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Jo - Tag 8 - die Bordroutine



Soeben - Bordszeit 20:45 Uhr - hatten wir einen besonderen Moment. Wir haben die erste magische Zahl von 2.000 Seemeilen Restdistanz unterschritten. 1.999 left to go. Das erste Drittel unserer Atlantiküberquerung liegt hinter uns.

Da tagsüber schon absehbar war, dass dieser Moment heute noch kommen würde, haben Peter und ich den Tag genutzt, um eine grobe Inventur und Bestandsaufnahme der Vorräte an Bord zu machen (sieht gut aus, sind genau im Soll), das erste Drittel der Reise Revue passieren zu lassen, festzuhalten, was gut gelaufen ist und wo es eventuell noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

Die Ergebnisse haben wir natürlich bei der abendlichen 'Captain's Speech' mit unserer Crew geteilt. Bei dieser besprechen wir die wichtigsten Ereignisse des Tages und auch die Strategie (Kurs und Wetter) für die Nacht. Die Ansprache von Peter ist fester Bestandteil unserer Bordroutine, die wir euch heute einmal vorstellen wollen. Nachdem wir die Nachtwachen ja schon ausführlich vorgestellt haben, fangen wir mit der Bordroutine mal im Hellen an...

VORMITTAG
0700: Das Frühschicht-Team übernimmt, die 03 - 0700 Wache holt sich erst mal eine Mütze Schlaf. Die Sonne zeigt ihre ersten Strahlen am Horizont.
0730: Katrin kommt dazu, lädt die Wetterdaten und E-Mails (zusätzliches Wetter der ARC, News aus der Flotte, manchmal auch News aus der Heimat wie z.B. aktuelle Fußballergebnisse ;-)) runter, trägt die Logbuch Ereignisse der Nacht nach.
0800: Peter zieht vom Salonsofa, wo er die Nacht auf Standby Modus für die Crew verbracht und wenig Schlaf bekommen hat, in die Koje um, um noch ein paar Stunden nachzuholen.
0830: Nach und nach tauchen die ersten Köpfe aus den Kabinen und Luken auf. Es gibt Frühstück, Kaffee, Tee in Etappen.
1000: Die Angel wird ausgebracht (heute sogar zwei, wir haben Fisch-Hunger).
1100: Das nächste Team übernimmt.
1155: Letzte Schätzungen fürs ETMAL (die in 24 Stunden zurückgelegte Distanz, dazu - wie immer - bald mehr)
1200: Erfassen des ETMALs
1205: Abruf des Flotten Reports (in diesem werden alle Schiffe aus der ARC Flotte und deren Positionen aufgeführt)
1215: Eintragung unserer Position und die befreundeter Schiffe (Montana, Gaudii2, Lissy, Peter von Sestermühe) im Übersegler, der "Wasser-Landkarte" für den Atlantik

NACHMITTAG
1300: Eine gute Zeit für die Atlantik-Dusche, da die Sonne dann am höchsten steht und am wärmsten scheint.
Die Nachmittage sind meist entspannt, werden zum Schlafen, Lesen, Sonnenbaden... genutzt.
1500: Wachablösung
1630: Die Angel wird eingeholt, da das der letzte Zeitpunkt des Tages ist, um den Menüplan spontan umzustellen. Gleichzeitig beginnen die Vorbereitungen fürs Abendessen.
1700: Müllzerkleinerung. Leider bleibt es nicht aus, dass wir davon ziemlich viel produzieren. Alles Organische (von Bananenschalen bis Kaffeepulver) ist vorher schon im Teich gelandet. Die natürliche Biotonne. Der Restmüll wird möglichst klein gepresst und in leere Gallonen gestopft.
1730: Ab jetzt ist die Küche Sperrgebiet, damit Katrin die finalen Vorbereitungen in Ruhe anrichten kann (bei engem Raum und gefühlten 40 Grad alleine angenehmer).
1800: Abendessen. Der einzige - offizielle - Zeitpunkt des Tages, an dem die ganze Crew auf jeden Fall beisammen ist. Irgendwer schläft sonst immer.
1830: Captain's Speech

ABEND/NACHT
1900: Wachwechsel
1930: Der Abwasch ist gemacht, das Cockpit lichtet und verdunkelt sich.
2000: Katrin zieht noch mal Wetterdaten, beantwortet E-Mails, schreibt Blog, meist bis ca. 2200.
2300: Wachwechsel
0100: Peter kommt dazu (so hat jede Wache mal Gesellschaft von einem von uns)
0300: Wachwechsel
0500: Peter wieder im Salon
0700: Wachwechsel

Ein neuer Tag beginnt...

Und so verfliegt die Zeit. Erst eine Woche ist es her, dass wir in Las Palmas gestartet sind. Es fühlt sich länger an oder einfach ganz weit weg. Die Erinnerungen an die letzten, nicht ganz stressfreien Tage in der Marina verblassen bereits, wir sind angekommen in unserer Routine und dem Leben an Bord. Genießen die Freiheit des Meeres, die endlose Weite, den digitalen (und auch alkoholischen) Detox, haben Raum für intensive Gespräche und Zeit, einfach mal nichts zu machen, die Gedanken los- und fliegen zu lassen.

Geflogen ist übrigens vorhin, just in dem Moment, als wir die 2.000 Meilen unterschritten hatten, auch ein fliegender Fisch. Vom Meer zu uns ans Deck, als würde er uns begrüßen wollen in unserem zweiten Drittel. Da die Angelzeit ja aber schon längst vorbei war und der kleine Kerl noch nicht mal für einen von uns gereicht hätte, haben wir ihn Neptun wieder zurückgegeben, auf dass er noch lange weiter fliegt und schwimmt.

1010: Meine Blog-Zeit ist für heute auch vorbei. In diesem Sinne:
Good Night!
Katrin

Foto: Genua (Vorsegel) im Sonnenaufgang



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