Auch dieses Jahr sind wieder zahlreiche Boote aus dem deutschsprachigen Raum bei der ARC dabei. Es sind Boote mit Freunden, Familiencrews, Boote mit Kleinkindern, Regattasegler und Charterboote, wobei letztere vollkommen ausgebucht sind und lange Wartelisten haben. Nach den beiden trüben Coronajahren herrscht eine ansteckende Aufbruchstimmung in der Flotte.
Spitzenreiter, was die Anzahl der Überfahrten angeht, ist Christoph von Reibnitz. Als Mann der ersten Stunde segelte er 1986 die erste ARC und ist der Veranstaltung treu geblieben, allerdings stieg er auf einen Oldtimer um. Die Yacht war 1936 nach Plänen des Flensburgers Henry Gruber in der Art der amerikanischen Ocean Racer gebaut worden. Unter dem Namen Peter von Danzig war die Yawl lange Zeit das Flaggschiff des Akademischen Segler-Vereins (ASV) in Kiel. Fast ein halbes Tausend junger Menschen erfuhr auf diesem Stahlschiff eine seemännische Ausbildung.
Die Yacht überquerte über zwanzigmal den Atlantik, sie rundete Kap Horn und segelte um die Welt. 1991 wurde die Yacht von ihrem neuen Eigner liebevoll restauriert und auf den Namen Peter von Seestermuehe getauft. 2021 wurde die gesamte Yacht unter Deck restauriert und strahlt seitdem wieder in traditionellem Glanz. Für Christoph von Reibnitz, der schon mehrmals seine Klasse sowie das Prädikat „Schönste ARC-Yacht, gewonnen hat, ist 2022 die 15. ARC. Seemannschaft wird bei ihm schon immer großgeschrieben, und seine Mitsegler lernen, sicher mit der Hand zu steuern.
Interessanterweise ist auch der neue Peter von Danzig des Akademischen Segler-Vereins Kiel, wieder am Start. Es ist ein 55 Fuß Seekreuzer, gebaut nach einem Entwurf von Georg Nissen bei den Thyssen Nordseewerken in Emden 1992. Der Peter von Danzig wurde speziell nach den Anforderungen des ASV nach einer schnellen und sicheren Hochseesegelyacht konstruiert und gebaut. Seit seiner Indienststellung 1992 hat sich der Peter überaus erfolgreich im Hochseesegelsport bewährt. Er überquerte bereits fünfmal den Atlantik, segelte nach Grönland und Island und umrundete in einer Hochseeregatta einmal den Globus. Der Peter ist regelmäßiger Teilnehmer an Kieler Woche, Nordseewoche und Cowes Week. Auch bei der ARC geht es für die 12 StudentInnen an Bord um sportliches Segeln ohne elektrische Hilfe.
Die unter österreichischer Flagge fahrende Adrienne wird von Tanja und Thomas geführt, die seit vielen Jahren von der Bretagne über Spanien und Portugal zu ihrem Winterquartier in der Karibik segeln. Sie haben mehr als 115.000 Seemeilen auf dem Buckel und lieben es, als ausgebildete Segellehrer den Gästen an Bord Navigation beizubringen und den Sextanten für die Astronavigation während der langen Atlantiküberquerung einzusetzen. Sie hatten im Laufe der Jahre gute Erfolge in der ARC und sicherten sich 2020 einen 4. Platz in ihrer Klasse. In diesem Jahr feiern sie ihre 10. Überfahrt. 2018/19 nahm Adrienne an einer Weltumsegelung im Rahmen der World ARC teil und legte 26.000 Seemeilen in 1 Jahr 3 Monaten und 8 Tagen zurück. Die Crew besuchte 18 Länder, probierte 18 verschiedene Biersorten (sagt Thomas) und verwendete 16 Währungen.
Biggi und Torsten sind ein deutsches Paar aus München, dessen Liebe zum Abenteuer, zum Aufbruch zu neuen Ufern und zueinander sie an Bord der Swan 48 namens Ambra zur ARC 2022 geführt hat. Alles begann in einer kleinen norddeutschen Stadt namens Laboe, als Torsten, der von kleinauf segelt, Ende 2013 die 43‐Fuß‐Hallberg‐Rassy Victoria kaufte. Nachdem Biggi und Torsten zwei Jahre in der Ostsee verbracht hatten, beschlossen sie, ihren Horizont zu erweitern, um über die Ozeane der Welt zu segeln. "Wir sind durch die Nordsee gesegelt, die Atlantikküste hinunter ins Mittelmeer", erklärt Biggi. "Wir haben Victoria im Herbst 2019 in der Türkei verkauft und jetzt segeln wir unsere Swan 48 Ambra und setzen unsere Reise über den Atlantik fort." Torsten ist ein typischer Ingenieur und liebt Projekte. Der gebürtige Deutsche zog für sieben Jahre nach Australien, später für drei Jahre nach London. Er traf Biggi 2009 in Österreich. Biggi ist Marketing-Managerin und hatte keine Segelerfahrung, aber eine angeborene Abenteuerlust und das Bedürfnis, die Welt weiter zu erkunden. Sie ist die Stimme von Ambra und kümmert sich um das Bloggen, Twittern, Facebook und Social Media Marketing online.
