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Kithara - Logbuch Tag 10 bis 16



Die Atlantik-Überquerung - Logbuch


10. Tag Mittwoch 01.12.2021
Natürlich bekamen die Kinder auch dieses Jahr wieder einen Adventskalender, obwohl sie lange gezittert haben, ob es einen geben wird. Hansi meinte, wir haben keinen Platz für so einen Schnick-Schnack. Und Weihnachten wird dieses Jahr auch anders gefeiert als sonst. Sonst gab es immer ein großes Fest mit unseren beiden Familien. Jenny hatte schon alle 16 Personen zu uns auf die Kithara eingeladen, was aber natürlich leider nicht geht. Auch die Schlesischen und Nürnberger Würstchen, die wir sonst an Heiligabend verputzten, wird es in der Karibik wahrscheinlich nicht geben. Wir werden versuchen unsere alten Traditionen mit neuen Traditionen aus der Karibik zu verbinden. Aber jetzt hat uns erst wieder eine neue Hiobsbotschaft erreicht. Eine weitere Segelyacht musste aufgegeben werden, weil sie scheinbar ein unlösbares Problem am Steuerrad hatten. Die 4 Besatzungsmitglieder wurden unversehrt von unseren englischen Freunden auf der Magic Dragon aufgenommen, die in der Nähe
waren
und mit 4 Kindern bereits zu 6 auf dem Boot waren. Das Problem für uns ist, dass das Geisterschiff noch irgendwo vor uns treibt und wir noch daran vorbei müssen. Nachts ist es wahrscheinlich nicht beleuchtet. Wir hoffen nur, dass zumindest das AIS funktioniert falls wir in seine Nähe kommen. Am Ende dieser 24 Stunden hatten wir wieder 152 sm auf unserem Tacho und davon 146 sm nach Westen.

11. Tag Donnerstag, 02.12. 2021
Dieser Tag verlief sehr ruhig und gechillt. Die Wellen, aber auch der Wind hatten uber Nacht etwas nachgelassen. Nachdem wir die letzte Nacht wegen der Squalls nicht so viel Schlaf bekommen haben, lagen wir alle etwas faul an Deck bzw. die Kinder in der Kajüte. Eigentlich wollten wir unseren Autopiloten etwas entlasten und unsere Windsteuerung, die Heidi einschalten und auch endlich nochmal unsere Vorwind-Besegelung ausprobieren, wenn die Wellen etwas nachgelassen haben. Aber irgendwie hatten wir dafür keine Lust. Nach der Funk-Runde, bei der wir alle gut hören konnten, sie uns aber leider nicht, dösten wir noch etwas, bevor es dann Abendessen gab. Wir sind insgesamt schon 1.560 sm gesegelt und haben noch 1.400 sm bis zum Ziel, d. h. wir mussten, vor allem in den ersten Tagen, bereits 260 sm in eine andere Richtung segeln bzw. kreuzen. Aber die erfreuliche Nachricht ist: Am nächsten Tag werden wir unser Bergfest für die Hälfte der Strecke feiern dürfen. Von den anfang
s 2.690
sm haben wir die Hälfte geschafft und werden dann nur noch 1.350 sm bis Rodney Bay in Santa Lucia vor uns haben. Unser Etmal für diesen Tag lag bei 153 sm, davon 147 sm Richtung Ziel.

