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Meltemi - Tag 5: Bordbuch der Meltemi, Funkspruch vom Tage




Hi folks, hi folks, hi folks, -
this is sailing vessel Meltemi, Meltemi, Meltemi
Bordzeit: 20.17 UTC Position: 20°01,4'N; 019°39,8'W
Do you read me loud and clear?

Heute beginnen wir mal mit Funkspruch. Einige haben sich sicher gefragt, warum wir nicht erwähnen, wer von uns welchen Spruch herausgehauen hat oder wer für was an Bord zuständig ist. Nun, wir halten uns an die alte Weisheit: keine Namen über Funk! Wir wollen uns ersparen, was einem früheren Mitsegler auf der Meltemi passiert sein soll: da wurden seine Kochkünste im Blog gerühmt, und anschließend mußte er sich zu Hause verantworten (grins...). Also pauschal: es geht uns allerbest. Und wir werden heute ausnahmsweise von der Regel abweichen (siehe unten).

Heute schreiben wir Donnerstag den 28.11.2019. Es ist schon soweit, daß wir uns immer häufiger fragen müssen, welchen Tag wir eigenlich haben. Die Zeit beginnt zu schwimmen hier auf dem großen Teich.

Dienstag Abend fuhr uns zum ersten Mal auf unserem Törn ein kleiner Schreck in die Glieder. Wir saßen nett zusammen, fuhren wegen Schwachwindlage unter Motor, hatten schon zu Abend gegessen, als draußen plötzlich der Motor abgestellt wurde. Ein flotter Spruch wanderte den Niedergang hinauf. "Keine Lust mehr?" Besorgt kommt zurück: "der Motor macht komische Geräusche". "Moment", sagt die Skipperin, und strahlt Gelassenheit aus. Tatsächlich, da stimmt was nicht. Alle möglichen Ursachen werden erörtert, im Ergebnis kommen wir zu dem Schluß: es stimmt was mit der Welle nicht. Bei hohen Drehzahlen bebt das ganze Schiff, und es klingt gar nicht gut. Unsere Skipperin übt sich weiter in Ruhe und Gelassenheit. "Wenn der Motor es nicht mehr tut, holen wir eben unter Segeln heraus, was der Wind hergibt. Jedenfalls bleiben wir weiter auf Kurs und untersuchen morgen bei Tageslicht was los ist." Gesagt, getan. Wir setzen die Segel und schleichen mit 2,5 - 3 Knoten durch die Nach
t. Manch einer fragt sich schon, ob wir nun doch noch zu den Kapverdischen Inseln müssen.

Am Morgen dann diskutieren wir, wie wir die Fehlersuche angehen. Wir entscheiden uns, zunächst den Propeller und die Welle unter dem Schiff zu begutachten. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Dye steigt in den Tauchanzug, legt die Flasche an, Taucherbrille, und geht angeseilt in's Wasser. Taucht kurz auf: "ich brauche ein Messer", ist wieder weg, kaum eine Minute, und dann erscheint eine Hand mit einem blauen Fischernetz wie Neptun ohne Dreizack an der Wasseroberfläche, gefolgt von einem grinsenden Gesicht. Erleichterung macht sich breit, man kann sie mit Händen greifen. Tatsächlich hatte sich das Fischernetz um unsere vierflügelige Schraube gewickelt, ließ sich aber leicht herausschneiden, und alle Fäden konnten herausgezogen werden. Puh!

Später unterhalten wir uns darüber, wie sehr die Vermüllung der Meere zunimmt und das Plastik uns nicht nur in der Nahrungskette wieder einholt, sondern sichtlich die Seefahrt gefährdet. Das muß endlich enden.

Wir selbst pflegen an Bord strickte Mülltrennung. Alle Plastikflaschen, Drehverschlüsse extra, Plastikreste, Dosen, Glas gehen in die bordeigene Müllpresse. Nicht lachen! Beate hat unseren beiden "Müllmännern" zwei durch einen Tampen miteinander verbundene kleine Bretter in die Hand gedrückt, zwischen denen alles platt gemacht wird und in getrennte Säcke wandert. Macht einen Heidenspaß, darauf zu springen und zack - Flasche platt.
Nur unser Restmüllbeutel führt ein Schattendasein in seinem Eimer unter der Spüle.

Gestern begleitete uns zeitweise eine große Delphinschule, zig Tiere. Jubelstimmung an Bord. Ein Delphin wollte sich wohl besonders profilieren, er sprang mindestens einen Meter hoch aus dem Wasser.

Heute nach ereignisloser Nacht unter Großsegel (halt: ein anderer ARC-Teilnehmer kreuzte nur 2 Kabellängen vor uns unseren Kurs, das ist im Stockdüsteren doch spannend) graute ein wunderbarer Morgen, ein Tag mit Sonne satt - besser kann es in der Karibik kaum kommen, ein Vorgeschmack. Am Heck wird wieder die Eimer-Dusche in Betrieb genommen und dem Mann am Rohr (so wird der Rudergänger flapsig genannt) schmort das Gehirn. Heraus kommt der Spruch des Tages:

"Vor des Mastes langer Nut
steht der Holger unter'm Hut
denn - das ist kein Witz
gar kräftig ist die Hitz'
das tut nicht immer gut.
Doch bald kommt sacht
die kühle Nacht
und leck'res kocht der Smut!"

Autor: Wolfgang

PS. Auf obiger Position und zur angegebenen Zeit sind wir endlich auf Kurs West gegangen!



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