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Angkor - Tag 3: Nachtwache



Ich höre, höre Musik.

Sehe die Sterne. Es ist alles Dunkel und trotzdem sehe ich.

Stehe gerade und unter mir bewegt sich alles.

Die Natur ist gewaltig, aber jetzt kontrolliere ich sie, bin auf dem Boot und das Boot schützt uns, bietet uns alles, bringt uns durch das Meer. Das Boot kämpft sich allein durch das Meer, ich gehe nur Wache.

Die Nachtwachen machen mich glücklich. Manchmal ist es schwer aufzustehen und raus in die Dunkelheit zu gehen. Aber dann ist es immer schön. Vielleicht es das für mich der Zauber des Segelns. Vielleicht gefällt mir so, dass ich allein bin mit zwei Dingen: Der Natur und der Technik.

Es heißt immer so schön schaurig, dass der Mensch den Naturgewalten hilflos gegenübersteht. Aber das ist ja nicht so. Dieses Boot ist eine tolle Hilfe und tatsächlich beherrscht es die Natur. Wie schwimmen oben und es ist trocken. Und die meisten Menschen verlassen ein Schiff wieder lebendig. Aber natürlich hat die Natur manchmal das letzte Wort und deshalb unseren Respekt.

Heute wurde schon wieder mit meiner Angel ein Mahi Mahi gefangen, während ich noch schlief. Diesmal war er deutlich größer, vielleicht 7 kg. Also gab es mittags gegrillten Mahi Mahi und abends Fischsuppe mit Mahi Mahi und morgen wird er uns wohl auch noch ernähren. Wir sind dem Fisch dankbar. Es ist ein wunderschöner, schneller Blauwasserfisch, der in seiner Welt dicht an der Spitze der Nahrungspyramide steht. Es fühlt sich traurig und falsch an, ihn aus seiner Welt zu nehmen. Aber bis eben war er es, der getötet hat und sicher hatte er ein besseres Leben als die Tiere die wir meist essen. Mit Axel habe ich ein längeres Gespräch darüber. Er ist Jäger ist und seine Tochter jetzt Vegetarierin oder erwägt dies zumindest. Wie es richtig wäre, ist ja klar: Jeder fängt und tötet sein Essen selber oder jedenfalls ist er nah dabei. Und es sollten wilde Tiere sein. Aber natürlich können sich so keine 7 Mrd Menschen ernähren, so dass wir eigentlich alle Vegetarier werden müssen, was aber (fast) niemand will. Also machen wir weiter die Augen zu.

Der Wetterbericht hat mal wieder seine Meinung geändert und sagt uns nun für morgen großflächige Flaute voraus. Ärgerlich. Da er bisher aber eigentlich immer falsch lag, hoffen wir, dass das auch diesmal so ist. Während ich dies schreibe, müssen wir gegen direkten Westwind motoren, also leider auch gegen die Welle. Die Welle schlägt krachend gegen den Rumpf, an Schlaf ist nicht zu denken.

Daniel Debes, S/Y Angkor, 2.370 Meilen vor St. Lucia, 21.11.2017


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