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Jo - Tag 10 - das ETMAL (+ Crew Special, Teil IV)



(die E-Mail hing noch im Postausgang fest, daher bekommt ihr sie heute nachträglich zu lesen)

Die aufmerksamen Leserinnen und Leser kennen das ETMAL vielleicht noch. Für alle anderen möchten wir das heute mal ein bisschen ausführlicher erläutern. Es geht etwas mathematischer los, wird zum Ende aber sportlicher...

Das ETMAL ist die in 24 Stunden zurückgelegte Distanz, gemessen in Seemeilen (nm = nautical miles; 1 nm = 1,853 km).

Die Distanz lesen wir von unserem Plotter, der digitalen Seekarte, ab, auf der wir unseren Kurs tracken. Und das jeden Tag zur selben Zeit um 1200 Uhr Bordzeit.

Kennen wir das ETMAL, kennen wir auch unsere Durchschnittsgeschwindigkeit. Dafür zunächst ETMAL/24 (Stunden) rechnen.
Das Ergebnis ist zwar noch in nm, aber da 1 nautische Meile = 1 Knoten (kn; = 1,853 km/h) Geschwindigkeit entspricht, ist der Teil schnell gemacht (einfach die Einheit ändern).

Ein
Beispiel:
ETMAL = 100 nm
100 nm/24 Std. = 4,17 nm/Std.
4,17 nm = 4,17 kn
4,17 kn = Geschwindigkeit/Std.

Das klingt jetzt erst mal nicht so viel. Ist es auch nicht. :-) Erst recht nicht wenn man bedenkt, dass wir auf der Atlantiküberquerung bei Ankunft in St. Lucia ca. 3.000 nm zurückgelegt haben werden.

Bei einer Geschwindigkeit von 4,17 kn/Std. wäre das eine Dauer von knapp 30 Tagen (3.000 nm/4,17 kn/24 Std. = 29,76 Tage).

Je höher die Geschwindigkeit, desto kürzer also die Dauer. Eine etwas höhere Geschwindigkeit von nur 5 kn/Std. würde die Gesamtdauer direkt auf 25 Tage verkürzen (3.000 nm/5 kn/24 Std. = 25 Tage).

Das ist genau die Geschwindigkeit und Dauer, mit der wir planen. Denn schon Jimmy Cornell, ein Segel Guru aus der Generation der ersten Einhand (allein)-Weltumsegler, hat empfohlen, mit 5 kn/Std. im Schnitt für eine Strecke zu kalkulieren, unabhängig davon, ob das ein Tagestörn ist oder
eine
längere Überquerung. Wir rechnen seit Jahren so und müssen immer wieder feststellen - der Jimmy hat Recht. Meistens (nicht immer) geht die geplante Ankunftszeit genau auf.

Natürlich gilt das nicht für jedes Schiff. Es gibt Racer, aber auch viele andere Cruiser, Katamarane wie Monohulls (die klassischen Einrumpf-Segelschiffe), die mit einer deutlich höheren Durchschnittsgeschwindigkeit kalkulieren. Und natürlich gibt es viele Faktoren, die diese beeinflussen.

Da wäre z.B. das Gewicht eines Schiffes. Je leichter das Schiff, desto schneller. Auf den Rennkatzen wird daher auch gerne auf jeglichen Komfort und unnötiges Gewicht verzichtet, Schränke, Küche, etc. sind ausgebaut, statt Toiletten gibt es einen Eimer, statt richtigen Mahlzeiten mit heißem Wasser übergossene Instant-Nahrung...

Wir sind dagegen mit Jo ein "bisschen" schwerer unterwegs. Nicht nur das Eigengewicht des Schiffes, sondern alles, was wir an Bord haben, schlägt auf
die
Waage. 10 Personen (rechnen wir mal im Schnitt mit 70 kg/Person), 1000 l Frischwasser, 700 l Diesel, 650 l Getränke, 500 kg (?) Vorräte (Konserven, Pasta, Früchte, Öl, Gallonen zum Kochen....), zwei Fahrräder im Stauraum (Transport für einen Bekannten), ca. 300 kg an Werkzeug, Material, Ersatzteilen, Leinen...

Da kommt schon ein bisschen was zusammen. So sind wir vermutlich mit ca. 20 Tonnen Gesamtgewicht in Las Palmas gestartet. Das bremst natürlich erst mal ordentlich. Aber - je mehr wir verbrauchen, desto leichter (und schneller) wird Jo.

Auch Wind, Wellen und Strömung können z.B. Einfluss auf die Geschwindigkeit haben, können ein Schiff abbremsen oder es ordentlich voran schieben.

Es gibt viele Faktoren, die wir noch nennen könnten, beschränken uns aber auf einen letzten, den menschlichen. Denn auch die Art zu steuern und die Segel einzustellen, hat einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Geschwindigkeit.

Je
präziser gesteuert und der Kurs gehalten wird, desto besser. Denn das Segel (wir fahren aktuell nur mit einem, der Genua, unserem Vorsegel, das reicht bei dem momentanen Wind...dazu wann anders...) ist so eingestellt, dass es die optimale Geschwindigkeit herausholt. Oder zumindest sollte es so eingestellt sein.

Dazu gehört auch, dass man das Segel trimmt, also dichter (enger) holt oder offener (bauchiger) fährt und die Segelfläche je nach Windverhältnissen vergrößert oder verkleinert. Das präzise Steuern und Trimmen ist auf jeden Fall eine Kunst für sich, die an Bord kaum einer so gut versteht wie unser Trimm König Patrick!

Als leidenschaftlicher Hobby Segler, der schon Frau und Kinder mit dem Segel Virus infiziert hat, hat Patrick vor einer Weile auch die i-Flies für sich entdeckt. Kleine Speed Katamarane, die auf Foils (einer Art Kufen) sitzen und quasi über der Wasseroberfläche entlang surfen. Aber nur, wenn sie ordentlich getrimmt und
austariert sind. Er weiß also, wovon er spricht.

Wenn Patrick bei uns dann an Bord vorschlägt (super höflich, freundlich und sympathisch, wie er ist), dass man vielleicht an der Stelle noch ein bisschen nachtrimmen könnte, sagt garantiert keiner nein. Damit haben wir schon den ein- oder anderen Knoten Geschwindigkeit mehr rausholen und unser Tages-ETMAL verbessern können.

Das lag heute übrigens (nach den ersten etwas langsameren Tagen) übrigens bei 121,6 nm, also 5,01 kn/Std. So kann's gerne weitergehen.

Jetzt geht's erst mal wieder ins Bett, das Kopfrechnen reicht für heute. Wir freuen uns schon auf 1200 Uhr morgen, immer ein spannender Moment.

Good Night!
Katrin

PS: @Elisabeth: Noch einmal herzlichen Glückwunsch unbekannter Weise von der ganzen Crew an dich! Wir hörten, die Überraschung ist geglückt. :-) Dein Mann ist klasse (nicht nur, weil er gut trimmen kann)!


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