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Lei Lei - 13. Tag auf hoher See - we are racing



Wir segeln hier aus Spaß an der Freud, aber auch ein wenig gegen die Konkurrenz. Diese sieht man zwar nicht, ein unsichtbarer Gegner sozusagen, aber beständig gegenwärtig. Jeden Tag bekommen wir von der Rennleitung die aktuellen Positionen der Schiffe. Diese werden in eine Excel Datei eingelesen und ausgewertet. Das hat zur Folge, dass sich auf der "lei lei" alle mit Rennfieber infisziert haben.

Zu Beginn der Regatta hatten wir bekanntlich keinen Passat, sondern ein Tiefdruckgebiet mit Kaltfront, was uns bewog nach Westen abzubiegen, wodurch wir nachträglich betrachtet doch einige Seemeilen verloren. Viel zu viele eigentlich, sodass eine gute Plazierung aussichtslos schien. Offenbar haben wir danach keine grossen Fehler mehr gemacht, denn wir holen mit Riesenschritten auf. Waren wir am 28.November 63ste von ca. 200 Booten, waren wir am 29. schon 58ste, dann 56ste und gestern 50ste Yacht im Rennen. Aus der Gruppe der 16 Racer, das sind die ganz schnellen Hirsche, liegen sogar 10 Schiffe hinter uns. Vom 30.Nov auf den 01.Dez waren nur 26 Schiffe schneller unterwegs als wir. Unser heutiges Etmal liegt bei 188 Seemeilen in 24 Stunden.

So hat das ein oder andere Problem wohl auch seine positiven Seiten. Nachdem wir durch den Ausfall des Autopiloten Tag und Nacht händisch steuern müssen, liegt unsere Konzentration natürlich sehr eng bei der Seglerei, offenbar mit Erfolg. In so mancher Passage in der der Passat mit 19 bis 21 Knoten bläst komme ich mir vor wie auf einer Volvo Ocean Race Yacht. Die "lei lei" pflügt gewaltig durch die See und zeigt eine schäumende Heckwelle.

Die Endabrechnung wird jedoch erst in St.Lucia gemacht. Dort werden nämlich die angegebenen Motorstunden mit einem Faktor in Abzug gebracht und dann werden wir sehen.

a propos "we are racing": Es begab sich auf einem Urlaubstörn in der Türkei mit der 2 Mast Ketch "Dragut". Mit Steuerbordschoten kommen drei Yachten quer von links. Ein Italiener besonders nahe auf Kollisionskurs. Wir segeln mit Backbordschoten und bereiten gerade das Mittagessen vor, eine übergrosse Schüssel Zatziki steht auf dem Tisch. Der Italiener denkt offensichtlich nicht ans Ausweichen. Wir machen uns lautstark bemerkbar und bekommen zur Antwort: "We are racing!". Ich mußte gezwungenermaßen ein Ausweichmanöver des letzten Augenblicks einleiten, um eine Kollision zu vermeiden, was zur Folge hatte, dass die Schüssel Zatziki ins Rutschen kam, am Tischrand hängen blieb und überkippte. Das gesamte Zatziki ergoss sich auf dem Boden des Cockpits. Mein italienischer Fluch war dem italienischen Segler gewiss.

Autor: Christian
Letztes Etmal: 188 sm
Position (12:00 UTC): 14°49,4'N 041°15,6'W
Zurückgelegte / Verbleibende Meilen: 1968 / 1117

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