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12Moons - World ARC 2012, Bericht 9: Galapagos-Isla San Cristobal



Der Abend wird nicht beonders lang, wir sind etwas müde von den Wachwechseln und haben auch noch eine Stunde Zeitverschiebung, so ist es subjektiv länger hell. Zum Abendessen gibt es Salatbuffet und a la carte, jeder kann nun wieder einmal individuell auswählen. Die Paelia ist sehr gut, ein halber Hummer liegt mit drauf. Der Heimweg führt an herumlungernden Seelöwen vorbei.

 

Am nächsten Morgen muss Benni noch sein Logbuch nachtragen, Stefan kontrolliert sehr streng und so dauert es eine Weile. Annette ist schon mit der Kamera unterwegs, Benni und ich kommen nach. Wir fahren hier mit den üblichen Wassertaxis für 1$ pP, die ständig unterwegs sind, da Dinghis nur sehr eingeschränkt erlaubt sind. Der Hafen selbst hat nur eine kleine Mole, keine Pier, und Fracht zu entladen für die Inselversorgung oder Fährpassagiere bedeuten jeweiliges Ausbooten. Etliche der kleinen Frachtkähne mit Außenborder sind notwendig, um das zu bewerkstellen. An der Mole ist ein Kran, der alles auf LKW umlädt. Sogar kleine Kähne voller Verbundpflaster oder Zement fahren an uns vorbei, natürlich auch Getränke einer bekannten Marke.

 

Ganz knapp vor einem heftigen Tropenschauer erreichen wir den Anleger und retten uns unter eine der überall stehenden Überdachungen. Nun wissen wir warum! Immerhin sind wir hier etwas südlich des Äquators und in einem Monat ist Frühlingsanfang, d.h. dass die Sonne hier fast senkrecht steht. Dieser Schauer ist aber schnell vorbei, in den Straßen fließt das Wasser, es dampft in der Hitze, aber die Luft ist sehr angenehm und nur wenig Abgas belastet. Auf Galapagos herschen ergeizige Ziele bezüglich Energie und Wassermanagement, bis 2017 soll 100% aus erneuerbaren, überwiegend Wind und Photovoltaikanlagen kommen. Ebenso konsequent wird das Müllmanagement betrieben, es ist extrem sauber hier.


Wir bummeln erst einmal durch den Ort, ich suche eine Bank für Dollarnachschub, die Gassen hinter der Promenade sind auch sehr ordentlich, nicht so gestilt, aber viele Geschäfte und alles sehr solide gebaut. Ich biege wieder zum Ufer ab und lande an einem anderen Abschnitt der Promenade, hier mit Grünanlagen und Kinderspielplatz. Dieser ist aber ausschließlich von Seelöwen genutzt, die eher faul herumliegen. Die Promenade selbst ist überwiegend mit Klinkerpflaster belegt, die Holländer können sich fast wie zu Hause fühlen. Einige Teile der Gehflächen sind aber auch als schöner Kontrast mit den poligonalen Lavaplatten belegt, dazwischen immer mal Tiermotive als Mosaik oder Struktur eingefügt. Die Fahrbahnen sind aus Betonverbundpflaster. Alles schön bepflanzt und gut gepflegt, insgesamt sehr ansprechend und einladend. Die Laternen sind aus Holz mit teilweise indirekter Beleuchtung, ganz modern und nachts ausreichend hell.


Hier fließen kaum Fördermittel, sondern alles wird sukzessive aus den Einnahmen des Tourismus aufgebaut. Die Bevölkerung ist aufgeschlossen und freundlich.


Kreditkarten werden überall akzeptiert außer im Laden des Naturparks, US-Dollar ist die Währung, es gibt ein gutes Handynetz (ich habe gestern mit Julian in Saudi-Arabien telefoniert, ihm geht es auch gut) und fast jede Kneipe hat ein kostenloses WIFI (man konsumiert natürlich dort).

 

Nach einigen Einkäufen und Geld besorgen gehen wir auf Expedition: Durch den Ort Richtung Osten, vorbei an einem Ensemble aus neoklassizitstischem Altbau und modernen Gebäuden, welches uns schon vom Wasser aus aufgefallen war und wir für ein Hotel hielten. Es ist aber die 'University of Art an Science Galapagos', mit dem Schwerpunkt Biodiversität und Feldforschung. Studenten aus allen Teilen der Welt absolvieren hier Gastsemester aus assoziierten Studiengängen, es herrscht Campusatmosphäre und der Campus selbst ist der weiße Sandstrand auf der anderen Straßenseite, der in das türkisfarbene Wasser des pazifischen Ozean ausläuft. Leichte Wellen rauschen herein, das Wasser hat 28,7°.

 

Weiter geht es zum 'Centro de Interpretacion del Parque National Galápagos'. Hier entstand ein Informationscenter der Spitzenklasse, behindertenfreundlich über einen fast 200 m langen, 2 m breiten Holzsteg mit maximal 6% Steigung und geraden Stücken im richtigen Abstand erschlossen. Die Abfolge der Information ist klar, zu jedem Thema gibt es gut aufbereitete Schautafeln, auf elektronischen Schnickschnack wurd bewusst verzichtet. Zum Schluss kommen die Bewohner zu Wort, jeder mit einem persönlichen Statement. Für Führungen stehen gut ausgebildete englisch und spanisch sprechende Führer bereit. Benjamin ist ganz begeistert, wird doch Evolution das Thema des 2. Halbjahres sein. Er macht fleißig Fotos und Notizen. Auch die mit modernem Tourismus einhergehenden Probleme werden angesprochen, insbesondere soll ja auch versucht werden, die Bewohner autark werden zu lassen und die Wertschöpfung aus dem Tourismus zu maximieren. Viele Nahrungsmittel werden bereits hier oekologisch angebaut, das soll weiter ausgedehnt werden, um die Gefahr von Einschleppung fremder Pflanzen zu veringern. Alles wird vor Ort reinvestiert, zur Zeit überwiegend in Infrastruktur und Existenzgründungen.