12. Tag: Freitag, 03.12.2021
Heute schafften wir es vor der Funk-Runde endlich unsere Heidi einzuschalten und dem Autopiloten mal eine Pause zu gönnen. Da der Autopilot beim Funken ein störendes Geräusch abgibt, hätten wir ihn eh wieder kurz ausschalten müssen um von Hand zu steuern. Das von Hand steuern ist ganz schön anstrengend bei diesen Wellen, daher waren wir froh, dass Heidi dies jetzt für uns übernahm. Nach der Funk-Runde waren wir dann auch endlich bereit unsere beiden Vorsegel für das Vorwind-Segeln auszubaumen. Mit dem Groß-Segel auf der einen Seite ist es nicht möglich direkt vor dem Wind zu segeln, weil es dann schnell mal back steht und das Boot abbremst, wenn der Wind nach einer Welle mal schnell von der anderen Seite kommt. Das Ausbaumen der beiden Vorsegel war nicht ganz so einfach, weil das Boot trotz der nur noch 2m statt 5m Wellen immer noch sehr stark schaukelte und es vorne an Deck nicht so viele Möglichkeiten zum Festhalten gibt. Da wir diesmal schon wussten, wie wir da
s am
Besten hinbekommen, konnten wir das Setup in einer statt 2,5 Stunden aufbauen. Zuerst glaubten wir, dass es nicht viel Geschwindigkeit brachte, auch weil der Wind etwas nachgelassen hatte. Bei 13-20 kn segelten wir in einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 7 kn pro Stunde, was wir vorher auch machten, aber da hatte es mehr Wind, was wir erst im Laufe der folgenden Nacht merkten. Jetzt waren wir mit etwas mehr Wind bis 25 kn, deutlich schneller. Unter Deck fühlte es sich irgendwie an, wie auf einem Rennboot. Wir machten die Vorsegel sogar etwas kleiner, um ein bisschen Ruhe in Kithara zu bekommen. Aber vorher hatten wir ja noch unser Halbzeit-Essen, Hansi hatte extra Lammkeule mit genommen, was mit einer leckeren Erdnuss-Butter-Kruste im Gasofen zubereitet wurde. Dazu gab es gehopselte Kartoffeln, Karotten, Bohnen und Blumenkohl. Da wir nur 2 Herdplatten haben, musste dies in Schichten zubereitet und nochmal kurz aufgewärmt werden. Das Servieren war bei dem Welleng
ang
auch eine Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt. Das Fleisch war sehr zart und lecker, genauso wie das Gemüse. Wir feierten unser Halbzeitfest, während die ersten beiden Boote der Racing Devision bereits in Santa Lucia angekommen sind. Wahnsinn, wie schnell die unterwegs gewesen sein müssen. Doppelt so schnell wie wir. Wir schafften an diesem Tag unsere bisher weiteste Strecke mit 162 sm in 24 Stunden.

13. Tag: Samstag 04.12.2021
An diesem Tag ging die Sonne wieder eine halbe Stunde später auf, nämlich erst um 9 Uhr Bordzeit, d.h. dass wir wahrscheinlich wieder eine Zeitzone überschritten haben. Man merkt auch, dass es langsam wärmer wird. So haben wir letzte Nacht das erste Mal keine Jacke für die Nachtwache gebraucht. Und auch tagsüber brennt die Sonne richtig runter, so dass wir unser Sonnendach wieder hin machen mussten, um zumindest etwas Schatten zu bekommen. Das Duschen draußen mit kaltem Wasser ist jetzt eine schöne Abkühlung. Wir haben uns entschieden nur draußen zu duschen, obwohl wir auch im Bad eine Dusche hätten. Es ist schwierig die Feuchtigkeit nach dem Duschen aus dem Boot zu bekommen, wenn man während der Fahrt keine Fenster öffnen kann. Vom segeln her werden wir immer mutiger und schneller, d. h. wir machen nicht automatisch die Segel kleiner, sobald es dunkel wird, sondern erst wenn Wolken zu sehen sind und der Wind weit über 30 Knoten anzeigt. So haben wir in den verg
angenen
24 Stunden 173 sm geschafft und sind Santa Lucia weitere 170 sm näher gekommen.

14. Tag Sonntag, 05.12.2021
Wir sind nun schon 2 Wochen auf dem Wasser und segeln schon den 3. Tag durchgängig mit unserem Vorwind-Stetup. Der Geschwindigkeitsanzeige nach zu urteilen kommen wir gut voran. Wir machen im Durchschnitt weiterhin ca. 7 kn pro Stunde. Heute ist schon der 2. Advent. So richtig in Weihnachts Stimmung sind wir aber noch nicht, auch weil wir keine Weihnachtsdeko mitgenommen haben. Wir hätten auch nichts hinstellen können, weil alles im Boot, was nicht niet- und nagelfest ist, umherfliegt. Obwohl der Wind genau von hinten kommt, was das Segeln eigentlich angenehmer macht, ist unsere Fahrt doch ganz schön unruhig. Es gibt immer noch Wellen, von 2-3 Meter Höhe, die wir oft runter surfen können. Aber manchmal kommen sie eben auch von der Seite so, daß unsere kleine Kithara ziemlich hin und her schaukelt. Tagelang hatten wir kein anderes Schiff in der Nähe oder auf dem AIS. In dieser Nacht waren es 2 oder 3 andere Segelboote, die im Umkreis von 5-12 sm um uns herum segelten.
Das war
einerseits toll, endlich wieder etwas anderes als nur blaues Wasser und Wellen zu sehen. Aber andererseits musste man bei der Nachtwache umso mehr aufpassen, damit man sich nicht in die Quere kommt. Wir konnten unser Etmal in den letzten 24 Stunden tatsächlich nochmal auf 176 sm steigern, was uns das Ziel um 175 sm näher brachte.

