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Flying Fish - 1. Woche



Das Leben an Bord besteht nicht nur aus Segeln, dh Segel setzen, bergen, steuern und Essen und schlafen. Jedes Segelboot ist zugleich ein schwimmender Reparaturbetrieb, unsere Flying Fish ist da keine Ausnahme:
 
So bauten wir als erstes die bb-Lichtmaschine aus, nach dem sie kokelnd ihren Geist aufgab. An so einem Teil kann der Laie nicht viel reparieren, trotzdem hofft er, dass nach pfleglicher Behandlung und liebevollem Wiedereinbau das Aggregat wieder seinen Dienst verrichten wolle - vergeblich. Also noch Keilriemen runter, damit kein weiterer Schaden entsteht. Als nächstes war ein Riß in unserem Parasailer zu beheben, eine nächtliche Fahrt mit Boen bis 27 kn hatten ihm und den Schoten zugesetzt. Also Parasailor runter und Klebearbeiten auf dem bewegten Vorschiff, Schoten zum Glück lang genug um die schamgefielten Stellen zu entsorgen. Bei den Arbeiten an der Lichtmaschine fiel auf, dass der Ruderschaft zu viel Spiel hatte, er wacckelte und schwankte in siner ausgeleierten oberen Führung so stark, dass es wahrscheinlich bald zu Wassereintritt kommen würde infolge des Ausschlagens der Abdichtungen am Rumpf. Also hier in stundenlanger Bastelarbeit auf schaukelndem Boden (2m Welle) eine Stabilisierung aus einem Brotzeitbrett erarbeitet, durch Stephan, seines Zeichens Arzt, auf der Flying Fish doch bis jetzt ausschließlich als talentierter und kompetenter Bordmechaniker tätig, wobei es auch bleiben möge. Eine an der Mastspitze durchgescheuerte Spifall - wir hatten beim Setzen nicht bemerkt, dass sie über das Vorstag lief - ließ die frei gefahrene 2. Genua baden gehen und die restliche Spifall sich in den Schutz des Mastinneren zurückziehen. Die badende Genua war rasch geborgen, bestand doch noch über Hals und Schothorn eine Leinenverbindung zum Boot. Unangenehmer war das Bergen der Spifall aus dem Mast, ein ziemliches Gefummele am Seemannsstuhl hängend auf 1/3 Masthöhe, übertroffen von dem Wiedereinfädeln der Spifall in die Umlenkrolle an der Mastspitze in luftiger Höhe von 18 m bei einem bei 1m Welle  weit hin und her schwankendem Mast. Die Übung glückte, bescherte mir jedoch trotz 4 facher Sicherung (2 Zugleinen, 1 Sicherungsleine um den Mast und 1 Sicherungsleine nach unten zur Stabilisierung) zahlreiche blaue Flecken. Zwischendurch werden dann noch Schubladenveriegelungen, Toiletten usw repariert, bevor  auch unsere 2. = stb Lichtmaschine ihren Dienst quittiert. Das macht uns nachdenklich: sollen 2 Lichtmaschinen binnen 3 Tagen wg Altersschwäche ausfallen, oder liegt hier ein Fehler in der Elektrik vor, der unsere Limas killt? Wie machen wir weiter ohne ergänzende Stromversorgung durch gelegentlichen Motorbetrieb? Die vorhandenen Solarzellen decken nicht den Bedarf aller Verbraucher. Also beginnt ein Tag der Analysen und des Messens. Wo fließt Strom hin, mit welcher Spannung kommt er an oder auch nicht, was läuft in die Regler hinein und was hinaus, welche Leistungen haben die weiteren Limas, die die Motorbatterien versorgen, können diese für die Haushaltsbatterien genutzt werden ohne dass sie Schaden nehmen usw? Am Ende eines arbeitsintensiven Tages - Gott sei Dank weht der Passat gleichmäßig, erfordert wenig Eingreifen und Claudia steuert - erproben wir die Überbrückung von der kleine Lima auf die Haushaltsbatterien. Die Messungen im Probebetrieb liefern eine gewisse Entspannung. Wir können schwachen Ladestrom abzweigen u den Haushaltsbatterien zuführen. Zugleich werden  verzichtbare Verbraucher vom Netz genommen (Gefriertruhe, Wandler z 240V-Versorgung, 1 Plotter, Radar solange klare Sicht besteht, bei Bedarf auch noch der Kühlschrank.  Claudia ändert den Speiseplan, das Gefriergut muss nun vordringlich weg, die Angel bleibt drin, weil zuerst mal das auftauende Fleisch zu verzehren ist. Die schwenkbaren Solarpanele werden stündlich nach dem Sonnenverlauf ausgerichtet, wenn sie denn scheint.
 
Nun ist es nicht so, dass währenddessen nicht gesegelt werden würde. Das läuft einfach mit, teilweise natürlich eingeschränkt, zB wg fehlender Spifall. Die beständigen Winde und unser Autopilot der eine Windsteuerung zuläßt, ermöglichen eine stete Fahrt ohne durchgehende Kontrolle des Kurses und der Segelführung. Schließlich hält der Autopilot das Boot immer im gleichen Winkel zum einfallenden Wind.  Da fährt man bei drehendem Wind natürlich nicht mehr in die gewünschte Richtung, aber das kann dann alsbald korrigiert werden. Schließlich fahren wir nicht in der racing-Klasse und uns ist eine gemütliche Fahrt wichtiger als eine schnelle.
 
Es ist auch nicht so, dass keine Muße und Spaß an Bord sind. Gemeinsam wird ausgedehnt gefrühstückt, gemütlich mittag- und abendgegessen, hierzu steuern die wachführenden Männer idR nur die Hilfe beim Abwasch bei, die ganze Arbeit leistet Claudia. Daneben findet jeder mal Zeit für ein  Nickerchen zwischen den Wachen und  Lesezeiten. Beim Wechsel der Segel wird ein Badestop eingelegt (natürlich mit zuvor ausgebrachter Schleppleine und mind 1 Mann an Bord). Zwischenzeitlich: Wassertemperatur ca 23 Grad, Tagestemperatur um die 25 - 28 Grad und nachts nur wenige Grad darunter (war vor wenigen Tagen weiter nö noch kühler).
 
Gestern begleitete uns für etwa eine Stunde eine Delphinschule, geschätzte 15 - 20 Delphine. Wir waren ihnen und sie uns eine geliebte Abwechslung auf ihrer bzw unserer Reise.
 
Und gestern feierten wir den ersten Advent: Claudia hat an Weihnachtsdekoration gedacht, Weihnachtssterne und -kugeln schmücken den Salon. Was fehlt, sin die Weihnachtsmärkte, mit dick vermummten weißen Atem blasenden Menschen und Glühwein. Was wir haben sind Bratwürste auf dem Grill, die wir im t-shirt verzehren und so erleben wir einen meerblauen warmen Adventsbeginn.
 
Vorweihnachtliche Grüße
Claudius
19 00 N
032 18 W



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