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Hector - Tag 17 - aus der Kategorie Segeln: der Übersegler mit Positionen



16°36,1N 045°15,5W

Der Übersegler ist nicht etwa ein Mensch, der überseglerische Kräfte hat, sondern die große Karte, die ihr auf dem Foto seht. Diese dient uns für vielerlei Zwecke.

Auf der Karte ist der gesamte Atlantische Ozean abgebildet, von der Ausfahrt der Straße von Gibraltar (lang lang ist´s her) und den Kanarischen Inseln (beides rechts auf der Karte zu sehen) über die Kap Verden westlich der afrikanischen Küste und dem Senegal bis zu den karibischen Inselgruppen und sogar hinein ins karibische Meer im linken Teil der Karte.

Würde man einen geraden Strich von Gran Canaria bis nach Saint Lucia ziehen, so würde die Strecke ca. 2.700 nautische Meilen (= 5.000 km) betragen. Eine Distanz von Deutschland ca. bis nach Dubai. Und die Distanz, die wir während der Atlantiküberquerung zurücklegen. Mit ca. 5 kn (knapp 10 km/h) die Stunde. Bei direktem Kurs. Einen direkten Kurs wird es aber beim Segeln nie geben. Wind und Wellen führen ebenso wie die Strömung immer wieder zum sogenannten Versatz, einer Abweichung vom Idealkurs. Kommt der Wind aus der falschen Richtung, wird der Kurs so korrigiert, dass wir trotzdem noch unter Segel vorwärts kommen. So werden schnell aus 2.700 Meilen am Ende bei Ankunft in Saint Lucia ca. 2.900 Meilen, die wir mit Hector bis dahin zurück gelegt haben werden.

Damit auch jeder aus der Crew weiß, wo wir ungefähr stecken, halten wir täglich zur selben Zeit unsere Position fest, erkennbar an dem roten Kreuz und der sich daraus ergebenden Kurslinie. Gerade in den ersten Tagen nach Start in Gran Canaria hat uns das die Dimension unserer Reise ziemlich deutlich gemacht. Die ersten Kreuze waren gesetzt - und wir gefühlt immer noch vor der afrikanischen Küste. Zwischen 20 - 25 Tagen soll so eine Atlantiküberquerung für Schiffe unserer Größe angeblich dauern. Auf dem Übersegler sieht es aus, als wären wir noch Wochen und Monate vom Ziel entfernt. Kaum vorstellbar, dass die Kreuze irgendwann Richtung Karibik wandern werden.

Aber von Tag zu Tag wurde und wird die Linie immer länger, die Kreuze verschieben sich, die Kap Verden liegen nach einer Woche hinter uns, es geht weiter, immer weiter Richtung Westen. Nicht nur rein optisch haben wir zwei Drittel der Strecke bereits hinter uns gelegt. Auch die noch verbleibenden Meilen sagen dasselbe: in ca. einer Woche werden wir die Rodney Bay erreichen. Dann wird dort das letzte rote Kreuz gesetzt. Schon jetzt ein unglaubliches Gefühl - das wir mit vielen, vielen anderen Mitseglern teilen werden.

Ca. 200 andere Schiffe aus der ARC Flotte und dazu noch viele private Segler, die sich keiner Veranstaltung angeschlossen haben, steuern momentan dasselbe Ziel an. Die ersten ARC Boote sind bereits angekommen; das sind allerdings die Racer, die versuchen, die Geschwindigkeitsrekorde zu brechen und die auf den Komfort, den wir genießen, komplett verzichten.

Dann gibt es noch diverse andere Cruiser wie wir (auch wenn wir uns den Preis als gechilltestes Schiff redlich verdienen), die sich stetig aber ohne Eile Saint Lucia nähern. Ein paar von diesen interessieren uns ganz besonders und erklären die grauen Bleistift-Striche auf der Karte. Wir erhalten von der ARC täglich die Positionen der gesamten Flotte und tragen unsere befreundeten Boote neben unserer Position mit ein. Die grauen Striche, die ihr seht, sind:

1) Chubby Bunny (auf der sich unsere Lieblingsmenschen aus Las Palmas, Anna & Rocco, befinden)
2) Ithaka (mit dem Kölner Pärchen Sybille & Burkhard)
3) Babsea (das einzige Schiff unter Österreich-Flagge mit dem alten Seebär Helmut)
4) Field Trip (unsere Nachbarn aus der Marina)
5) Aphrodite (70jährige kalifornische Surfer- und Segler"boys", die unfassbar sympathisch sind)
6) Bigua (unsere brasilianischen Freunde, die wir schon in Gibraltar kennengelernt haben)

Da alle sechs Schiffe mittlerweile schon deutlich vor uns liegen, hoffen wir natürlich auf ein großes Begrüßungskommittee am Steg.

Außerdem noch sichtbar auf dem Übersegler - die grünen Wetterquadranten. Aber dazu morgen mehr...

Jetzt genießen wir erst mal frisch gebackenes Körnerbrot und einen zünftigen Linseneintopf, denn es scheint tatsächlich, als wäre uns das Angelglück zurzeit nicht hold - seit zwei Tagen schon keinen Biss mehr, Luxusprobleme an Bord :-)

Ahoi mittlerweile von Position 16°32,6N; 46°00,4W (viel Spaß beim Ermitteln und Eintragen der Koordinaten - die Karte wird euch den Weg weisen).
Katrin & Peter
SY Hector
Sail & Chill



tag17_uebersegler

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