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Jo - Tag 11 - fröhliche Vorweihnachtszeit



Wir haben tagsüber 25 - 30 Grad Außentemperatur, bewölkten Himmel bis strahlenden Sonnenschein und, nach elf Tagen auf See, auch langsam den einsetzenden Verlust des Zeitgefühls.

Ein schönes Gefühl. Es ist plötzlich nicht mehr wichtig, welcher Wochentag gerade ist. Die einzigen Verabredungen, die wir haben, sind zu den Wachzeiten und zum Abendessen. Es ist egal, dass morgen Wochenende ist, denn wir werden eh auf keine Party gehen, keinen Club besuchen, keinen Kater-Sonntag im Bett verbringen, keine Freunde treffen außer den Menschen um uns rum.
Zeitlos. Frei von Alltagsterminen. Von der ständigen Erreichbarkeit und dem Kommunikationszwang, auf jede WhatsApp, jeden Insta Post, jeden Facebook Kommentar direkt zu reagieren.

Doch manchmal gibt es Situationen, da wird einem die Zeit wieder ganz bewusst und mit ihr der Wunsch, zum Telefon zu greifen und die Liebsten zu Hause anrufen. Selten, aber es gibt sie. Heute war so ein Tag, auf den besonders ich schon lange (seit 18 Tagen, um genau zu sein) gewartet habe. Denn vor 18 Tagen haben uns Peters Schwester und Schwager noch in Las Palmas besucht, uns mit süßen Leckereien aus der Heimat und schönen Mitbringseln verwöhnt und auch von meinen Eltern noch Präsente im Gepäck gehabt (die Familie hält zusammen).

Mit dabei - (m)ein Adventskalender. Und zwar nicht irgendeiner, sondern der, der mich seit meinem ersten Lebensjahr immer zur Adventszeit begleitet hat. Auf den ich mich schon Tage vor dem 1. Dezember gefreut habe. Neugierig und mit großen Augen davor stand, als er endlich an der Wand hing. Die roten Filzsäckchen begutachtend, um von ihrer Form auf den Inhalt zu schließen. Fiel eins runter (die Bändchen zum Festknoten an den Ringen sind so filigran), konnte ich ja nichts dafür, dass ich es beim Wiederanbringen zufällig abgetastet habe.

In den 24 Tagen bis Heilig Abend fiel mir das Aufstehen am Morgen immer deutlich
leichter als das restliche Jahr über. Noch im Schlafanzug ging's schnell in den Flur zur Küche, wo das gute Stück aufgefädelt auf einer Stange und Kordel am Nagel hing. Das Säckchen des Tages war schnell gefunden, das Aufknoten ging noch schneller. Die Vorfreude beim Öffnen, die Überraschung, was sich dieses Mal darin verbergen würde, von kleinen Zettelchen mit Gutscheinen für gemeinsame Aktivitäten über Süßigkeiten bis zu Bastelutensilien - ich liebe dieses Gefühl, noch heute.

Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte diese wunderbare jährliche Tradition immer so weiter gehen können. Aber irgendwann war Schluss damit. Ok, zugegebenermaßen war ich da schon 19 oder 20 und wohnte nicht mehr zu Hause. Auch meine Argumentation "Aber man bleibt doch trotzdem immer Kind" zog leider nicht. Mehr als verständlich, nach 19 Jahren des Päckchen packen (doppelt, mein Bruder hat natürlich auch einen Adventskalender bekommen) hatte meine Mama lange genug Arbeit damit gehabt. Ein Versuch war's trotzdem wert.

Irgendwann hab ich den Spieß dann umgedreht und meinen Eltern, wenn es die Zeit zugelassen hat, Adventskalender gebastelt, damit sie während der Vorweihnachtszeit täglich etwas von uns haben, selbst wenn wir gerade in der Karibik oder auf dem Atlantik sind. So auch dieses Jahr. Und anscheinend hat sich das Christkind gedacht, dass ich im letzten Jahr wohl ganz brav war und sich mit besagtem Adventskalender aus Kindertagen revanchiert.

Nur dass er dieses Mal nicht im heimatlichen Flur hängt, sondern in unserer Kabine an der Wand. Die roten Filzsäckchen sind wieder an den weißen Ringen festgeknotet, die Schnüre filigran wie eh und je. Beim Transport sind zwei Säckchen abgefallen, da ließ es sich natürlich nicht vermeiden, dass ich beim Wieder-Festknoten den Inhalt erfühlen musste. Seit Tagen haben mich die gestickten Engel angelacht, die Weihnachtsbäume eine kleine vorweihnachtliche Atmosphäre verbre itet und die Vorfreude auf den 1. Dezember gesteigert.

Heute war es dann endlich soweit. Ich bin schon um 6:45 Uhr aufgewacht, wollte mich gerade noch mal umdrehen, aber dann fiel's mir ein. Das erste Säckchen. Noch im Schlafanzug und bevor ich den Kopf aus der Kabine gesteckt habe war es entknotet und geöffnet. Die Vorfreude und Überraschung auf den Inhalt genauso groß wie vor 40 Jahren. Und schon jetzt freue ich mich, gleich schlafen gehen zu können, damit schnell der nächste Morgen anbricht. Säckchen Nr. 2 wartet. Auch wenn Peter das morgen laut Aussage vom Christkind öffnen soll (wiiiie jetzt? ;-)). Ein bisschen haben sich die Zeiten also doch geändert. Aber man bleibt trotzdem immer Kind.

Roller hat von seiner Familie übrigens auch einen Adventskalender dabei, danke an euch in seinem Namen, super Idee!

Unseren Schoko Kalender teilen wir in den nächsten Tagen mit der ganzen Crew, Türchen für Türchen. So haben wir zumindest eine kleine Orientierung, welcher Tag gerade ist. Auf jeden Fall hat die Vorweihnachtszeit begonnen. Eine fröhliche, besinnliche euch allen!

Jetzt schnell ins Bett, wir freuen uns auf morgen Früh!
Good Night!
Katrin

PS: DANKE liebe Familien, ihr seid alle toll!!

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