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Kithara - Logbuch Tag 1 bis 9



Die Atlantik-Überquerung - Logbuch

1. Tag: Sonntag, 21.11.2021
Nach dem Start hatten wir 7-10 Knoten Wind aus Südost. Da wir nach Süden um Gran Canaria herum fahren mussten, blieb uns nichts anderes übrig als zu kreuzen. Hier musste man etwas aufpassen, da von den 154 Booten, trotz unseres späten Starts noch einige in der Nähe waren und ebenfalls kreuzen mussten. Ab und zu kreuzten wir auch unsere Freunde aus England auf der "Cloud Jumper" und winken uns zu. Um 18 Uhr wurde der Wind dann etwas weniger, so dass wir zusätzlich den Motor anschmissen um zumindest ein bisschen in die richtige Richtung fahren zu können. Bevor wir aus dem WLAN-Netz von Gran Canaria rausgefahren waren, verabschiedeten wir uns noch kurz per Handy, für mind. 3 Wochen, von unseren Familien. Da der Wind später noch weniger wurde und die Segel das Flattern anfingen, holten wir sie um 21.30 Uhr rein und fuhren nur noch mit Motor. Gran Canaria sahen wir jetzt nur noch im Rückspiegel. Um 0 Uhr kam dann etwas Wind, so dass wir es mit dem Segeln probierten. Aber
schon
um 2.30 Uhr hörte der Wind wieder auf. Mit der Strömung ließen wir uns für 5 Stunden mit 3-4 kn nach Süden treiben. Als wir nur noch 2 kn Fahrt hatten, machten wir die Segel rein und den Motor wieder an. Auf dem AIS sahen wir noch ein paar Boote, die sich in unserer Nähe befanden. Aber die meisten hatten wahrscheinlich die ganze Nacht durchgemotort und waren über alle Berge bzw. Wellen, wobei das Wasser sehr ruhig und flach war. Nach 24 Stunden hatten wir gerade mal 104 sm geschafft, und auch nur 32 sm Richtung Santa Lucia.

2. Tag: Montag, 22.11.2021
Mittags machten wir den Motor wieder aus und dümpelten mit 1 kn vor uns hin. Auf dem AIS war jetzt kein Schiff mehr zu sehen. Da das Wasser sehr glatt war, nutzte Hansi die ruhige Fahrt um sich um das vordere Navigationslicht zu kümmern, was er in Las Palmas nicht mehr geschafft hatte. Er verlegte die Kabel wasserdicht im Bugkorb. Dafür musste er ein paar neue Löcher bohren, da die Kabel nicht durch die alten vorgebohrten Löcher geführt werden konnten. Er beendete seine Arbeit genau rechtzeitig, bevor es dunkel wurde. Dann konnten wir auch wieder unser Vorsegel setzen und zumindest mit 4 kn weiter Richtung Süden schleichen. Um 20.30 Uhr hörte der Wind wieder auf, so dass wir den Motor erneut einschalten mussten. Im Laufe der Nacht begegneten uns nun wieder ein paar Segelboote. Durch das sparsame Motoren schafften wir in den zweiten 24 Stunden zwar nur 103 sm, aber dafür 84 sm in die richtige Richtung.

3. Tag: Dienstag, 23.11.2021
Um 15 Uhr machten wir den Motor wieder aus, um im.spiegelglatten Meer ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Das Wasser war auch gar nIcht so kalt und da wir vorher gemotort sind, hatten wir danach sogar warmes Wasser zum Duschen. Als wir alle frisch geduscht waren, packte Jenny die Gitarre aus und wir sangen Country Roads, das Lied, was Jenny vorher in ihrer Kabine geübt hatte. Plötzlich kam eine große Delfinschule ganz nah an unsere Kithara. Es waren bestimmt 100 Tiere, die in kleineren Gruppen ruhig um unser Boot herum schwammen. In dem ruhigen Wasser konnte man sie besonders gut sehen und hören, wie sie aus atmeten. Als Jenny aufhörte zu spielen, entfernten sie sich etwas vom Boot. Sobald sie wieder anfing war es als würden die delfine wieder näher kommen. Das ging bestimmt 1 Stunde so, bis Jenny keine Lust mehr zum Spielen hatte und die Delfine wieder langsam verschwanden. Nach diesem tollen Erlebnis machten wir gut gelaunt die Segel raus. Aber nach nur einer Stunde wurde
der
Wind wieder schwächer, so dass wir den Motor zur Unterstützung wieder anmachen mussten, um überhaupt vorwärts zu kommen. Etwas später machten wir den Motor wieder aus, weil wir ja ein Segelboot sind und kein Motorboot. Im Laufe der Nacht nahm der Wind immer weiter zu, so dass wir bis zum Morgen tatsächlich 50 sm am Stück ohne Motor geschafft hatten. Insgesamt haben wir am 3. Tag 111 sm zurück gelegt, sind unserem Ziel aber nur 34 sm näher gekommen

