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Zara - Log Tag 1 -3



An alle Daheimgebliebenen, Landratten und sonstige Segelabenteuerverweigerer Unser Blog beginnt bei 22 Grad 12 min. Nord und 22 Grad 05 Min. West. Im Landrattengebrauch bedeutet dies Mitten auf dem Atlantik, allerdings noch relativ nahe der afrikanischen Küste (350 Seemeilen nordwestlich von den Kapverden).

Leider kommen wir erst heute zu dieser Berichterstattung, da die Hauptoberfahrtenschreiber beschlossen haben, sich den Gesetzen des Ozeans nicht widerstandslos zu ergeben. Doch der Ozean kennt keine Gnade. Wir lagen beide die ersten 2 Tage grün und blau gefleckt in unseren Kojen, und zwar ohne Mageninhalt, dafür aber Seekrankheitspillen kauend, Ohrpflaster beklebt und Ingwer-Tee intubiert.

So, 22.11. - Erste Nacht auf See

Um 13:00 zwängen sich 230 Segelyachten an der jubelnden Menge neugierieger Einheimischen, Touristen und Paparazzis durch die enge Einfahrt des Sporthafens von Las Palmas. Der Jubel schwillt an zu einem wahren Tosen als unsere Crew in ihren besten Atlantik-Leibchen an der Reeling aufgestellt die Hafenfanfare passiert. Der bunte Haufen an der Reeling besteht aus einem Berufsskipper (Vismay), einem Abenteuerreisenerfinder (Ovid), einem Herzchirurgen (Hannes), einem Airliner (Mike), einem Rechsanwalt (Peter), einem Berufssoldaten a.D.

(Ulf), einer motorradfahrenden Büroangestellten (Bärbel), und einem hanseatischen Kaufmann (Heiner). Wir hoffen sehr, dass sich dieser bunte Hunde-Mix während den nächsten ca. 3.000 Seemeilen in irgendeiner Weise sich als nützlich erweist.

Dass das Ganze kein Kindergeburtstag werden würde, wird uns sehr schnell klar als wir die ersten 3 Leichtwindsegel bei unseren Konkurrenten bereits in der heißen Startphase reißen sehen. Unser Skipper hatte uns zu dem Thema bereits am ersten Tag gesagt, dass diese Segel auf dieser Strecke nicht nur bei einer Regatta ein Handicap darstellen (wir halten es da eher mit dem Seepferdchen: edel im Auftritt, elegant im Wesen, was sich bei solch einer Regatta schon das Eine oder andere Mal als nützlich erwiesen hat).

Kurz nach dem Start wurde uns direkt vor Augen geführt was mit einer der drei Kollisionsängsten eines Atlantikseglers auf sich hat (Kollision wahlweise mit Supertanker, 40-Fuss Container, oder schlafenden Walen).

Ein algerischer Riesen-Container-Frachter war wahrscheinlich nicht über den Start der Regatta informiert; ihm blieb nichts anderes übrig als mitten durch das 230-Yachten starkes Starterfeld hindurch zu semmeln.

Nach dem ersten Sonnenuntergang dann die erste Belohnung für unseren

Wagemut: die erste wunderschöne, sternenklare Nacht.

Mo, 23. Nov - Die ersten Delfine

Während der ersten Tageswache springt uns die erste Delfinschule an Backbord entgegen. Ganz offensichtlich hatten sie ihre Lehrerin nicht dabei, da sie längere Zeit ausgelassen an unserer Bordwand und vor dem Bug herumsprangen.

Den Wachplan hatten wir am Tag zuvor erstellt. Nach demokratischen Diskussionen über den besten Wachplan für unser Projekt haben wir uns auf 3 Tag-Wachen (8 - 12:00, 12:00 - 16:00 und 16:00 - 20:00), gefolgt von 4 Nacht-Wachen (20:00 - 23:00, 23:00 - 2:00, 2:00 - 5:00 = Hundewache, und 5:00 - 8:00) geeinigt. Wir gehen jeweils eine Wache mit

2 Personen. Wache bedeutet Steuern, Ausguck halten, Funkverkehr abhören.

Gleich an diesem ersten vollen Tag wurde uns erneut klar, dass es bei unserer Reise nicht nur um possierliche Delfinchen, blasende Wale oder Sonnenbaden an Deck gehen würde. Am frühen Nachmittag erhalten wir die Meldung, dass eine der anderen Yachten wegen Ruderschaden aufgegeben und die Crew abgeborgen werden musste.

Dies beeindruckte uns umso mehr, als bereits am späten Nachmittag von den 230 Yachten nur noch ca. 20 verstreut am Horizont in Sicht sind.

Di, 24. Nov - Warum ist der Teich so groß ???

Kennen die anderen eine Abkürzung ? Wo sonst sind sie alle geblieben ?

Während des Tages sehen wir gerade mal 5 Segler und während der letzten Nachtwache sind dann endgültig alle verschwunden. Die haben uns doch wohl nicht allein gelassen ?

Wir nutzen die unbeobachtete Situation, um uns vom Skipper vormachen zu lassen, wie man sich auf hoher See duscht und wie das Wäschewaschen funktioniert. Menschen-Wäsche: ab ans Heck, Schlagpütz (stabiler Eimer aus dem Baumarkt) mit Wasser direkt aus der See füllen, über den Kopf schütten, fertig. Anschließend mit einem Liter vom streng rationierten Süßwasser Salz abspülen.

Kleider-Wäsche, erster Akt: man nehme 2 handelsüblichen, schwarzen Müllbeutel (zieht Sonnenwärme stärker an), gebe 2 - 3 Salzwassereimer hinzu, rühre unter leisem Fluchen die Schmutzwäsche unter, verschließe sodann den Müllsack, vertäue diesen gut am Hauptmast, und lasse das Schaukeln des Schiffs den Rest erledigen.

Kleider-Wäsche, zweiter Akt: zum Spülen der wie oben beschrieben behandelten Wäsche fädele man jedes einzelne Teil auf einer langen Leine und lasse diese zu Wasser, schleppe sie eine halbe Stunde hinterm Schiff durch den Atlantik. Das Resultat: kein Tröpfchen Lauge mehr in der sauberen Wäsche. Das Ganze bitte zu Hause nicht nachmachen, da es entscheidend darauf ankommt, als Wäscheschleppleine nur nicht färbendes Material zu nehmen und auch sonst ein waches Auge insbesondere auf brüchige Unterwäsche zu halten, die sich offenbar ohne große Anstrengung von derselbigen verselbständigen. Auf jeden Fall sind wir nun klüger als vor dem Experiment.

Euere Fahrtenschreiber (Peter & Ovid) mit Grüßen von Bärbel, Vismay, Hannes, Mike, Peter, Ovid, Ulf, Heiner für:

Gerhard, Gabi, Elke, Marlies, Annette, Mona, Bärbel


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