Nicole und Wilhelm segeln Bluewater Mooney, eine HR 54. Sie haben zuvor ihre Gruppe bei ARC 2010, ARC 2015 und ARC Europe gewonnen und sind mit jeweils 4 Personen an Bord gesegelt. Doch dieses Jahr stellen sie sich einer neuen Herausforderung, indem sie die ARC 2022 zweihand segeln. "Dies wird unsere erste Überfahrt zu zweit sein. Wir freuen uns sehr auf diese neue Erfahrung!", sagen die beiden.
Constantin Claviez segelt seit seiner Kindheit, mit 250 000 sm im Kielwasser. Die ARC 2022 ist seine 10. Atlantic Rally for Cruisers. Die Charisma ist eine Nautor's Swan 441, die 1980 gebaut und von Ron Holland entworfen wurde. Diese Yacht hat sich bei Schwerwettertrainings, Offshore-Trips und Regatten bewährt. Die Swan 441 fährt unter deutscher Flagge, ist von der BG‐Verkehr für weltweite Reisen zugelassen und erhält regelmäßig das Schiffssicherheitszertifikat. An Bord sind erfahrene Besatzungsmitglieder, die sich der Herausforderung der Atlantiküberquerung bewusst sind.
Die Familie Agthe segelt seit dem 17. Juli 2022 mit ihrer Good Fellow nach Süden, nachdem sie ihre Heimat Deutschland verlassen hat. Marko hegte schon immer den Traum, auf große Fahrt zu gehen und beschloss an seinem 40. Geburtstag, segeln zu lernen. Er machte seinen Bootsführerschein, und dann begann die Jagd nach dem richtigen Boot. 2019 kauften Claudia und Marko eine bewährte Blauwasseryacht, eine Jeanneau Sun Legende 41, und passten sie an ihre Bedürfnisse für die Langfahrt an. Mit ihren Töchtern Luise (13) und Juliane (16) im Schlepptau freuen sich die beiden auf das große Abenteuer. Ihr Vorankommen wird von einem Filmteam begleitet. Juliane nimmt an einem Umweltprojekt teil und sammelt Wasserproben dafür.
Die Makhanee aus der Schweiz segelt mit 2 Ehepaaren. Die Eigner haben ein befreundetes Paar spontan gefragt, ob sie mitfahren wollten, und sie sagten „Ja“, da sie auch mit 60 noch sehr abenteuerlustig sind. Die Schweizers haben das Boot seit Juli 2022 und bisher keine größere Segelerfahrung, beschreiben sich selbst aber als gemütliche Reisende. „Unser Boot ist der VW unter den Catamaranen, also sehr durchdacht, erprobt und mit guter Ausstattung,“ sagen sie. Die Makhanee wird sie sicherlich gut über den Teich bringen.
Das Team auf der Montana von 1972 geht davon aus, dass die von Sparkman & Stephens entworfene Swan 48 immer noch "das Zeug dazu hat", und hofft, dass es eine Wiederholung der Leistung vom letzten Jahr gibt, als Montana als erstes Boot der Cruising Division die Startlinie überquerte. Skipper Markus Bocks hat über 40.000 Seemeilen in seinem Kielwasser und wird sein Wissen in seiner vierten ARC an seine Crew weitergeben. Montana ist das zweitälteste Boot der Flotte, aber achten Sie auf die Leistung, da der deutsche Skipper sehr erfahren darin ist, das Maximum aus dem Boot herauszuholen.
Nach mehr als 18 Monaten harter Arbeit bei der Restaurierung seiner 42 Jahre alten Hallberg-Rassy 352 in einem eiskalten Schuppen in Mönchengladbach, sagt Thomas Clemens, ein Landvermesser aus Düsseldorf: "Es hat sich gelohnt und jetzt bin ich auf einem einjährigen Sabbatical von der Arbeit." Im Jahr 2014 fragte ein alter Freund, ob er Interesse hätte, das Boot zu kaufen, das sich in einem eher schlechten Zustand befand. Es war unschlagbar günstig, doch die Investitionen, die er seitdem getätigt hat, haben den Kaufpreis bei weitem überschritten. Er arbeitete jede freie Minute daran und war oft der Verzweiflung nahe, aber dann wurde Petoya Too mit Hilfe von Freunden und Familie (sein Bruder überholte den Motor komplett) schließlich renoviert und im Mai 2016 zu Wasser gelassen. Trotz zahlreicher langer Segeltörns, darunter eine ARC, vergaß er nicht seine alte Idee, mindestens einmal mit dem eigenen Boot Atlantik rund zu segeln. "Obwohl das Boot mittlerweile 42 Jahre alt ist (Baujahr 1980), segelt es immer noch extrem gut und ist trotz seines Gewichts (leer ca. 6,7 t) schneller als erwartet", sagt Thomas.
21 deutsche Boote überqueren gemeinsam den Atlantik mit der ARC 2022. Dazu kommen 1 Österreicher und 1 Schweizer Boot. Nach dem Start am Sonntag, 20. November um 13.00 Uhr Lokalzeit kann das Vorankommen der Yachten durch die YB-Tracker auf unserer Webseite verfolgt und die Tagesberichte der Boote können gelesen werden.