Meltemi - 13. Tag: Bordbuch der Meltemi, ...
Moinsen, wenn wir heute mal so norddeutsch salopp daherkommen dürfen.
Heute also unser 13. Tag der Atlantik-Querung, ein Freitag. Bisher hat er kein Unglück gebracht. Ist ja auch Nikolaus. Und - große Freude - der gleiche Koffer, der uns schon den Adventssonntagetannenbaum beschert hatte, spuckte nun einen Kranz Schokoladenweihnachtsmänner aus. Diese wurden freudig begrüßt, fielen dann jedoch einer krassen Kannibalisierung zum Opfer.
Ansonsten - wird langsam eng für den Chronisten. Dem Klabautermann ist offensichtlich zu warm geworden für seine fiesen Streiche. Nichts geht mehr kaputt (naja, bis auf einen Verschluß an einem Schapp in der Kombüse. Aber es ist das Topf-Schapp, und ein bißchen Blechmusik zur Welle kann ja nicht schaden.), und keine weiteren arbeitstiftenden Vorkommnisse.
Stattdessen hat sich eine gewisse Routine etabliert. Das: alle vier Stunden auf die Brücke, alle vier Stunden Freiwache taktet mitlerweile unser Leben so, als sei es nie anders gewesen, es streßt nicht mehr so wie am Anfang. Die Stirnlampe, Mütze, Segelhandschuhe, Sonnencreme liegen dort wo man sie vermutet und müssen nicht lange gesucht werden. Man weiß, wann man anfangen muß mit der Backschaft, um nicht in Streß zu geraten, wo oder zumindest wo ungefähr sich die benötigten Lebensmittel und Zutaten befinden (diese Sucherei hatte so manchen zermürbt), und Töpfe, Küchenutensilien, Gewürze etc haben ihre Wanderschaft durch die Schränke eingestellt und bleiben an ihrem Platz. Das schafft uns Zeit, die wir z.T schmerzlich vermißt hatten: im Cockpit sitzen und klönen oder einfach in die Weite starren, lesen, Musikhören, das Erlebte austauschen.
Die Ausbildung geht weiter - heute bspw. berichtete Dye über das globale Windsystem und und die damit verbundenen Strömungsverhältnisse in den Ozeanen und insbesondere dem Atlantik. Jeden Tag wird eine astronomische Standortbestimmung mit dem Sextanten vorgenommen, mit Hilfe von Sonne, Mond und Planeten. Wann und wie reffen und ausreffen, insbesondere für die Nacht und wenn wir mit Squalls konfrontiert sind, die ganz schön tückisch sein können. Steuern in den Passatwinden rsp. den Atlantikwellen. Manch einem von uns fällt es durchaus noch schwer, den Kompaß nur als Hilfsmittel beim steuern zu benutzen, oder auch nachts ohne klare Sichtmarke zurechtzukommen.
Heute war auch der Tag, an dem wir die Mitte des Atlantiks zwischen der afrikanischen Küste und der Karibik passiert haben. 5.000 m Wasser unter dem Kiel! Von nun an geht's bergab - bildlich gesehen in Richtung Karibik.
Bei uns an Bord auf der Meltemi gibt es natürlich immer nur eine Richtung: bergauf!
So, nun muß er los, der Autor, zum Sun-downer. Einmal weil er sonst mit einer warmen Dose alc-frei vorliebnehmen nehmen muß und andererseits weil der Text vorgetragen werden soll...
Autor: Wolfgang
PS. Nikolaus-Überraschung: heute gibt's keins!
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