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Bluewater Mooney - Letzter Tag - Zieleinlauf



Der letzte Tag startet mit einer Enttäuschung! Obwohl wir die ganze Nacht
unter Gennaker gelaufen waren, hatte sich unser Abstand zur Aqualuna von
einer Meile auf 13 Meilen direkte Differenz, bzw. 10 nm Differenz nach St
Lucia verschlechtert. Keine Ahnung, was da passiert war. Wie wir nachlesen
konnten, kam es zu dem Rückstand, obwohl die Aqualuna eine Zeit lang
irgendwelche Manöver fuhr, die ihr die Sorge einbrachten, dass wir einen zu
großen Vorsprung herausgesegelt hätten!?

Der Morgen und die noch einmal eingeholten USgribs (mittlerweile haben wir
drei Mal am Tag die USgribs aktualisiert, um mögliche Veränderungen zu
beobachten) zeigten, dass die bisherige Vorhersage stabil blieb, und wir mit
Winden um 15 kn rechnen durften. Kein Feld zeigte stärkeren Wind für die
Reststrecke, Böen allenfalls mal bis 20 kn, allerdings drehte der Wind,
auch vorhergesagt, im letzten Teil nach St Lucia auf 270 Grad von 295 Grad
zurück - für die etwas südlich liegende Aqualuna ein kleiner, weiterer
Vorteil. Aber mit dem Code 0 können wir auch nahezu vor dem Wind optimal
laufen. Eigentlich wollten wir ihn nicht mehr setzen, da er durchgesehen
werden und an einigen Stellen nachgenäht werden sollte, aber wir wollten der
Aqualuna zeigen, dass wir auch auf gleichen Strecken bei gleichen Winden in
der Lage waren, Meilen gut zu machen. Das war nötig, da die Aqualuna sich in
ihrem Block darüber geäußert hat, dass wir wohl nicht in der Lage seien,
innerhalb von 24 Stunden 31 nm herauszusegeln. Wir waren darüber recht
erstaunt, denn wir lagen zu diesem Zeitpunkt 124 nm auseinander und hatten
recht unterschiedliche Windgebiete, da wir etwa 30 Stunden vor der Aqualuna
unseren Kurs nach Süd abgesetzt hatten, um schwächerem Winden auszuweichen.
Zudem kannte die Aqualuna weder unsere Performance noch unsere
Segelgarderobe.

Also wurde der Code 0 gesetzt und blieb oben bis zur Rundung der Nordspitze
von St Lucia. Zum Glück blieb der Wind auch in der Nacht mehr oder weniger
konstant und auf jeden Fall stark genug, dass der Spi stehen blieb, und
nicht so stark, dass er sich verabschiedete.

Tatsächlich kamen wir Meile für Meile auf die Aqualuna auf, und hatten sie
etwa 30 Meilen vor der Nordspitze von St Lucia erreicht. im Abstand von 2
Meilen sind wir dann an der Aqualuna vorbeigesegelt und haben die Nordspitze
mit etwa 6 Meilen Vorsprung erreicht. 22 Meilen in 15 Stunden herauszusegeln
war wirklich spannend, ob der Code 0 wirklich halten, war aber genauso
spannend. Zudem ist die Aqualuna ein wirklich schnelles Schiff. Dazu kam
noch die Entscheidung, den Spi erst kurz vor der Nordspitze zu bergen. Da
begann aber schon der „Kapeffekt“, heißt die auf die Insel treffenden Winde
wurden auf Nordkurs abgelenkt und verstärkt, normalerweise der Idealeffekt,
um mit extra Schub die Insel zu runden, für uns ein zusätzliches Risiko;
also beim Aufkommen der ersten Böen über 25 kn runter.

Dann lief aber alles super - Bergen klappt dank Arnold an der Bergeleine
(Arnold ist der neue Name von Jürgen, der sich mit seinem ganzen
Körpergewicht, und dank seiner stattlichen Größe ist das schon
beeindruckend, auf Deck sitzend in die Bergeleine stemmt. Mit dieser wird
ein Trichter heruntergezogen, an dem ein Schlauch aus dünnem Stoff hängt,
der zunächst beim Setzen nach oben zusammengezogen wird, dann beim Bergen
sich wieder über den Spi nach unten zieht. Für Regattasegler etwas zum
Naserümpfen - ok, bei kleiner Crew und großen Segeln nicht verzichtbar, da
ein Bergen hinter dem Groß ausscheidet, einer am Steuer, einer an der Schot,
einer am Fall, da kann nicht der Letzte die 260 qm ins Schiff ziehen. Allein
eine Schot kann so stark schlagen, dass, wie leider 2010 geschehen, leicht
ein Finger bricht.
Also, das Manöver klappte, auch das Bergen des Spibaums und das Klarmachen
der Genua war nach kürzester Zeit erledigt, so dass die Bluewater Mooney
nahezu ohne Verzögerung auf Kurs unter „weißen Segeln“ war.

Und dann kommen die Rituale der Finish Line. Über Funk 2 nm vor Pigeon
Island melden, dann bei der Rundung, dann erwartet jede Yacht ein Fotograf
in seinem Dingi, und zwar Tag und Nacht! - Unglaublich, der muss ewig in dem
Dingi schlafen, denn der verpasst kaum ein Schiff, dann Durchlaufen der
Finish Line und

WIR SIND DA!

Geschafft, mit jeder Menge Schlafentzug, viel Adrenalin, kaum Müßiggang,
Segeln satt!

Tatsächlich, es ist erstaunlich, aber es ist für Dinge, die man sich
vorgenommen hatte, kaum Zeit gewesen. Papiere, die ich sortieren wollte,
liegen immer noch unsortiert da, ein Buch wurde angelesen, das war´s, also
wo war die Zeit geblieben?

Der Atlantik bietet so viel Natur, dass man gerne einfach die freie Zeit mit
Beobachten ausnutzt, sofern das Schiff nicht fordert. Und da geht jedes Mal
die Rechnung mit der kleinen Crew auf! Man ist mit so vielen Dingen
beschäftigt, dass man sich um sich, oder die anderen kaum kümmern kann.

Schade, dass es vorbei ist!

Wilhelm Klaas
Skipper der Bluewater Mooney

P.S.

Wir werden im Nachgang noch ein paar Fotos von St Lucia einstellen

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