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Adelante - ARC over and out



Liebe Freunde

Am frühen Donnerstag morgen, 0323 local time, überquerten wir die quer durch die Rodney Bay liegende Ziellinie. Damit waren wir 17 Tage und 18 Stunden unterwegs gewesen und hatten 2890,2 nautische Meilen zurückgelegt. Giovanni hatte am Vorabend als erster "Land in Sicht !" gemeldet. Es waren die Lichter von Martinique, das knapp nördlich von St.Lucia liegt. Für die Zieldurchfahrt liessen wir zur Dekoration das Grosstuch stehen, aber es war schon die längste Zeit stinkflau gewesen, und wir waren froh, mehr als genug Diesel in separaten Bidons gebunkert zu haben und dem Motor beim gemütlicheln Brummeln zuhören zu können. So 100 Meilen vor dem Ziel waren in der Nacht am Horizont endlich wieder andere Yachten sichtbar geworden. Vorher war die "Konkurrenz" weit genug auf dem grossen Meer verteilt gewesen, dass wir nur höchst selten einen Sichtkontakt gehabt hatten. Jetzt also konnten wir recht gut zwei Kategorien von Booten identifizieren: Die mit Diesel, die sich mit uns bewegten, und die ohne den Saft, die in der Flaute dümpelten. Mithilfe des AIS ( Automatic Identification System ) kann man auf dem Kartenplotter ein Schiff anklicken und erfährt dann diverse Informationen wie speed und Fahrrichtung: So z.B. Segelyacht XY, 1 Knoten Fahrt Kurs 290° (gut wären 260° !), mitten in der Nacht, vermutlich Autopilot, Kühlschrank etc. ausgeschaltet, um die Batterien zu schonen, ein Mann Höhe knüppelnd am Steuer und am Ausrechnen, wie lange denn der Törn mit diesem jämmerlichen speed noch dauern würde: Wir haben diese Mannschaften nicht beneidet. Dabei waren auch wir im Vergleich mit den schnellsten Teilnehmern sehr langsam.. Das ARC hat sich im Lauf der Jahre von einer beschaulichen Zielfahrt zu einer in der race - Kategorie sehr intensiven Regatta entwickelt, und das wirkt sich auch auf die Cruiser aus.
Man sollte meinen, dass der Zieldurchgang grosse Emotionen und Jubel auslösen müsste, aber dem war nicht so. Erst musste noch der Weg durch die Dutzende vor dem Hafeneingang vor Anker liegenden Yachten gefunden werden. In der Trägheit des Dahinplätscherns hatten wir es sogar fertiggebracht, den Hafenplan nicht zu studieren ! Also noch einwenig Aufregung, doch einmal am Liegeplatz belegt wurden wir von ARC Leuten sehr freundlich begrüsst und mit dem ersten heissen Karibikdrink, Bier und Champagner versorgt. Diese Infusionen sorgten dann für Hochgefühle, wir testeten schon einmal, ob wir beim Gehen schwankten, und gingen dann erst einmal ohne Schichtbetrieb richtig ausschlafen. Seither haben wir dank Temperatur und Luftfeuchtigkeit den Karibikrythmus voll verinnerlicht: Wir hängen herum, nach 1200 Uhr das erste Bier, warten bis es Abend und das Essen fällig wird. Wir haben uns auch an den festen Boden unter den Füssen gewöhnt, die Wände wanken nicht mehr, wenn wir uns in einem Raum befinden. Ein Tagesausflug mit einem guten Taxidriver hat uns die anspruchsvolle vulkanische Topografie der Insel und die strengen Lebensbedingungen der Insulaner drastisch vor Augen geführt. Wir haben viele Menschen gesehen, denen man nicht gerne nachts in einer stillen Strasse begegnen möchte. Es hängen auch überall Rastafaris herum, die immer etwas zugedröhnt scheinen. Eine Broschüre des ARC warnt auch ziemlich eindringlich vor zuviel Vertrauen in das Gute im Menschen. Der Hafen aber ist ein geschütztes Biotop, wo sich die Yachties ungestört tummeln und die verschiedenen Restaurants und Strandbars besuchen können. Die einen lecken die Wunden und reparieren ihre Boote, andere versuchen ihre zerrissenen Spinnaker wieder gebrauchsfähig hinzukriegen, and andere, vorwiegend Skandinavier, lassen sich füs erste einfach einmal sinnlos volllaufen. Dass Adelante bis auf den einen Schaden zu Beginn nichts abbekommen hat ist auf das vorsichtige Anpassen der Segel an die Windstärken zurückzuführen. Die Regattaheinis an Bord hatten die Anweisungen unseres Bootseigners nicht immer cool gefunden, schliesslich sind wir ja froh, wenn wir endlich einmal überpowered sind. Aber ein 24-Tönner mag das nicht, er ächzt ,chroost und wird nicht mehr schneller, dabei kann das schöne und teure Segel oben kann nichts anderes als aus den Lieken fliegen ! Der Sieger in unserer Privatwertung der Jeanneau 54DS, der uns über 100 Meilen abgenommen hat, stellte heute mit Erschrecken fest, dass das Steuerblatt an seinem Schiff delaminiert hat und in sich in zwei Hälften gespalten hat. Überhaupt haben wir unsere Sache nicht so schlecht gemacht, heute sind dreieinhalb Tage nach uns noch zwei Schwesterschiffe im Hafen eingetroffen.
Wir von der Adelante haben uns noch nicht ausgesprochen, ob wir diesen Trip nocheinmal machen würden. Aber jeder von uns hat diese Atlantiküberquerung mit all den Facetten voll genossen.
Von Peter U. Wyss


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