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Adelante - Ein Tag im Passat - Teil 2



Soeben hiess es "alle Mann an Deck !" Der Spi hat sich in einem plötzlichen Windloch zu einer schönen 8 um das Vorstag gelegt. Zuerst Versuch die Lieken auseinander zu ziehen, haut nicht, also zurück in den sehr engen Bergeschlauch, alles neu ordnen und wieder hoch mit dem Spi.

Jetzt ist wieder alles o.k. und aus der Kombüse steigen bereits wohlgefällige Gerüche.

Die Tage, wie wir sie jetzt erleben, sind von einer noch nie erlebten Ästhetik. Wir haben uns alle an die Schiffsbewegungen gewöhnt, die Geräusche des Wassers und im Schiff sind irgendwie vertrauenserweckend und melodiös. Die Windstärke ist zwar selten genügend, wir hätten gern 20 m/s, dafür stresst sie uns nicht. Die Sonne, seit dem Start immer wieder von Wolken versteckt, begleitet uns vom Morgen bis Abend 12 Stunden lang auf unserer Backbordseite. Mehr als 100 Seemeilen auf dem gleichen Schlag, Ihr müsst Euch das einmal vorstellen !! Am Morgen steigt die Sonne zwischen Wolkenbänken über dem Heck auf, jetzt am Mittag steht sie 2 Finger neben dem Masttop, und abends wird sie backbord hinter dem Spi niedergehen. Das Wasser ist ja über 23 Grad warm,deshalb die hohe Luftfeuchtigkeit, die uns unter anderem die kitschigsten Sonnenauf- und Untergänge beschert.

Die Düfte aus der Küche haben sich übrigens materialisiert, es gab grünen Salat und eine Komposition aus Gemüsen, Eierschwämmli und Poulet, baptised " pollo alla Giovanni". Schon früher haben wir unserem cuoco das Wort "huereguet"und seine Bedeutung beigebracht, er spricht es schon leidlich Züritüütsch aus. Auf Lozärnisch würde es noch besser tönen, gäll Tomi!

Das "rolling through the night " toppt eigentlich den Tagesverlauf noch. Hat man sich erst an die schnell eintretende Dunkelheit gewöhnt, leuchtet die Venus aus der Himmelskuppel. Dann nehmen die Sterne den gleichen Verlauf wie tags die Sonne, beim Wachwechsel um 0300 steht Orion neben dem Masttop. Jetzt ist Neumond, so werden manchmal Milchstrasse und irgendwelche Sternennebel in unglaublicher Klarheit sichtbar, und dazwischen flasht ein Meteor mit mächtigem Schweif. In unseren Alpen gibt's ja auch eindrückliche Sternenhimmel, aber es sind halt immer die Berge im Weg. Hier auf dem Atlantik herrscht Universum ! Die Nacht kann aber auch etwas unheimlich sein. Auf einer Wache war es pechschwarz wie in einem Kuhmagen, eine tiefe Wolke hüllte uns eine Weile total ein. Auch können sich aus solchen Wolken "squalls" entwickeln, Gewitter mit Sturmböen, die blitzartiges Reffen verlangen.

Unsere Routenwahl erfolgt nicht etwa empirisch, sondern aufgrund diverser Informationsquellen aus dem Internet, und mithilfe eines vom Skipper engagierten Routenberaters, der uns mindestens zweimal im Tag mit Empfehlungen versieht. Die bordeigene Routenempfehlung durch unseren eigenen Wetterspezialisten Capt. Laszlo hätte nicht anders ausgesehen, wir sind nur sicherer, dass wir nicht falsch liegen, eine mittlere Route gewählt zu haben. Es merken auch langsam alle, dass eigentlich der Weg das Ziel ist. Trotzdem halten wir Adelante aber immer mit kleinsten Korrekturen auf Vollspeed, den Ehrgeiz haben wir ja auch mit an Bord genommen.

Bis bald, Euer Pe
Von Peter U. Wyss


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