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Meltemi - Tag 6 "Fahrt durch die Hölle"





--Die letzten 1,5 Tage waren die Hölle für die Crew der Meltemi. In der Nacht auf Freitag kam doch noch der angekündigte Starkwind. Ich hatte mich auf meine 6 Stunden Schlaf in meiner Freiwache über Nacht gefreut, doch daraus sollte leider nichts werden. Nach unserem Wachsystem hat man immer abwechselnd 3 und 6 Stunden Freiwache und dazwischen jeweils 1,5 Std Bereitschaft mit anschliessenden 3 Std Deckswache. Somit war jede Stunde Schlaf kostbar geworden an Bord. In dieser Nacht frischte der Wind gegen 0:30 auf 4-5 Windstärken auf, wir fuhren einen am Wind Kurs. Die Genua wurde 30% eingerefft. In meiner Kabine im Vorschiff wurde es zeimlich laut, da der Bug vom Schiff regelmässig hart auf den Wellen aufschlug. Davon wurde ich das erste Mal wach. Nachdem ich wieder eingeschlafen war wurde ich wenig später erneut unsanft geweckt. Diesmal leider durch einen Schwall Salzwasser welches mir ins Gesicht spritzte. Offensichtlich war meine Luke über der Koje nicht dicht, und inzwischen spritzte häufig die Gischt über das Deck. Da ich gerade ohnehin wach war half ich eben schnell gegen 2:50 an Deck die Genua zu bergen, nachdem der Wind erneut aufgefrischt hatte. Danach startete ich meinen letzten Versuch zu schlafen. Wider vergebens, denn ein erneuter Schwall Salzwasser klatschte mir ins Gesicht als ich gerade wieder eingeschlafen war. Fluchend stand ich auf und deckte meine Matratze ab mit einem Handtuch une einer Mülltüte um das Schlimmste zu vermeiden. Vorläufig konnte man das Problem der undichten Luke nicht beheben. Dieser dafür benötigte Einsatz auf dem Vordeck war jetzt im dunklen bei dem Wind und Seegang zu gefährlich.
Wir wollten uns später darum kümmern, jedoch ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht welche wahren Probleme noch auf uns zukommen würden in den nächsten 24 Stunden....
Am Morgen gegen 8:00 hatten wir nach wie vor Südwestwind mit inzwischen 6 Beaufort. Letzte Nacht hatte keiner von uns geschlafen. Das Ruder gehen war extrem anstrengend und erforderte vollen Körpereinsatz. Um 10:00 drehten wir eine Stunde bei, damit die Crew wenigstens in Ruhe frühstücken konnte. Um die MIttagszeit war der Wind noch mal auf 6-7 Beaufort aufgerischt und am Horizont war eine tiefe schwarze Wolkenfront mit regelmässigen Blitzen, die uns Sorgen bereiteten. Plötzlich bemerkten wir, dass wir einen kompletten Ausfall unserer Bordelektronik hatten. Somit blieb uns zunächst nur noch Kompass und der Windindex auf dem Mast zur Orientierung.
Mit starker Krängung segelten wir weiter in der HOffnung, der Wetter Front davon segeln zu können. Derweil rauschte eine riesen Welle nach der anderen unter dem Schiff durch und sorgte neben einem sehr unangenehmen Bordalltag noch dafür, dass unser ARC Platzierungsschild von der Wucht einer Welle aus der Rehling ausriss und wir es zu verlieren drohten. Wir mussten es von der Rehling entfernen und einholen. Der Skipper hatte zwischenzeitlich das Problem der undichten Luke im Vorschiff erkannt und behoben. Es war lediglich eine Leine darin eingeklemmt. Ich war froh dass das Problem gelöst war und wartete nun auf Trocknung meiner Kabine und der Matratzen. Ich hatte schon befürchtet bis St. Lucia im Salon schlafen zu müssen.
13:30 kamen die schwarzen Wolken und zuckenden Blitze immer näher. Am Donner erkannten wir, dass das Gewitter näher rückte. Wir räumten sämtliche Handys und ipads in den Backofen und dachten uns dabei, das würde doch ein gutes Abendessen geben ;-)
Es wurde beigedreht um das Großsegel zu bergen und wir tauschten das Kuttersegel gegen den Sturmkutter unter extrem riskantem Einsatz auf dem Vordeck. Der Motor wurde gestartet. Kurze Zeit drauf waren wir plötzlich mittendrin im Gewitter umgeben von klatschendem Regen, Hagel und zuckender Blitze. Binnen weniger Minuten waren alle Mann nass bis auf die Haut. Es war ein wilder Ritt auf der wütenden See und zum ersten Mal seit ich segle gab ich freiwillig das Ruder dankbar an einen Mitsegler ab, weil ich mir das Ruder gehen unter diesen extremen Umständen nicht mehr zutraute mit meinen bescheidenen 7 Monaten Segel Erfahrung.
Irgendwie überstand die Meltemi samt Crew dieses heftige Geitter und gegen Abend flaute der Wind wieder etwas ab auf 4-5 Beaufort. Inzwischen fuhren wir wieder unter Großsegel im 3. Reff. Über Nacht drehten wir bei und liessen das Schiff treiben. Unser Skipper versuchte derweil vergeblich stundenlang den Ausfall des Bordcomputers zu beheben, währenddessen die Crew völlig entkräftet von dem anstrengenden Tag die Nacht nutzte um etwas Schlaf nachzuholen. Positiv zu berichten ist, dass es bislang trotz wilder See keine Seekranken und keine Verletzten gibt an Bord und jeden Tag lassen wir uns es dem Wetter zu Trotz nicht nehmen lecker zu Abend zu essen. Inzwischen glauben einige von uns, der versprochene Passatwind und das somit entspannte Segeln unter Spinnaker auf dem Atlantik ist ein Mythos. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, wer weiss vielleicht wird auch noch die Meltemi eines Tages den Passat erreichen auf diesem Törn...

Grüsse vom Atlantik
Nina & Crew





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