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Lothlorien - Tag 12 - Bergfest



Sowohl zeitlich als auch von der Strecke her müssten wir jetzt etwa die Hälfte geschafft haben. Und obwohl ich mich bemühe, das Glas halb voll zu sehen, kommt es mir doch erstaunlich vor, dass alles, was schon hinter uns liegt "nur" die Hälfte war. Diese Art zu reisen führt einem die wahren Dimensionen wirklich vor Augen, die man sonst im Flugzeug innerhalb von neun Stunden zurücklegen würde; sie lässt unsere globalisierte, geschrumpfte Erde gewissermaßen wieder auf ihre volle Größe anwachsen. Und noch etwas, was man längst schon wusste, wird auf einmal noch viel greifbarer und erfahrbarer: Von wie viel Wasser unser Planet bedeckt ist. "Es heißt nicht umsonst blauer Planet" sagte Papa heute zu Recht.

Auch an den Temperaturen merken wir, dass wir unserem Ziel näher kommen. Ich suche nur noch den Schatten an Deck, kühle mich damit ab, die Füße ins Wasser zu halten und creme mich gefühlt jede Stunde mit Sonnencreme ein. Unter Deck ist es so warm und stickig, dass es eine gewisse Überwindung kostet, meine täglichen Sportübungen zu machen. Es fällt schwer zu glauben, dass morgen schon der erste Dezember sein soll, ich glaube ich war noch nie um diese Zeit weniger in Weihnachtsstimmung. Aber morgen werden wir vermutlich auch die von mir herbei gesehnte Schwimm-Pause einlegen. Ich kann es kaum erwarten!

Heute Morgen haben wir noch einmal einen der großen Delphine/kleinen Wale gesehen. Das heißt, ich hatte mich nach meiner Wachschicht nochmal hingelegt und hab es leider verschlafen. Aber die anderen erzählten, dass er eine halbe Stunde lang mit dem Boot mitschwamm und einmal sogar übermütig in die Luft sprang, sich auf die Seite drehte und mit dem Rücken voran aufs Wasser platschen ließ.

Der Wind hat zu unseren Gunsten gedreht, sodass wir sehr genau Kurs auf St. Lucia nehmen können, ohne kreuzen zu müssen. Und der leidige Gegenstrom, der uns mit etwa einem halben bis einem Knoten entgegen geströmt ist, seitdem wir den Passat erreicht haben, ist endlich zum Erliegen gekommen. Wir hoffen, dass der Passat den Strom nun drehen wird, sodass er mit uns von Ost nach West strömt. Einen Knoten Strom mit uns statt gegen uns - das kann schon viel ausmachen! Wir haben ausgerechnet, dass wir, wenn wir nun im Schnitt jeden Tag 150 Meilen fahren, nächste Woche Sonntag ankommen sollten.

Viel mehr Spannendes ist heute nicht passiert. Wir haben alle viel gelesen. Aber vielleicht sollten wir auch froh sein, dass nichts passiert, denn von anderen Booten hört man auch viel, was nicht so gut läuft. Die arme Crew der "Lykke" ist jetzt zum Beispiel wieder auf See, aber der Stromgenerator streikt nach wie vor und in einer Mail schrieben sie, sie würden "navigieren wie zu Zeiten der alten Seefahrer". Unser Captain liest sich momentan auch etwas über Astronavigation an und möchte es uns anderen beibringen, aber wir machen das doch lieber aus Spaß und Interesse und nicht aus Notwendigkeit ...







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