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Lei Lei - 20. Tag Zieleinlauf - Furioses Finale



In den letzten Stunden vor Zieleinlauf wird die Crew der lei lei - inklusive dem Sturmfalken Poseidon - noch einmal auf die Probe gestellt. Ein karibischer Wetter-Gott lässt es sich offenkundig nicht nehmen, uns noch einmal die gesamte Bandbreite an Squalls aus seinem Repertoire vorzuführen. Die von Christian angesprochenen Turnübungen von Rudi waren also nur das Vor-Programm im Zirkus lei lei. Als nächster Akrobat des Hauptprogramms übernimmt Alexander das Steuer und es dauert nicht lange, bis die erste schwarze Wand sich von achtern nähert. Poseidon wirft - wie wir - sorgenvolle Blicke auf die Wolken und steckt den Kopf schon ein Stück weit tiefer in sein Gefieder. Der Teil der Crew, der an Deck nicht benötigt wird, geht unter Deck und schon geht es los: Der Wind frischt weiter auf, der Regen setzt ein und zeigt, dass er auch gut horizontal einschlagen kann. Nun sieht man fast die Hand vor Augen nicht mehr und es gilt die lei lei - soweit möglich - auf Kurs zu halten und die Segel unter Kontrolle zu bringen. Poseidon hätte Alexanders Tanzeinlage sicher noch besser gefallen, wenn da nicht der Regen gewesen wäre. Aber Poseidon ist hart im Nehmen und gibt seinen Platz nicht auf! Eng gedrängt an den Rudergänger verfolgt er das Programm. Nach 30 Minuten gönnt uns der karibische Wetter-Gott eine Pause mit etwas Sonne und 25 Knoten Wind. Poseidon nutzt die Pause - wie im Zirkus so üblich - und holt sich noch einen kleinen Snack. Es ist wieder ein kleiner Seevogel, der nach dem Rupfen der Federn erneut säuberlich bis auf die Knochen und Flügel aufgegessen wird. Doch diesmal muss er sich beeilen, denn mit dem nächsten Rudergänger geht auch schon die nächste Zirkus-Einlage los: der Wind frischt wieder auf, der Regen setzt ein, die Windrichtungen korrespondieren in etwa mit den schnellen Tanzschritten des Steuermanns. Herrlich, aber hier ist noch etwas Übung erforderlich für die vollständige Synchronisation. Keine Sorge, der karibische Wettergott hat noch ein paar Squalls zum Üben vorbereitet. So geht es in ständigem Wechsel weiter! Die lei lei Crew ist fassungslos, wie viele derartige Squalls uns vor die Ziellinie gelegt wurden.

Gegen 22:00 Uhr St. Lucia Zeit sind wir auf Höhe von Pigeon-Island. Über Funk werden wir gefragt, ob wir die Leuchtmarkierungen der Ziel-Linie sehen können. Daran ist nicht zu denken! Ihr könnt Euch sicher denken, woran dies liegt: klar, auch hier wurde noch ein Squall hingelegt. Wir sehen gerade einmal unseren eigenen Bug. Während wir vor 12 Stunden noch auf Mondschein hofften, um sicherer in die Bucht einzufahren, würden wir jetzt schon dankbar sein, wenn der karibische Wetter-Gott aufhören würde, uns gefühlt mit einem Gartenschlauch von vorne zu bearbeiten. Wir navigieren mit GPS-Wegpunkten, die wir vorher bestimmt hatten und Frederik verfolgt unter Deck auf der physischen Seekarte jede Bewegung und ruft Hinweise hinauf zu den Rudergängern. Noch kurz vor der Ziellinie hört der Regen auf, wir sehen verschwommen die Ziel-Markierungen und fahren mit über 10 Knoten nur mit der gerefften Fock darauf zu. Plötzlich ein weißes Rundumlicht in weniger als 50 Metern voraus! Sind wir drauf und dran nun doch ein Fischerboot mit dem steilen Steven der lei lei zu zerteilen? Wir versuchen stärker anzuluven. Der Kurs müsste haarscharf passen. - Was nun? Das weiße Licht rast auf uns zu! Wir können nicht mehr reagieren, zu schnell schießen wir dahin und mehr anluven ist nicht mehr möglich. Dann: ein Blitz! Die lei lei wird in gleissendes Licht getaucht. Nun erkennen wir auch den Hasardeur: es ist der Ziel-Fotograf, der lebensmüde auf einem Dingy hin und her flitzt! Wir sind am Ziel! Wir haben es geschafft!

Unmittelbar hinter der Ziellinie schießen wir in den Wind, um nicht noch frühzeitige Bekanntschaft mit der Küste zu machen. Wir bergen die Segel, setzen den Anker und holen 6 eisgekühlte Bierdosen aus dem Kühlschrank. Die Erleichterung steht allen in die Gesichter geschrieben... - Wir verbringen die Nacht vor Anker in Rodney Bay und schlafen uns aus.

Nach einer erholsamen Nacht steuern wir am nächsten Morgen die Marina an. Dort liegen schon einige ARC-Schiffe. Die Crews der Schiffe schauen gespannt, als wir vorbeifahren und sie applaudieren uns. Strahlende Gesichter - alle sind gespannt, sich nun mit den anderen Crews auszutauschen. Kaum sind wir in der Box, stehen schon Crew-Mitglieder von solchen Schiffen parat, mit denen wir uns noch vor wenigen Stunden auf dem Atlantik ein Kopf-an-Kopf Rennen geliefert haben... "Was habt Ihr für Segel gefahren?", "Was war der Grund für den oder jenen Kurswechsel?", "Was ist bei Euch ausgefallen?" ... Gesprächsstoff gibt es genug für die nächsten Tage!

Wir freuen uns alle riesig, nicht nur auf die Gespräche mit den anderen Crews, sondern natürlich auch mit Euch! Wir haben viel zu berichten und haben sicher auch viel verpasst in den letzten Wochen, von dem Ihr berichten könnt! Bis bald!

Autor: Kristian

zurückgelegte / verbleibende Meilen: 3157 / 0
Position: 39 im Ziel von über 200 Teilnehmern vor Verrechnung der Motorstunden




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