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Venice - Logbuch Tag 9+10 - Viel gefischt und trotzdem Pasta gegessen



Wir schreiben Tag 11 im Logbuch der SY Venice. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits 1495sm zurueckgelegt, es bleiben aber immer noch 1769sm vor uns. Eine einfache Rechnung zeigt, dass dies eine voraussichtliche Fahrstrecke von 3264sm ergibt, bei einem effektiven Weg gemaess Karte von nur 2780sm. Was beweist, dass insbesondere beim Segeln nicht der kuerzeste auch immer der schnelleste Weg bedeutet. Trotz genauer Wetterdaten ist es nicht einfach, eine eindeutige Strategie zu definieren, die uns auf dem schnellsten Weg nach St. Lucia bringt. Seit unserem Start wird die Routenwahl von verschiedensten Tiefauslaeufern beeinflusst, welche immer wieder eine unstabile Windsituation ergeben und lange Umwege zur Folge haben. Das Einzige was uns etwas beruhigt ist die Tatsache, dass die ganze ARC Flotte den selben Bedingungen unterliegt und damit leben muss. Unseren Rueckstand als Folge des Strategiewechsels konnten wir noch nicht ganz aufholen, aber es bleiben ja noch mindestens 10 Tage Zeit dafuer. Wenn die Vorhersage stimmt, dann sollten wir in den kommenden 24 bis 36 Stunden endlich in den Einfluss des Passat gelangen, welcher uns fast "direkt" in die Karibik bringen wird.
Den gestrigen Tag mit neuerlicher totaler Windflaute haben wir u.a. dazu genutzt uns zu waschen, duschen und rasieren. Nun zirkulieren wieder sehr angenehme und frische Zitrus-Aromen durch die Kabinen. Die Entsalzungsanlage an Bord produziert taeglich 80-100lt Frischwasser (bei Bedarf auch mehr), was es uns erlaubt regelmaessig unter eine erfrischende Dusche zu stehen. Im Unterschied zur Schweiz haben wir hier Tagestemperaturen von +30° im Schatten und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit.
So langsam neigen sich unsere Frischprodukte wie Obst, Gemuese und Fleisch dem Ende entgegen. Was wir noch nicht verzerrt haben, flog stinkenden ueber Bord. Es ist schwierig bei derartigen Aussentemperaturen und nur wenig Kuehlraum Frischprodukte lange zu lagern. Spaetestens ab Morgen werden dann Muesli, Pasta und Konserven unseren Menuplan bestimmen. Selbstverstaendlich lassen wir nichts unversucht, damit frischer Fisch unsere Auswahl etwas vergroessert. Die bisherigen Versuche mit den speziell fuer diese Ueberfahrt besorgten XXL-Koeder waren bislang sehr erfolgreich. Leider aber nur in der ersten Phase des Fischfangs. Die Fische, welche sich bislang an unsere Koeder gehaengt haben waren alle derart gross und schwer, dass wir auch unter dem Einsatz vereinter Kraefte keine Chance hatten, diese Monster an Bord zu hiefen. Ronny hatte gestern Nachmittag eine 120cm lange Gold Makrele bis ueber den Bootsrand gezogen, als der Koeder im duemmsten Moment ausriss und wir die Sojasauce und das Wasabi wieder verraeumen mussten. Danach gab's dann eben wieder einmal Pasta. Heute versuchen wir es mit etwas kleineren Koedern.

Das wichtigste fuer mich auf der bisherigen Reise ist die Tatsache, dass es noch keinerlei Blessuren zu verzeichnen gab (Blasen eingerechnet) und die ganze Crew bestens harmoniert und funktioniert. Wir legen alles daran, dass dies bis zum Ende so bleibt.
Die Wachtwechsel zu Unzeiten verlaufen zwar meistens eher ruhig und unspektakulaer, aber ohne Murren und sehr puenktlich ab. Dabei wartet in der Kueche immer ein frisch zubereiteter Illy Café auf die neue Mannschaft.
Etwas gewohnungsbeduerftig fuer uns alle waren und sind noch immer die raben schwarzen Naechte. Nach dem Sonnenuntergang wird es sehr schnell schwarz um uns herum und der Horizont ist nicht mehr auszumachen. Der verbleibende Restmond, welche aktuell erst um etwa 0200h aufgeht, vermag die Umgebung durch die Wolkendecke hindurch auch kaum aufzuhellen und selbst die Sterne sind keine grosse Hilfe. Eine unangenehme Situation... So sind wir sehr erleichtert, dass bereits Kolumbus bei seinen Reisen beweisen konnte, dass die Erde keine Scheibe ist und wir guten Gewissens in das schwarze Loch segeln koennen. Dank unserem Radar sind wir aber jederzeit bestens darueber informiert, was sich in unserer naeheren und entfernten Umgebung abspielt. Eine ganz wichtige Funktion ist die Darstellung von Regenzellen, die sogenannten Squalls. Diese vereinzelt auftretenden schwaren Wolken mit viel Regen werden im Vorfeld von stuermischen Winden bis > 40Knoten begleitet. Dies verlangt ein fruehzeitiges und vorsorgliches handeln. Am besten weicht man ihnen aus, sofern es die Zeit und der Verlauf zulaesst, ansonsten muessen die Segel bis auf ein Minimum reduziert werden, um unbeschadet durch diese ca. 10-20 minuetigen Tropenerscheinungen zu gelangen. Bis jetzt gelang uns das Erstere.
Soviel wieder fuer den Moment an Bordaktualitaeten. Nachdem ich diesen Logbuch Eintrag nach einem "unexpected Error" bereits zum 2. Mal schreiben musste, verlasse ich fuer heute meinen Arbeitsplatz am Navigationstisch unter Deck, um noch ein paar Stunden Sonne zu tanken und eventl. doch noch unseren ersten Fisch zu fangen.
Stand by, bis bald
SY Venice, Skipper & Crew
Position: 14.23009, -30.56327
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