15. Tag Montag, 06.12.2012
Heute war ein sehr bescheidener Tag und eine noch schlimmere Nacht. Es war den ganzen Tag bewölkt und immer wieder kamen Squalls, die zwar guten Wind, aber auch viel Regen mit sich brachten. Tagsüber war das ja noch einigermaßen OK, weil es nicht so kalt war. Die Wachen konnte man da im Bikini machen. Aber nachts war es schwieriger, weil alles so dunkel war und man die noch dunkleren Wolken nur erahnen konnte. Vorsorglich hatten wir unsere Vorsegel auf die Hälfte reduziert. Nachts um 1 Uhr, als Hansi seine Nachtwache eigentlich beendet hatte und schlafen gehen wollte, kam dann der richtige Hammer. Regen, wie aus Eimern gegossen und starker Wind bis zu 47 kn (= 9 Beaufort) aus allen Richtungen. Man konnte gar nichts mehr sehen. Normalerweise sind diese Squalls nach 15-30 Minuten vorbei. Aber dieser wollte gar nicht mehr aufhören. 1 Stunde lang peitschte der Wind mit über 30/35 Knoten auf uns ein. Jedes Mal, als der Wind-Messer unter 30 fiel, dachten wir es wäre vorbei,
aber
dann stieg er plötzlich wieder auf 37/40 kn an und der Höllenritt ging weiter. Wir waren durchnässt bis auf die Unterwäsche und zitterten am ganzen Körper. Zur Hälfte wegen der Kälte und zur anderen Hälfte aus Respekt vor der See. Um die Segel noch weiter zu reduzieren, war der Wind einfach zu stark. Zumal wir dafür noch eine freie Winsch benötigten. Für unser Vorwind-Segel mussten wir die 2. Winsch als Umleitung auf die eigentliche Winsch nutzen, da die Vorschot durch den höher hängenden Baum gezogen wurde und nicht direkt auf die Winsch belegt werden konnte. Sie käme von zu weit oben und würde sich auf der Winsch verknoten. Wenn man diese Umleitung lösen wollte, musste man die Vorschot lockern, so daß das Segel bei dem Wind zu stark flattern würde und wahrscheinlich gerissen wäre. Also ließen wir die Segel so wie sie waren, versuchten so gut wie möglich vor dem Wind zu bleiben und beteten zu Gott, dass der Sturm bald vorüber sein möge. Irgendwann, na
ch sehr
langen 60 Minuten war der Spuk dann vorüber und wir hatten zum Glück alles heil überstanden. Die durchnässten Klamotten legten wir erst einmal ins 2. Bad und ließen sie dann am nächsten Tag in der Sonne trocknen. Zum Glück gab es in dieser Nacht keine weiteren Vorkommnisse dieser Art. Aber jedes Mal, als eine dunkle Wolke über uns zu sehen war und der Wind etwas stärker wurde stieg die Panik wieder hoch. Erleichtert übergab Anne um 5 Uhr die nächste Wache an Hansi und fiel ins Bett. Trotz der reduzierten Segel waren wir an diesem Tag doch wieder 171 sm gesegelt, aber diesmal nur 163 sm zum Ziel.

16. Tag Dienstag, 07.12.2021
Was wir gestern zu viel Wind hatten, war heute zu wenig. Die Squalls hatten die komplette Energie aus der Gegend anscheinend aufgesaugt und verbraucht. Zuerst dumpelten wir mit halbem Segel und 4-5 Knoten die Stunde umher, da immer noch dunkle Wolken um uns herum waren, von denen wir diesesmal zum Glück verschont blieben. Außerdem lagen uns die Erlebnisse der vergangenen Nacht noch tief in den Knochen. Die Kinder hatten von dem Sturm zum Glück nicht all zuviel mitbekommen und fragten nur ob letzte Nacht etwas passiert sei. Als die dunklen Wolken vorüber gezogen waren, trauten wir uns die Vorsegel wieder vollständig raus zu holen und machten bei einem Wind zwischen 13-20 Knoten gute Fahrt mit 7-9 Knoten. Wir haben jetzt nur noch 600 sm vor uns.

Hansi at Sea on SV Kithara


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