warmwasserboiler, Watermaker, diverse Pumpen etc. andere Yachten "opfern"
diesen Platz nicht, sondern pferchen die Aggregate unter den Niedergang und
den Rest sonst wo hin, und haben statt dessen eine Doppelkabine. Da die
Hallberg Rassy Yachten im Verhältnis zu anderen Yachttypen überproportional,
die größeren auf Langfahrt befindlichen fast ausschließlich von Pärchen
gesegelt werden, war die Entscheidung von Hallberg Rassy Gold richtig.

Es gibt praktisch nur ein Aggregat, welches man nicht vom Motorraum aus
erreichen kann, und das ist der Anlasser! Dieser liegt unter Ölfiltern,
Kühlkanälen etc. auf der Backbordseite der Maschine weit unten: ein
Erreichen von oben auf dem Motor liegend ist nur mit den Fingerspitzen
möglich.

Aber auch hier hat Hallberg Rassy vorgesorgt. Es gibt eine verschraubte Luke
unterhalb der beiden Spülen in der Pantry, und von dort sieht man recht weit
innen den Anlasser.

Also Tür, Abwasserleitungen und Auskleidung des Stauraums unter den Spülen
ausbauen, und dann mit dem Oberkörper in die Enge - Martin hat den Job
übernommen, er hat von uns die schmalsten Schultern, und das war sein
Vorteil, denn zum Teil ist er ganz mit den Schultern, eine nach der anderen
durchgeschlüpft.

Und dann hatten wir ihn in der Hand, sah gewartet aus, nachlackiert, sauber.

Also stimmte die Aussage von Volvo Gran Canaria zum Anlasser. Dieser schien
tatsächlich bei einem Elektriker für Anlasser gewesen zu sein.
Nach dem Öffnen die Enttäuschung - keine sichtbaren Beeinträchtigungen. Alle
Kohlen lagen auf dem Kollektor auf, der Kollektor selber war sauber, keine
Thermischen Verfärbungen, die sichtbaren Lötstellen des Motors waren ok.
Also nur Schleifen mit 800 er Papier, Reinigen mit 95% Alkohol und
zusammenbauen. Dann der Wiedereinbau, und nach weiteren 2 Stunden war alles
wieder wie vorher.

Niemand glaubte an einer Erfolg, und das bedeutete, dass der Fehler nicht
gefunden war, und darüber hinaus, eine weit schlimmere Fehlerursache
vermutet werden musste.

Dann der Startversuch - alles klar mein Kommando aus dem Motorraum. Von der
Steuersäule - ich drehe jetzt auf Zündung, alles normal, Anzeige kommt, ich
drehe jetzt auf Start -

TOT - keine Reaktion - Mist, weniger als vorher!?

Schockminuten der Ruf - es war noch der Ganghebel nach vorne, also
fahrplanmäßig kein Start. Gang zurück in neutral - gleiche Kommandos wie
beim ersten Versuch - und sofort sprang der Motor an! Es war bzw. ist der
Anlasser!

Kleine Mutprobe, sprich Maschine aus, Pause und Neustart, auch jetzt , Motor
sofort angesprungen. 15 min. lang warmes Wasser produziert. Dann aus!

Und ein Manöverbier für alle - Martin nimmt Wasser.

St Lucia wir kommen!

Und jetzt wie es sich gehört, was ein Teil der Show der ARC ausmacht. Jede
einzelne einlaufende Yacht wird rund um die Uhr von einem Empfangskomitee
des WCC empfangen: Girlande, Obst, Flasche Rum und einen Rumpunsch am Steg.
dazu ein Konzert aller schon anwesenden Schiffe, und auch da scheint sich zu
jeder Tages bzw. Nachtzeit ein Crewmitglied in Reichweite des Bedienknopfes
zu befinden, so dass das Konzert schon ein starkes Volumen hat. und es gibt
Applaus von Seiten der Stege! Tolles Gänsehautgefühl - man ist da!

Und am besten ist, es, dass die im Laufe der Nächsten Tage einlaufenden
Yachten ebenso begrüßt werden, die Begeisterung reißt nicht ab, im
Gegenteil, die Spätankommer, zum Schluss weiß man wer noch unterwegs ist und
wann mit der Ankunft zu rechnen ist, werden umso euphorischer ob der
Leistung begrüßt. Toll!


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