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Sunrise - Tag 13



Sunrise 04.12.2015

Tag 13

15-22 kn Wind. Im Schnitt 7 kn Fahrt. Lange hohe Wellen, bis zu 5 m. Zu Beginn wolkenbedeckt. Ab Mittag reißt der Himmel auf, die Sonne brennt und wir segeln mit gutem speed unter Schmetterlingssegel unseren Kurs. 245°.
Eine gute Gelegenheit einen Teil des Bordalltags zu beschreiben.

Hygiene:
3 Zahnputzbecher Wasser pro Mann und Tag für Körperwäsche und Zähneputzen. Gut wenn man wenig davon hat. Der Rest wird für Kopf, Ober- und Unterkörper benutzt. Also Waschlappen eintunken und kräftig abrubbeln. Tip. Oben beginnnen.
Wem es so nicht genügt geht mit einem Eimer Seewasser ins Cockpit und duscht sich mit seewasserverträglichem neutralen Shampoo. Bleibt aber immer eine leicht prickelnde Salzschicht auf der Haut.
Letztlich ist Hygiene aber keine Frage der Sauberkeit, sondern der Toleranz.

Bordküche:
Bewegungsfläche weniger als 1m². In Griffweite deshalb alles was man braucht: Herd, Kühlschrank, Spüle, Geschirr, usw.
Hauptproblem ist die Schaukelei beim Kochen, backen oder spülen. Man stelle sich einen Fahrstuhl vor, der in 1-2 Sekunden, 4m hoch- und runtergeht, das Gleiche aber auch nach links und rechts, plus einer Kreisbewegung. Die Richtungswechsel erfolgen so schnell, dass sie nicht vorhersehbar sind. Man muss sich also permanent festhalten oder einen Mitsegler finden, der bei unseren intensiven Bratvorgängen mit kräftigem Klammergriff den Oberkörper fixiert. Dennoch haben wir regelmäßig Küchenunfälle und verlieren wichtige Lebensmittel dabei. Heute morgen Rührei aus 10 Eiern fertig vorgeschlagen. Macht einen sehenswerten Salto und landet auf dem Boden. Wir versuchen es wieder zusammenzuschieben. Etwas länger als sonst gebraten müßte es noch gehen. Aber die Eimasse ist schneller und verteilt sich großflächig. Also noch einmal 10 Eier geschlagen. Wieder geht die geschlagene Eimasse Parterre. Angeblich eine hohe unerwartete Welle, beteuert der Wiederholungstäter. Beim nun rühreilosen Rest der Crew bleibt ein gewisses Mißtrauen, dass der Verursacher vielleicht des ewigen Rühreis überdrüssig geworden ist.

Gegen 16:00 erreicht uns eine Notmeldung. Die Crew einer Yacht, etwa 100 Seemeilen südöstlich von uns, ist nach Wassereinbruch, der nicht mehr zu stoppen war, vom sinkenden Schiff in die Rettungsinsel gegangen. Durch den vorher abgesetzten Mayday Notruf und die Ausbringung der Seenotrettungsbake (Epirb), gelang es einen Frachter an die Unglücksstelle zu beordern. Die Crew konnte sicher abgeborgen werden.

Die Seefahrt hat nicht wenige Risiken. Auch heute noch. Vor hundert oder noch weniger Jahren hatten diese Unglücke in aller Regel einen fatalen Ausgang.
In der Zwischenzeit haben sich Navigation und Positionsbestimmung über GPS, wie auch die Rettungsmittel und -möglichkeiten erheblich verbessert und tragen zu einer wesentlich größeren Chance auf Rettung bei als früher.

Wir sprechen daraufhin noch einmal alle Notfallsituationen und das entsprechende Verhalten ausführlich durch.



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