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Meltemi - Tag 16: Bordbuch der Meltemi, Nachschlag.



Heute hatten wir einen heißen Tag. jetzt in der Abendstunde kühlt es ab, wir haben das Bimini schon wieder geborgen, und oben im Cockpit sind die Müllwerker am Start. Zack!Krach!Schepper! Dabei wurde mir versprochen, segeln sei eine ruhige Art der Reise, und jeder Segler froh wenn die Maschine endlich aus ist. Kann ich nur bedingt bestätigen.

Zwichen den Müllaktivitäten hindurch bahnt sich ein Mitsegler den Weg nach achtern, nachdem er zuvor gefühlte 5 Minuten am Niedergang stand und konsterniert-unschlüssig das Geschehen beobachtete. Der Backschafter ruft dazwischen: "fange dann jetzt mit dem Kochen an". Ich koche langsam auch, nicht wegen der Hitze hier unten, sondern - wie soll man sich da konzentrieren...

Dabei habe ich den Auftrag, zu gestern noch einen Nachschlag zu geben. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, etwas aufzunehmen, was wir als unbedingt berichtenswert empfunden hatten. Den Mond. Ja, unverzeihlich, daß ich in meinen Betrachtungen in den Wolken stecken geblieben bin und das Firmament als Ganzes nicht mehr berücksichtigte.

Als wir in Las Palmas los segelten, fuhren wir bald durch unsere erste, sternenklare, aber doch dunkle Nacht. Ohne die Sterne, sollten wir in den folgenden Nächten feststellen, war es sogar ziemlich finster. Kaum Orientierungsmöglichkeiten ohne den Kompaß. Es war Neumond, aber noch wollte er die Bühne nicht betreten...

Dann, ich weiß nicht mehr in welcher Nacht, plötzlich eine zarte Sichel. Aus der man die Konturen des ganzen Mondes erahnen konnte, so als würde er durch sie gehalten. Und eingerahmt von Jupiter und Venus. Faszinierend! - Von nun an nahm er täglich zu, und wir begutachteten es Nacht für Nacht.

Etwa bei Halbmond begann es. Er wies uns den Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Recht voraus auf unserem Kurs von 275 Grad tronte er förmlich am Himmel. Sein Lichtschein fiel in einer breiten Spur auf das Wasser, auf unseren Bug zu, wir segelten auf einer breiten silbrig-grau-glänzenden Straße auf den Horizont zu. Das ging so 3 - 4 Nächte . Immer wieder standen wir im Cockpit beieinander und genossen das Naturschauspiel. Es wird zu den bleibenden Erinnerungen dieser Reise gehören.

Überhaupt. Das Firmament. So klar und reichhaltig, mit so viel Tiefe kann man den Sternenhimmel auf dem Festland sicher kaum betrachten. All die Sternbilder, Sonnen und Planeten, die man uns in einem Vortrag in Las Palmas erläutert hatte, konnten wir ohne große Mühe identifizieren. Für einen kleinen Moment kann man sich hier auf dem Atlantik als Teil dieses großen endlosen Kosmos fühlen... Zumal wenn man still im Cockpit sitzt und in den Himmel starrt und starrt und starrt.

So, die Müllfritzen sind durch, der geduschte Mitsegler trocken, der Backschafter hat noch mal gebrüllt: "SCH... gerade wollte ich die Schüssel greifen und schon wieder verschüttet!" Der Steuermann, schon für die Nacht gerüstet in seiner dunkelbraunen Jacke und mit der tiefblauen ARC-Kappe auf dem Kopf, steuert unbeeindruckt weiter seinen schwankenden Kurs. Es wird zum Sun-downer gerufen - ich muß los!

Autor: Wolfgang





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