 

Hinter dem Interpretationszentrum geht es dann auf befestigten Wegen durch die Natur. Das ist auch notwendig, denn wir stellen fest, dass die Insel zu fast 100% aus großen Felsbrocken besteht, Mutterboden wie wir ihn kennen, gibt es kaum. Am Meer teilweise Sandstrand, aber nicht aus Quarz, sondern Muschel- und Korallensand, fast ganz weiß. Die Felsen sind aus dunkelrotbrauner Lava, eher porig als dicht, im inneren grau. Wasser kann sich nicht halten, alles versickert, weswegen die Inseln überwiegend karg bewachsen sind. Dass es momentan so üppig aussieht, liegt an der Regenzeit, alle Sammen sind aufgekeimt und eine dichte Vegetationsdecke von bis zu 50 cm Höhe bedeckt die Insel. Dazwischen sind immer auch alte Bäume, aber kaum einer höher als 7 m, überwiegend Akziengewächse, Eschen, Baumwollsträucher und Sukulenten. 2 Kakteenarten dominieren, eine säulige und eine opuntienartige.


Der Weg jedoch ist weiterhin 2 m breit, besteht aus gesägten Platten der Lavafelsen, ist sehr ordentlich poligonal im Mörtelbett verlegt und glatt verfugt. Man wird an amerikanische Reservate erinnert, so ordentlich und unwirklich ist es! Der auf Abenteuer bedachte Mitteleuropäer erlebt hier einen krassen Gegensatz. Aber es wirkt durch das Material wieder versönlich. Die Oberfläche ist unserem geliebten Muschelkalk aus Oberdorla nicht ganz unähnlich, wenngleich dies hier reines geschäumtes Ergussgestein ist und keine maritime Ablagerung. Es macht jedenfalls großen Spaß, hier zu wandern und die vielen Eidechsen, Vögel (überwiegend Modifikationen der berühmten Darwinfinken) und Insekten zu sehen. Mücken gibt es momentan keine, die sollen erst in der Dämmerung kommen. Nach dem Aufstieg auf einen Hügel der zum Meer hin steil abfällt und eine der langen schwarzen Klippen bildet, haben wir einen tollen Ausblick auf eine Bucht, die wie ein Swimmingpool eingefasst ist, und zu der eine Treppe führt. Einige Leute gehen dort baden.
Wir sind etwa 120 m höher und plötzlich von einigen Fregattvögeln umschwärmt.


Der Aufstieg aus Holzstufen mündet in eine Aussichtsplattform über den Klippen und endet hier. Seitlich der Plattform zweigt ein Pfad ab, ein Pfeil lädt zum Weiterwandern ein. Wollen wir es wagen? Benjamin ist mutig schon vorangelaufen, Kamera und Papier werden sorgfältig im Rucksack verstaut da plötzlich wieder einer dieser heftigen Schauer doht, wir gehen weiter. Es geht am Klippenrand entlang, (Annettes bevorzugtem 'Coastal Footpath' nicht unähnlich, es folgen 2 weitere Aussichtspunkte. Und nun sehen wir sie, einige Meter weiter zurück und weiter unten in den Klippen steht ein großer Baum, wir können über die Krone schauen und dort sitzt ein ganzer Schwarm dieser großen Vögel. Ab und zu steigt einer auf und dreht eine Runde. Welch ein Anblick, leider gegen die Sonne schwer zu forografieren. Dann geht es steil bergab, wieder die Frage von Annette, ob wir wirklich weitergehen sollen, aber da der Schauer vorbeigezogen ist, ist der Untergrund nur mäßig rutschig, bald sind wir unten und wieder am Felsufer. Wir sehen Seelöwen nun in der natürlichen Umgebung und jede Menge roter Krabben. Nach weiteren 500 m ist ein Sandfeld hinter den Uferfelsen, hier mündet ein Bach und die Vegetation wird wieder offen. Eigentlich müsste es hier doch Leguane geben, aber es ist keiner zu sehen.... oder? Plötzlich bewegt sich etwas, das Auge reagiert, die extrem gut an die Felsen angepassten Leguane werden sichtbar. Erst einer, dann 3, dann noch 2, dann viele, alle Größen sind vertreten. Es macht Spaß Ihnen zuzuschauen.

 

Später kehren wir um, nehmen noch eine Erfrischung am Campusstrand und gesellen uns zur Happyhour der World ARC, mal sehen, wer heute dazugekommen ist.


Mitlerweile liegen schon fast 20 Boote mit World ARC-Fahne in der Bucht, die Runde wird groß. Mit netten Gesprächen, gutem Essen und der obligatorischen Taxifahrt zum dunklen Boot geht der 2. Tag auf Galapagos zu Ende.


Annette, Benjamin, Stefan, Christine und Johannes.


09-05-UniAuS

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