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Jo - Tag 19 - 3 x 1.000 Meilen Rekord und der Gennacker



14°00,45N 43°54,92W

Wir haben heute tatsächlich den neuen zweifelhaften Rekord aufgestellt und zum zweiten und dritten Male innerhalb von 24 Stunden die 1.000 Meilen Restdistanz überquert.

Das erste Mal, da noch in die richtige Richtung (also nach Westen), war bereits gestern Mittag und die Freude entsprechend groß. Schon ein besonderer Moment, wenn die Zahl, die wir seit nunmehr 19 Tagen täglich anstarren, von vier- auf dreistellig umspringt.

Nach dem Zickzack Kurs durch die Nacht war die Freude kurzzeitig der Ernüchterung gewichen. Denn der Plotter zeigte gegen 0200 Uhr morgens wieder vier Ziffern an. 1.008 nm (nautische Meilen), um genau zu sein. Das zweite Mal.
Wir wussten zwar, dass das passieren könnte, wollten wir doch zu dem Ort, an dem der neue Wind bald einsetzt. Aber irgendwie war es doch etwas frustrierend und plötzlich ein gar nicht mehr so witziger Rekord.

Was nun? Viel weiter nach Osten wollten wir nun wirklich nicht, aber auch nicht in die entgegengesetzte Richtung, weil dort die fette Flaute wartet, in der es gar keinen Wind mehr gibt.

Erst mal raus aus der Koje, frische Wetterdaten ziehen. Dazu noch die Übersicht über unseren Dieselvorrat daneben legen und rechnen und verhandeln, wieviele Stunden unter Maschine wir uns noch leisten können. Schnell waren Peter und ich uns mal wieder einig. Nicht mehr viele.

Denn von den gut 100 l Reserve, die wir noch in Kanistern haben (immerhin und zum Glück), bleibt ca. die Hälfte als eiserne Notration für die letzten Stunden vor Einfahrt in die Marina.
Die restlichen 50 l müssen wir uns einteilen, um bei Bedarf Strom produzieren zu können für die Bordversorgung (Navigationsinstrumente-/lichter, Kühlschränke, Beleuchtung, Toilettenspülungen...).
Ca. 15 Stunden (30 l) Fahrt sollten jeweils noch in den Tanks sein.
So beschlossen wir, dass wir davon sechs Stunden abknap psen können.

Also Segel einholen, Maschinen an und mit guter Geschwindigkeit (5 kn Speed statt 2 kn in die falsche Richtung) auf den Wunschkurs. Und Schwupps (das Lieblingswort eines Crew Mitglieds) war's um kurz nach 1000 Uhr wieder soweit. Wir hatten die magischen 1.000 nm Restdistanz zum dritten Mal geknackt!
Auf dem täglichen Positionsbericht der ARC lag unsere Restdistanz zwar über der von gestern (muss man auch erst mal schaffen), aber egal, die Richtung stimmte.

Bis die Backbord Maschine plötzlich während der Fahrt einfach ausging. Kleiner bis mittelgroßer Schockmoment für Peter und mich, unliebsame Überraschung hatten wir doch schon genug. Das Problem war glücklicherweise schnell gefunden und mit frischem Diesel für den Backbord Tank behoben. Auch wenn das unsere Reserven noch mal um 20 l reduziert hat, doch Hauptsache die Maschine läuft (toi, toi, toi). Die Ursache: Bei der Behebung des Missgeschickes vor Start in Las Palmas (bei d em Wasser in die Dieseltanks gefüllt wurde, ihr erinnert euch vielleicht...) hat der Mechaniker vermutlich mehr Diesel abgepumpt, als wir angenommen und eh schon konservativ kalkuliert hatten. Somit war der Tank einfach leer.

Damit das nicht wieder passiert und um nun wirklich Diesel zu sparen, haben wir dann heute Vormittag beide Maschinen sofort aus gemacht, die kurzzeitige Rauschefahrt hatte ein Ende, und wir dümpelten wieder mit 1 - 2 kn Fahrt bei 5 - 7 kn Wind vor uns hin.

Doch wie schon mal geschrieben - nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist. In unserem Fall heute für den Premieren Test des Gennackers.

Der Gennacker ist ein Leichtwindsegel aus Ballonseide ähnlichem Material, der nur bei schwachem Wind bis ca. 10 kn gefahren werden sollte. Danach, bei stärkeren Winden, besteht die Gefahr, dass man ihn entweder nicht mehr bergen (= runter holen) kann oder, schlimmer noch, das Segel reißt.

Perfekte Bedingungen also heute, zumindest was die Windstärke angeht, um ihn zu testen. Die Windrichtung passte zwar nicht, denn normalerweise müssten wir den Wind relativ von hinten (raumschots) bekommen und nicht von vorne, damit der Wind schön in das Segel blasen kann. Wir haben die Windrichtung dann einfach mal passend gemacht und unseren Kurs so korrigiert, dass wir nun vor dem Wind waren. (Komplett) falscher Kurs zwar, aber auf die eine Stunde mehr oder weniger kam es auch nicht mehr an, und so haben wir die Dümpelzeit zumindest gut genutzt.

Mit vereinten Kräften und dank unseres Trimm-Profi-Teams Adam, Luis und Patrick war der Gennacker dann auch ziemlich schnell gesetzt. Dafür wird zunächst eine Art Schlauch (die Trompete) bis zur Mastspitze hochgezogen, in dem sich der Gennacker befindet. Über eine Vorrichtung wird der Gennacker dann aus dem Schlauch gezogen, entfalltet dabei Meter für Meter sein buntes Tuch, lässt den Wind in die Ballonseide pusten und bläht sich dick und bauchig auf. Ein wunderbarer Anblick!

Den wir alle dann auch erst mal auf diversen Kameras und Handies festgehalten haben und wer wollte, eine Runde steuern konnte (ganz schöne Präzisionsarbeit), bevor es für den Gennacker dann wieder zurück in den Schlauch ging. Denn leider passte wie gesagt die Windrichtung gar nicht, um ihn länger zu fahren. Vielleicht ergibt sich in den nächsten Tagen noch mal eine weitere Gelegenheit, auch wenn wir innerlich auf mehr Wind hoffen (etwas mehr, aber niemals zu viel) als der, den wir für den Gennacker brauchen. Trotzdem war's eine tolle Gelegenheit, ihn mal auszupacken (@Armin, er funktioniert, good to know :-)), und der Nachmittag ist verflogen wie das bunte Tuch im Wind.

So wie es aussieht, setzt der Passatwind übrigens für uns bereits heute Nacht ein, noch etwas schwächer, aber zumindest geht's dann in die richtige Richtung. Den 1.000 Meilen Rekord werden wir ganz bestimmt nicht noch ein vie rtes Mal knacken.

Wir sind gespannt, ob die Prognosen zutreffen werden...

Für den Moment - good Night!
Katrin

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