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Angkor - Tag 17: tierische Begegnungen



Janusch hat uns fast 24 Stunden begleitet. Janusch ist ein kleiner, brauner Falke mit weiß-gelber Brust. Jedenfalls halten wir ihn für einen Falken. Er gehört hier nicht hin, fast 1.000 Km vom nächsten Land entfernt. Erst sitzt er erschöpft auf unserem Baum. Nachdem wir ihm dort Essen und Wasser hingestellt haben, zieht er auf die erste Saling um. Er frisst nicht und trinkt nicht, er versteht uns nicht. Er ist nur da, weil er erschöpft ist. Vermutlich zu Tode erschöpft. Vor einer Stunde ist er losgeflogen, das Segel hat ihn erschreckt. Ich denke, dass er uns sieht und später zum Sterben zurückkommt.

Der Mahi Mahi vorgestern, wie auch andere vor ihm, kamen auch zum Sterben an Bord - allerdings nicht freiwillig.

Fliegende Fische umschwirren das Boot alle paar Sekunden. Sie haben das Fliegen erfunden, um dem Tod unter Wasser zu entgehen. Sie fliegen dutzende Meter und länger. Und der Jäger verliert ihre Spur. Auch von ihnen sterben manche bei uns an Bord, verirren sich, finden nicht wieder runter. Sie sterben schnell.

Das Wasser um uns herum ist voller Leben.

Einmal sehen wir eine große Meeresschildkröte, oft sehen wir Delfine, selbst mitten auf dem Atlantik Seevögel. Fast alle Tiere in diesem Meer sind Räuber. Die Sonne geht auf, sie suchen etwas zu fressen, sie finden Plankton, kleine Krebstiere, frisch geschlüpfte Larven, Fische, Quallen. Die etwas größeren finden die etwas kleineren, die ganz großen die etwas größeren. Ein Blauwal wird wohl mehr als eine Million Tiere am Tag fressen. Wie viele von den Meerestieren, die eben die Sonne aufgehen sahen, werden sie heute Abend wieder untergehen sehen? Die Hälfte? Noch viel weniger?

Das Wasser um uns herum ist voller Tod.

Daniel Debes, S/Y Angkor, 406 Meilen vor St. Lucia, 05.12.2017



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