4. Tag: Mittwoch, 24.11.2021
Da der Wind nun direkt von Hinten kam, wollten wir unser Schmetterlings-Vorwind-Stetup ausprobieren. 2,5 Stunden brauchten wir, bis das Schmetterlings-Segel auf beiden Seiten ausgebaumt war. Zuerst wurde das Vorsegel an Backbord am Groß-Baum festgemacht. Dieser musste soweit wie möglich seitlich heraus gelassen werden und mit einer Baumbremse nach vorne fixiert werden. Auf der Steuerboard Seite haben wir einen Spi-Baum, der am Mast festgemacht ist. Dieser muss vom Mast herunter gelassen werden, die Vorschot durch gefädelt und dann ebenfalls nach 2 Richtungen fixiert werden. Mit diesem Setup konnten wir zumindest bis Mittag bei 10-15 kn Wind eine für uns ganz gute Fahrt von 5-7 kn pro Stunde machen. Mittags kam der Wind wieder von der Seite, so dass wir unser Vorwindsegel wieder abgebaut haben. Dabei hatten wir ohne Segel und Motor trotzdem noch eine Gleitfahrt von 4 kn pro Stunde. Als Vorsegel und Groß auf Steuerboard gesetzt waren, konnten wir bis zum nächsten Tag sch�
�n
Richtung Süden segeln. Wir wollten noch nicht zu weit nach Westen segeln, da über den Canaren ein Sturm angekündigt war und wir nicht in seinen Ausläufer geraten wollten. An diesem Tag schafften wir 155 sm und das meiste davon tatsächlich unter Segel. Santa Lucia ist an diesem Tag um 98 sm näher gekommen. Es sind aber immer noch 2.442 sm zu fahren.

5. Donnerstag, 25.11.2021
An diesem Tag war der Wind ab Nachmittag wieder etwas schwächer, so dass wir versuchen wollten unseren Spinnaker hoch zu ziehen. Nicht einmal der Voreigentumer wusste etwas von einem Spinnaker . Unsere Frage danach, beim Kauf im Juni 2021 verneinte er. Wir fanden ihn zufällig unter dem Bett in der Bug-Kabine als wir in Almerimar angekommen waren und uns mal die vorhandenen Segel anschauen wollten. Ausprobieren konnten wir in bisher allerdings noch nicht, da der Wind entweder zu stark, oder von der falschen Richtung kam. Der Spinnaker ist ein ganz dünnes, leichtes Segel, das aussieht wie ein Parasailor und nur bei Winden bis ca. 15 kn benutzt werden sollte, da es sehr schnell reißt. Wir dachten, dass der vorherrschende Wind mit 5-10 Knoten ein idealer Zeitpunkt wäre im ihn hochziehen. Also machten wir ihn am Spinnakerfall fest und zogen ihn vor dem Vorstag nach oben. Aber scheinbar war das Segel zu groß für Kithara. Wir konnten ihn zumindest nicht so weit hochziehen, da
ss er
über die Reling kam. Vielleicht war aber auch der Wind zu schwach, da das Segel immer wieder in sich zusammen viel und ausbrechen wollte. Also zogen wir ihm wieder runter und verstauten ihn wieder unter unserem Bett. Als wir damit fertig waren, schalteten wir den Motor wieder ein, weil der Wind immer noch zu schwach war. Wir nahmen langsam Kurs Richtung West. Nach 3 Stunden versuchten wir es wieder mit Segeln und machen den Motor aus. Um unsere Geschwindigkeit von 3-4 kn pro Stunde zu erhöhen, schalteten wir nur ein wenig Motor dazu. Nachts um 3 Uhr nahm der Wind wieder zu und wir konnten den Motor endgültig aus schalten. Diese 24 Stunden brachten uns 132 sm, davon 131 sm Richtung Ziel.

