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Chris - Log 10.Dez2008



10. Dezember 2008
Position: 14-10N / 053-04W
500nm to go...

Liebe Fangemeinde,

heute Morgen war es soweit – unser bisher ständiger Begleiter in der Backbord Backskiste wurde von Franz fachmännisch geköpft und alle an Bord genossen ein wenig des Saftes und des Fleisches der noch frischen Kokosnuss…

Der Anlass dazu war die Anzeige auf dem GPS: „500 Meilen bis St. Lucia“!

Wir sind seit einigen Tagen auf der gefühlten Zielgeraden und versuchen mit aller Kraft unseren hart erkämpften zweistelligen Platz im Ranking zu behalten – Verbesserungen nicht ausgeschlossen.
Derzeit laufen wir unter Passatbesegelung zwischen 6 und 8 Knoten Speed und der Parasailor kommt immer mal wieder ins Gespräch, um noch etwas mehr Geschwindigkeit rauszukitzeln aber bei den nun herrschenden Winden zwischen 15 und 28 Knoten reichen uns Groß und Genua.

Die im letzen Blog erwähnten demütigen Opfergaben für mehr Wind wurden offensichtlich angenommen und die Götter schickten uns umgehend unseren ersten Squall.

Bei einbrechender Dunkelheit kam die deutlich sichtbare Regenfront auf uns zu, die Segel wurden geborgen und durch Einsatz unseres Diesels entkamen wir einem Regenguss und den vermutlich ordentlichen Böen. Zwei Stunden später rauschten wir unter Schmetterlingsbesegelung mit bis zu 9 Knoten durch die Nacht und bisher ist der Wind nicht mehr dauerhaft eingeschlafen.

Unser eindeutiges Fazit lautet daher: Opfergaben helfen!!!

Einige Tage später bauten sich am Nachmittag Steuerbord, Backbord und auch recht voraus Wolkengebilde auf, bei denen die Magengegend des versierten Seglers mit Grummeln reagiert und ihm klar wird, dass Regentropfen fallen und Böen aus verschiedenen Richtungen wehen werden. So passierte es auch und eine halbe Stunde später liefen wir unter dichtgeholtem Groß am Wind und der Regen prasselte auf uns herab.
Das Wellenbild war beeindruckend, da die Millionen Tropfen die Wellenspitzen zu glätten schienen. Alles hinter uns verschwamm in einem Regenschleier und voraus war durch die Wolken schon wieder die Sonne zu sehen auf die wir zuhielten.
Abseits des uns dargebotenen Naturschauspiels hatte die Wolkenfront auch eine nützliche Seite: Die CHRIS und der Steuermann wurden schnell und effektiv vom Salz und anderen Ablagerungen befreit.

Nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, beobachteten wir einen dreigeteilten Himmel: Hinter uns lag die Regenfront in der mittlerweile viele Blitze zuckten, über uns breitete sich das Himmelszelt mit reichlich Sternen aus und recht voraus schien der Halbmond durch die tiefhängenden Wolken und beschien die flachen Wellen mit seinem gelblichen Licht. Mittendrin waren wir, staunend und schwer beeindruckt und mit einem sanften Rauschen von der CHRIS getragen.

In den letzten Nächten ist der zunehmende Mond unser ständiger Begleiter und erleuchtet den Ozean bis er dann in den frühen Morgenstunden fast orangefarben hinter dem Horizont verschwindet. Der Sternenhimmel tritt dann an seiner Stelle auf die Bühne und die einzelnen Sternenbilder leuchten so klar wie nur selten an Land.
Zwischen 5 und 6 Uhr morgens, kurz bevor die Sonne aufgeht, sind die Blicke der Wachhabenden dann oft nach Süden gerichtet um das tief stehende Kreuz des Südens am Horizont auszumachen. Die nächtliche Atmosphäre ist durch die schnell wechselnde Bewölkung, das Mondlicht und die Sterne immer wieder unterschiedlich und oft einfach schön. Wir fühlen uns mit der CHRIS nicht als Fremdkörper in einem feindlichen, großen Medium sondern gehören dazu, hierhin und mittenrein.

Auch unsere Umwelt scheint zu merken, dass wir uns selbst genug sind und hält sich von uns weitestgehend fern. Unsere sozialen Kontakte seit dem letzen Blog begrenzen sich auf die Sichtung zweier Frachter, eines Seglers und zweimaligem Funkkontakt. Sehr engen Kontakt haben zwei fliegende Fische gesucht, die Franz und Arnt mit Kamikazekurs ins Cockpit direkt attackiert haben. Trotz sofortiger, intensivmedizinischer Betreuung konnte keiner der Fische gerettet werden.

So harmonisch sich das nun alles anhört, ist es auch. Innerhalb der Besatzung gibt es keine Reibereien, die Stimmung ist gut, der Krankenstand hält sich glücklicherweise hartnäckig bei „Null“. Das Essen sowie das Frischwasser werden auch bis zum Ziel reichen.
Wenn ich mich so umsehe scheinen alle glücklich und zufrieden zu sein, der Steuermann trägt Sonnenbrille und lächelt nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen und das Einzige was uns von Meditation und Tiefenentspannung zurückhält ist die scheinbar immer schneller schwindende Zeit bis zum Queren der Ziellinie in Rodney Bay.

Heute Morgen wurden letzte Wetten auf den Zeitpunkt der Ankunft angenommen und alle tippen auf den 13.12. – die exakte Stunde der Ankunft wird also den Gewinner des Jackpots bestimmen müssen. Was genau der Jackpot denn sein wird weiß niemand außer Franz und wir hoffen, dass der Preis nicht die restlichen Dosenchampignons oder ein handwarmer Schokoriegel sein wird.
Der einzige Gewinner der bereits feststeht ist Arnt. Er konnte knapp die erste Wette über den Zeitpunkt des Bergfestes für sich entscheiden.
Wenn wir recht behalten und uns die Winde wohl nach Westen treiben, sind es nur noch drei Tage bis wir die gut 3000 Seemeilen hinter uns und die CHRIS gebracht haben – nur noch knapp 80 Stunden…

Ihr hört von uns an dieser Stelle, sobald wir es geschafft haben und wir wieder im sicheren Hafen liegen!

Wir hoffen auf einen schönen und spannenden Endspurt und einen würdigen Zieleinlauf!

Rouven und die Seebärin und Seebären auf der CHRIS


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