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Moin Moin von der Meltemi



Vielleicht interessiert es ja den einen oder die andere. Wir, das sind Beate als Skipperin, Dye als Schassi (Assistent der Schiffsführung), Achim, Holger, Klaus-Dieter, Thomas, der Marcel und Wolfgang als Crew, haben uns zusammengefunden, um in diesem Jahr die SY Meltemi über den Atlantik zu bringen. Mit der ARC 2019.
Unser Schiff ist eine Beneteau Oceanis 54, Baujahr 2010, unseres Vereins DHH, Deutscher Hochseesportverband Hansa e. V., in dem wir selbstverständlich alle Mitglied sind (und auch schon bei einigen anderen interessanten Törns dabei waren). Länge knapp 17 m, Breite knapp 5 m, Tiefgang 2,35 m, Motor von Yanmar (neu!), 108 PS.

Eigentlich wollten wir ja über die Kapverden in die Karibik segeln. Aber dann kam ein defektes Ruderblatt dazwischen, und wir mußten alle umdisponieren. Uns kam dabei das Glück im Unglück zu Hilfe: wir konnten von der ARC plus in die normale ARC wechseln und fahren nun halt 14 Tage später los, direkt von Las Palmas auf Gran Canaria in die Rodney Bay auf Saint Lucia in der Karibik. Auch nicht schlecht. Jedenfalls sind wir alle guter Stimmung, haben die ersten positiven Schritte der Crew-Findung hinter uns, sind voll gespannter Erwartung und "genießen" die Vorbereitungsarbeiten: bunkern, bunkern, bunkern. Nach mehreren Einkaufstouren gibt es kaum noch irgendeinen Stauraum im Schiff, der ungenutzt ist. Die gute Nachricht: alles was wir benötigen haben wir untergebracht. Dank rigider Vorplanung. Oder anders ausgedrückt: ausgefeilter Planwirtschaft.

Daran mußten wir uns erst gewöhnen. Zu Fünft einkaufen, keiner darf von seiner Liste abweichen, weder von Mengenangaben noch den Artikeln. Alles, was man so gern noch mitgenommen hätte, mußte liegen bleiben. Und trotzdem 6 große Einkaufswagen prall gefüllt! Türme von Getränkepackungen auf dem Steg. Massen von Obst und Gemüse, alles vor der Übernahme in´s Boot geputzt und gewaschen...

Das strenge Regiment setzt sich auch im Bordalltag durch: ohne klare verbindliche Regeln geht es nicht, vom Umgang mit dem Müll über die Bewirtschaftung der Vorräte, die strikte Einhaltung von Zeitplänen, bis zur Benutzung der Toiletten, der Zuteilung der täglichen Wassermenge pro Person usw usw usw. Wir haben es schnell begriffen: hier ist eher angesagt, daß die Klugen die Ordnung beherrschen als daß Genies das Chaos meistern.

Aber ja. Natürlich haben wir die nautische Vorbereitung nicht vernachlässigt. Auf Ansage der Skipperin haben wir uns auf die Einteilung in Wachen geeinigt: 3 Crew bilden eine Wache, Dye ist stets einer Wache zugeteilt, Beate macht als Skipperin das Back-up und wird immer - aber wie wir sie kennengelernt haben nicht nur dann - tätig, wenn es klemmt, Gefahren drohen oder wir einfach nicht mehr weiter wissen. Egal zu welcher Zeit und in welchem Zusammenhang.

Eine ausführliche Sicherheitseinweisung forderte stundenlang unsere Aufmerksamkeit. Oberste Regel: jeder bleibt jederzeit an Bord! Die alte Seefahrerregel: eine Hand für dich, eine für´s Schiff. Bei schlechtem Wetter und in der Dunkelheit immer, immer eingepickt (für Laien: angeseilt) auf dem Boot bewegen. Was haben wir mit für den Notfall? Welche Rettungsmittel für welchen Zweck? Wie bergen wir eine Person, wenn doch der worst case eintritt?

In einer Trockenübung haben wir simuliert, wie wir eine Person wieder an Bord holen können - eine der schwierigsten Aufgaben, wie jeder Segler weiß. Beate hat sich das bei den Engländern abgeguckt: einer muß in den Überlebensanzug und in speziellem Geschirr am Fall gesichert in`s Wasser, sichert dort die havarierte Person und pickt sie an einem 2. Fall ein, legt sich wie eine Hängematte darunter. Dann sensibel beide Fallen koordiniert holen. Klingt einfach, erfordert aber eine gut abgesprochene Zusammenarbeit und das berühmte "gewußt wie". Wir haben es geschafft, bei simulierter Bewußtlosigkeit des Havarierten. Wir waren uns einig: ein überzeugendes Manöver. Aber bei 4 Meter Welle und rollendem Schiff...?

Weiter. Rettungsinsel, Seenotsignalmittel, Leckbekämpfung, Brandbekämpfung, erste Hilfe, GMDSS (einfach mal googeln), Rigg-/Mastbruch ... Alle denkbaren kleinen und großen Katastrophen werden besprochen. Beim DHH ist Sicherheit halt ein großes Thema. Und das ist auch gut so. Auch deswegen verdient er seinen guten Ruf.

Dann machen wir uns mit dem Schiff vertraut: Winschbedienung, Reffeinrichtungen, Segel setzen und bergen, Leinen klarieren, und wieder: wo lauern Verletzungsgefahren. Das wird langsam langweilig? Naja, eine Frage der Perspektive: uns raucht der Kopf und dennoch nimmt die Wißbegierigkeit kein Ende. Eine Atlantiküberquerung ist eben kein Spaziergang, und der kluge Mensch baut vor!

Außerdem: wir haben dabei viel Spaß, und den allabendlichen "Sundowner" werden wir noch sehr vermissen in den nächsten Wochen...

Heute geht es so langsam auf die Zielgerade. Wir haben schon ausklariert, den Spi-Baum probehalber gesetzt, das Geschirr für den Parasailer aufgebaut (ist das kompliziert..., mal gut daß wir das im Hafen erledigt haben), Beate war beim Skipperbriefing, das Essen für morgen ist vorbereitet (CCC-Chili Con Carne). Uns begleitet ein geschäftiges räumen, klarieren und abarbeiten, auf allen Schiffen um uns herum. Noch hat Beate einiges auf ihrer schier endlosen Liste.

So langsam können wir es allerdings kaum noch erwarten: das Kommando "Leinen los!!"
Morgen um 12.30 Uhr hiesiger Zeit soll der Startschuß erschallen... Meltemy ist seeklar!

Autor: Wolfgang





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