6. Tag: Freitag, 26.11.2021
Dieser Tag war ein guter Segel Tag. Wir hatten ziemlich konstanten Wind mit 10-20 kn. Und abends zum Sonnenuntergang haben uns wieder ein paar Delfine besucht, die über die noch relativ kleinen Wellen, 0,5 - 1 m sprangen. Da die Wellen sehr klein und der Wind konstant waren, entschieden wir, die Wache nach unten in den Salon zu verlegen und gemeinsam einen Film anzuschauen. Gerade, als der Film zu Ende war hörten wir ein unkontrolietes Schlagen an Deck. Als Hansi schnell nach oben sprang, stellte er fest, dass sich der Autopilot ausgeschaltet hatte und das Boot nun mit flatternden Segeln in entgegen gesetzter Richtung im Wind stand. Zum Glück hielt die Baumbremse des Großbaumes, so dass dieser zumindest nicht auch unkontrolliert herumschlug. Wir konnten uns nicht erklären, wie das passieren konnte. Vielleicht war der Autopilot nach 5 Tagen ununterbrochenem Einsatz einfach überlastet? Er ließ sich aber problemlos wieder einstellen, so dass wir die restliche Nacht norm
al
weitersegeln konnten. Unser Etmal für heute waren 148 sm, wovon es 137 sm in die richtige Richtung ging.

7. Tag: Samstag, 27.11.2021
Heute stand ein Geburtstag an. Hansi, unser Papa wurde 43 Jahre alt. Eigentlich wollten wir ihn überraschen und Brownis backen, während er schläft. Aber an diesem Morgen wollte er partout nicht wieder schlafen gehen. Also setzten wir ihn raus ins Kockpit um Wache zu halten, während wir den Teig zubereiteten. Da das Boot wegen der Wellen ganz schön schaukelte, waren wir uns nicht sicher, ob es in dem kleinen, schwankenden Gas-Backofen überhaupt funktionierte, einen geraden Kuchen hinzubekommen. Der Kuchen wurde immer wieder gewendet, damit er nicht an einer Seite anbrennt. Nach 40 Min. waren die Brownis dann fertig und konnten dekoriert werden. Die Brownis haben auch ohne angezündete Kerzen sehr lecker geschmeckt. Die Kerzen hätten bei dem Wind eh nicht lange gebrannt, außer vielleicht die Zauberkerzen von Siggi-Oma, die man nicht auspusten kann, weil sie immer wieder angehen.
Leider gab es an diesem Tag aber auch schlechte Nachrichten. Von der ARC-Kontroll wurde uns über Satelliten-Telefon per Mail mitgeteilt, dass auf einem Teilnehmer-Boot ein Besatzungsmitglied zu Tode kam. Die genaueren Umstände wurden nicht bekannt, nur dass sie sich ziemlich weit im Norden befanden und wahrscheinlich direkt in den angekündigten Sturm bei den Kanaren gesegelt sein müssen. Zuerst wollte die restliche Crew, Vater und Sohn, alleine weiter segeln, ließen sich dann aber doch von der Mein-Schiff abbergen, welches extra zu ihnen umgeleitet wurde. Ihr Segelboot schwimmt nun irgendwo ohne Besatzung auf dem Atlantik umher. Es machte uns schon sehr betroffen, obwohl wir das Boot gar nicht kannten. Das zeigt mal wieder, wie unberechenbar die Natur und vor allem Wind und Wellen sein können. Für uns war es eine gute Entscheidung zuerst nach Süden zu fahren und nicht wie sonst üblich gleich nach Westen zu ziehen. Dort konnten wir bei 10-20 kn ganz gut und angeneh
m
segeln. Allerdings mussten wir das Vorsegel weg machen, da es auf unserem Raumwind-Kurs zu sehr flatterte. Also fuhren wir nur mit dem Grossegel, welches ziemlich weit außen mit einer Baum-Bremse befestigt war, was sehr gut war, da bei diesem Kurs schon mal schnell eine Halse passieren kann und der Baum ziemlich schnell von einer zur anderen Seite sausen kann. Gegen Abend sollten Wind und vor allem die Wellen mehr werden, so dass wir vorsorglich das Groß zu 1/3 refften. Zum Ausklingen des Tages wollten wir eigentlich ein Würfel Spiel mit den Kindern machen, aber die Erwachsenen sind dabei bereits um 20 Uhr eingeschlafen. Das Spiel musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, da noch die Nachtwachen einzuteilen waren. Die Nacht war geprägt von mehreren kleineren Regenschauern, die auch stärkeren Wind von über 30 kn mit sich brachten. Zum frühen Morgen hin wurden auch die Wellen mit 3-5 m höher und Kithara rollte immer wieder unangenehm zur Seite. Trotz gerin
ger
Segelfläche legten wir an diesem Tag wieder 148 sm zurück und kamen unserem Ziel weitere 141 sm näher.

