can we help
+44(0)1983 296060
+1 757-788-8872
tell me moreJoin a rally

Menu

Chris - Log Dez01



01. Dezember 2008
Position: 15-59N / 029-35W
340nm westlich der Islas Cabo Verde

Hallo liebe Landratten,

hat ja wirklich ein bisschen gedauert, bis ihr von uns hört. Da wir aber inzwischen merken, dass der eine oder andere uns doch ein bisschen vermisst, gibt’s ab heute ab und zu News von der CHRIS.

Wir segeln jetzt im Hauptpulk auf der Südroute. Unsere Wettervorhersagen bekommen wir auch über Grib-Dateien vom amerikanischen Wetterdienst, bislang waren die ziemlich zuverlässig.  Die Südroute haben wir gewählt, weil für die meiste Zeit der nächsten 2 Wochen ein ausgedehntes Schwachwindgebiet über dem zentralen Atlantik vorhergesagt ist. Die Regatta besteht aus einer Regattagruppe von ca. 25 Schiffen und ca. 200 Schiffen der Cruising Gruppe; unsere CHRIS fährt in der Gruppe B, mit denen müssen wir uns im Ranking vergleichen. Zur Zeit sind wir ungefähr Pos. 125, da wir bis gestern fast nur Südkurs bis südwestlich der Kapverdischen Inseln gesegelt sind. Deswegen sind wir südlicher als die meisten Schiffe und hoffen auf besseren Wind hier unten um das Feld dann von hinten aufzurollen ?…

So jetzt ein kurzer Abriss unserer ersten Woche auf See. Unsere Crew:
Skipper Franz, viel auf See, mehr als 50.000 Seemeilen, durch nichts zu erschüttern, leider seit fast ner Woche Grippe.
Irene, Intensivkrankenschwester bei Lufthansa, viel auf See in Ihrer Freizeit unterwegs auch auf längeren Törns.
Rouven, Verfahrenstechniker, studiert und ist nach der ARC noch 3 Wochen in Kuba, Neid!
Arnt, Maschinenbauer bei Lufthansa, sein Job ist Triebwerkstechnik.
Peter und Frank, gerade im Ruhestand, erfüllen sich ihren Lebenstraum,
Gerd, Augenarzt, muss sich an Bord hauptsächlich mit Grippebekämpfung seiner Mitsegler herumschlagen (Aspirin hilft immer).

Nach 10 Tagen auf See immer noch gute Stimmung, praktisch keine Probleme miteinander, wir sehen den nächsten 2 Wochen gelassen entgegen.

Die 3 Tage in Las Palmas waren angefüllt mit Aufgaben, unter anderem mussste ein schadhaftes Want getauscht, mehrfach in den Mast geklettert werden. Bunkern für 7 Personen und 21 Tage war auch spannend, zumal Notrationen eingeplant werden mussten (letztes Jahr hat die längste Überquerung 6 Wochen gedauert. Und 2000 € an einem Tag für Lebensmittel (600 € für Getränke wie Wasser etc., 1100 € Supermarkt, 250 € Obst) war auch ne Erfahrung der besonderen Art. Zumal man ja möglichst nichts vergessen sollte.

Die ersten Tage auf See waren eher schwachwindig. Da wir ehrgeizig erstmal den Motor nicht anwarfen, hat uns das ziemlich nach hinten geworfen und auch die Tatsache, dass wir wohl einen der südlichsten Kurse fahren. War aber vielleicht trotzdem ne gute Idee, eine der Regattayachten auf der Nordroute hat inzwischen den Mast verloren und läuft unter Notrigg mit 3 kn auf die Azoren, geplante Fahrzeit 2-3 Wochen!!

Wir haben aber inzwischen auch unsere ersten kniffligen Situationen überstanden, die natürlich immer mitten in der Nacht:
Vor 3 Nächten Bergen des Spinnackers bei plötzlichem starken Wind in völliger Dunkelheit, das war spannend. Etwas weniger schön, dass vor 2 Nächten unser Spibaumbeschlag am Mast gebrochen ist. Das ist natürlich bei knapp 2000 sm voraus nicht ganz so lustig, wir haben aber gut improvisiert, u.a. Plastikkleiderbügel zersägt und verwendet und sind jetzt mit ziemlich stabilem Baum Richtung Westen unterwegs.

Wir segeln fast immer vor dem Wind oder tiefen Raumschotkurs, Wellenhöhe ist rund 2 m und Windstärke Bft 4-6 in Spitze 7. Bislang ist keiner seekrank geworden, bei ständigem seitlichen Rollen um 25 Grad nach links und rechts eigentlich ein Wunder.

Seglerisch sind wir alle ungefähr auf einem Niveau, jeder skippert selber und hat Törn- und zum Teil Langzeiterfahrung. Mitten in der Nacht bei 7 Windstärken mit nem 15 Tonnen Schiff mit 11 Knoten die Wellen runter zu surfen ist allerdings für jeden von uns ein Traum. Dazu mehr in einem der nächsten Berichte.

Flora und Fauna haben uns bislang nicht enttäuscht. Haie (1x, ein etwas komisches Gefühl) Delfine täglich, teilweise große Schulen von 30 Tieren, die das Boot über 1 h begleiten sind willkommene Abwechslungen.

Besonders toll: Nachts leuchtet oft der ganze Ozean rings um das Boot von fluoreszierendem Plankton, hindurch schießen Delfine gut sichtbar wie Torpedos unter der Wasseroberfläche. Heute sind wir wie durch eine Doradenzuchtanstalt gefahren, haben 7 Stück gefangen, lecker?
Einen 80 cm langen Thunfisch haben wir auch gefangen, besser als von jedem Feinkost Markt.

Wetter: Seit gestern wird’s richtig warm, Wasser 27 Grad, Lufttemperatur 30, nachts 20 Grad, die erste Woche war es aber nachts fast immer kühl, entsprechend lag der Krankenstand mit Erkältung bei 30 %. Jetzt sind aber fast alle wieder gesund.

So, das war´s für heute, nächster Bericht folgt.

Liebe Grüße an alle von Euren Seebären und der Seebärin
an Bord der CHRIS




Previous | Next