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Zara - Tag 10 - die Zweite



Di, 01.12. ' Bergfest ' Das Nachspiel
Das Bergfest ist immer noch in unseren Köpfen. An verschiedensten Orten über und unter Deck gehen die Crew-Mitglieder entspannt ihren Verrichtungen und Gedanken nach. Einige haben schon ausgerechnet, dass wir vor der Zeit in St. Lucia ankommen werden (siehe California surfin - feeling) und mahlen sich schon aus, was sie dort schönes anstellen/trinken werden. Und dann passiert es ! Wie in Zeitlupe flattert die Genua (das große Vorsegel) herunter aufs Vorschiff, ihr bauchiger Teil steht noch einige Sekunden im Wind bis auch dieser in sich zusammen fällt, über die Reeling an der Bordwand herunter rutscht und durchs Wasser mitgeschleift wird. Fassungslosigkeit. Was ist passiert ? Dieses Segel hat uns über 2.700 Kilometer besten Vortrieb geleistet und schleift nun schlaf durch die Atlantikwellen.
Nach einer Sekunde der Sprachlosigkeit kommen wir zur Besinnung. Die Hälfte der Crew rennt aufs Vorschiff. Peter hangelt sich bäuchlings an der Reeling runter und bekommt den Segelkopf mit ausgerenkten Armen zu fassen. Wir zerren das Vorsegel an Bord und vertäuen es provisorisch an der Backbord-Reeling. Offenbar hat sich der Rollreffwirbelschäkel (Segelhalterung), der das Vorsegel nahe der Mastspitze fixiert, geöffnet. Eine höchst ungewöhnliche Situation, die keiner von uns zuvor erlebt hatte. Der Skipper entscheidet sich für die einzig erfolgsversprechende Vorgehensweise. Nach kurzer Besprechung bleibt uns wohl oder übel nichts anderes übrig als ihn trotz Atlantikwellen mittels einer Winsch am Spifall (lange Leine, die bis in die Mastspitze läuft) in den 20 m hohen, gefährlich schwankenden Mast zu hieven. Wir können ja nicht einfach irgendwo festmachen. Um das Schiff in eine ruhigere Lage zu bringen, versucht der Skipper ein Segelmanöver. Dabei schlägt uns das Großsegel nach Steuerbord herum und knallt mit voller Wucht gegen die Saling (das sind stabilisierende Querverstrebungen am Mast aus Metall). Wir denken noch, es sei alles glimpflich verlaufen, als wir in etwa 12 m Höhe einen ca. 30 cm. langen Riss im Großsegel entdecken, der offensichtlich bei diesem Manöver entstanden ist. Jetzt haben wir plötzlich 2 wesentliche Probleme! Der Skipper entscheidet, die Rettung der Genua auf morgen zu vertagen, um angesichts des kurz bevorstehenden Sonnenuntergangs uns der Reparatur des Großsegels zu widmen, um nicht ohne jeglichen Segelantrieb durch die Nacht zu driften. Wir holen das Großsegel ein auf das inzwischen stark schwankende Schiff. Behende klettert Hannes (Ihr erinnert Euch, der der vom Schnibbeln nicht lassen kann) auf das Oberdeck und greift zusammen mit Ulf, Peter und Vismay nach dem wild nach links und rechts schlagenden Baum mit dem wüsten Knoll des herunter gelassenen Großsegels darauf. Sie durchwühlen den Segelstoff und finden den Riss. Mit beherzten Stichen nimmt Hannes die Operation am offenen Segel vor, assistiert von Peter, der ihm die Haken, bzw. das Segeltuch straff hält. Eine gute Stunde später ist die Operation geglückt, das Großsegel wieder oben und unser Patient wider in Fahrt. Die Genua ist morgen dran -
Euere schreibenden Segeldoktoren

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