7. Tag: Sonntag, 28.11.2021
Wind und Wellen nahmen tatsächlich zu und kamen jetzt aus Süd-Osten, später direkt aus Ost. Da wir schon ziemlich südlich waren, entschieden wir uns nun einen westlicheren Kurs zu segeln. Immer wieder erschienen andere ARC-Teilnehmer-Boote auf unserem AIS, so dass wir mit unserem Kurs nicht ganz verkehrt liegen konnten. Allerdings hatten wir unser perfektes Vorwind-Segel-Setup noch nicht gefunden. Das mit dem Ausbaumen beider Vorsegel zum Schmetterling war eigentlich ganz gut, aber ziemlich zeitaufwändig für Auf- und Abbau. Also wollten wir es ausprobieren, beide Vorsegel auf einer Seite mit dem Spinnacker-Baum fest zu machen und das Groß-Segel auf der anderen Seite auszubaumen. Das klappte aber nicht, da das eine Vorsegel etwas kleiner ist und flatterte. Also bauten wir alles wieder zurück und segelten nur mit dem weit ausgebaumten Groß-Segel. Hatten wir das Vorsegel dazu genommen, wäre es im Windschatten des Groß-Segels immer wieder eingefallen. Wir hatten durchg
ängig
immer 20-27 kn Wind aus Ost, so dass wir eigentlich mit einem Vorwind-Segel hätten gut nach Westen segeln können. Nur mit dem Groß, mussten wir einen Raumwind-Kurs nach Südwest segeln. Was eigentlich OK war, weil Santa Lucia noch etwas südlicher ist. Allerdings waren die hohen Wellen von bis zu 5 m sehr ungemütlich und ließen Kithara unangenehm schaukeln und Rollen. Es gab auch immer wieder Böhen von 30-42 Knoten, so dass wir unser Groß für die Nacht um 1/3 verkleinerten. Dennoch schafften wir an diesem Tag 147 sm unter Segeln und 139 sm näher an Santa Lucia heran zu kommen.

8. Tag: Montag, 29.11.21
Je weiter wir nach Westen kamen, umso mehr fliegende Fische sahen wir. Und jeden Tag landete mindestens einer an Deck von Kithara. In der letzten Nacht landete einer sogar direkt neben Anne im Cockpit. Vor lauter Schreck, warf sie erst einmal die verknotete Vorschot über Bord. Da der arme Fisch so stark zappelte, war es nachts eine Überwindung ihn anzufassen und über Bord zu werfen. Leider kann man diese Fische nicht essen. Zum Angeln war es auch zu wellig, so dass wir wohl so schnell keinen Fisch zu essen bekommen werden. Ansonsten war unser Tagesablauf eigentlich immer gleich. Jeder frühstückte individuell, wie er wach wurde. Ein gemeinsames gemütliches Frühstücken am Cockpit-Tisch war aufgrund des Wellenganges sowieso nicht wirklich möglich. Danach döste jeder noch so ein bisschen vor sich hin. Das Highlight des Tages war die tägliche Funkrunde über SSB um 12 Uhr. Bis dahin war jeder mehr oder weniger ausgeschlafen, wollte aber auf jeden Fall hören, wie es de
n
anderen Booten so ging, wo sie sich befanden und vor allem, wie das Wetter dort gerade so war. Der Funk klappte die ersten Tage ganz gut, aber je weiter sich das Feld von einander entfernte, war es nur noch ein einziges Rauschen und Piepsen. Nach schriftlicher Rückmeldung des Controllers über unseren Tracker, waren von ihm auch immer weniger Boote zu hören. Die Aufgabe des Controllers wurde jeden Tag von einem anderen Boot übernommen. Er führt das Gespräch und spricht jedes Boot auf seiner Liste einzeln an, denn nicht jedes Teilnehmer-Boot verfügt über SSB. Hansi versuchte alles mögliche, das Rauschen zu verringern und die leisen Stimmen im Hintergrund hervorzuheben, bis ihm die glorreiche Idee kam mal den Windgenerator und die Solaranlage auszuschalten. Außerdem gab auch der Autopilot noch ein störendes Geräusch ab, den man aber nur abschalten konnte, wenn man von Hand steuern wollte. Auf jeden Fall konnten wir uns ab da wieder mehr an der Runde beteiligen. Danac
h gab
es eine Positionsliste über Satellit herunter zu laden, auf der man sehen konnte, wo sich die anderen Boote befinden, und wie weit sie noch vom Ziel entfernt sind. Einige hatten schon ihren Turbo gezündet und waren uns einige 100 sm voraus. Ein paar unserer Freunde machten einen Zwischenstop auf den Kap Verden und warteten auf besseres Wetter und weniger Wellengang. Am Nachmittag überlegten wir dann, was wir zu Abend essen wollten und machten ggf. ein Fleisch aus der Kühltruhe. Dann gab es für jeden meist einen kleinen Snack. Es wurden Schularbeiten gemacht, gelesen oder spiele gespielt, soweit dies bei der Schaukelei möglich war. Manchmal musste an den Segeln etwas verändert werden, oder wir machten eine kontrollierte Halse, um den Bug und den Kurs zu ändern. Später wurde gekocht und gemeinsam zu Abend gegessen. An diesem Abend fiel uns das erste Mal auf, dass die Sonne nicht mehr um 17 Uhr unter ging, sondern erst um 19.30 Uhr. Auch der Sonnenaufgang war nicht me
hr um 7
Uhr, wie wir es von den Kanaren her kannten, sondern erst um 8.30 Uhr. Unsere Bordzeit ließen wir auf der Canarischen Zeit ( = minus 1 Stunde zur deutschen Zeit) weil das die utc (d. h. International festgelegte Zeit nach Greenwich) ist. Wir befanden uns bereits auf dem 30. Längengrad. Las Palmas liegt auf dem 15. und Santa Lucia erst auf dem 60. Wir müssen also noch ziemlich viel weiter nach Westen segeln. In diesen 24. Stunden segelten wir 151 sm, Santa Lucia kam dabei um 138 sm näher.

9. Tag: Dienstag, 30.11.2021
Nachts wechselten wir uns alle 3-4, manchmal auch 5 Stunden ab. Je nachdem wie fit wir waren. Die Kinder waren meistens bei der ersten Wache bis Mitternacht dabei. Tagsüber konnten sie auch schon mal eine Wache zu zweit übernehmen. Aber nachts wollten wir sie mit den Wellen und Squalls noch nicht alleine lassen Diese Nacht war wie die meisten anderen auch, davon geprägt, dass es immer wieder kleinere Schauer mit sehr starken Wind bis zu 42 kn gab, die wir abwettern mussten. Man nennt dies Squalls. Zum Glück hatten wir bisher noch kein richtiges Gewitter mit Blitz und Donner. Aber so reicht es uns auch schon. Wenn so ein Squall kommt, muß man schauen, dass man rechtzeitig vorher die Segelfläche reduziert. Man merkt es, wenn der Wind kontinuierlich mehr wird und auch noch Regen hinzu kommt. Es dauert meist nur ein paar Minuten, bis das Schlimmste wieder vorbei ist, aber in dieser Zeit, kann es passieren, daß man klatsch nass ist, weil soviel Regen auf einmal kommt. Sche
inbar
haben wir tatsächlich eine blöde Zeit zum Überqueren des Atlantik erwischt. Denn so viele Squalls und so hohe Wellen wie dieses Mal ist selbst für den Atlantik nicht üblich. Manchmal kommt es einem vor, als sei man in einem einzigen Squall, der mehrere Tage andauert. Das Wetter soll sich auch in den nächsten Tagen nicht merklich ändern. Auch die Wellen, die eigentlich lang gezogen aus einer Richtung kommen sollten sind sehr unbeständig. Sie sind zwar immer da, sind aber viel kürzer als üblich und kommen mal von hinten, oder auch von den Seiten, was die Fahrt sehr ungemütlich macht. Durch diese schlechten Bedingungen werden die Boote natürlich sehr stark beansprucht. So hat ein Boot seine Rettungsinsel verloren, die sich aufgeblasen hatte und nun herrenlos auf dem Atlantik treibt. Ein anderes Boot hatte einen Wassereinbruch, was sie aber scheinbar stoppen konnten. Bei einem dritten Boot ist eine der Wanten gebrochen, was natürlich nicht gut ist, weil sie den Mast
halten.
Zum Glück sind wir vor solchen Katastrophen bisher verschont geblieben. Das einzig gute an den Konditionen ist, dass man schnell vorankommt, obwohl man kaum Segel draußen hat, weil man teilweise die hohen Wellen schön runter surfen kann. In den letzten 24 Stunden hatten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 7 Knoten, obwohl wir nur das Halbe bis max. 3/4 vom Groß-Segel draußen hatten. Damit erreichten wir unser bisher höchstes Etmal von 160 sm.



Hansi at Sea on SV Kithara


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