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Angkor - Tag 16: Wandler angekokelt



In der Nacht sind wir durch unseren ersten großen Squall gesegelt. Schnell drehende Winde bis acht Windstärken, Wellen und reichlich Regen. Ich übernehme die Hundewache nach Knut um 2:30 in der Nacht. Als ich aufstehe, bemerke ich schon reichlich Wasser in der Kabine. Von oben hat es reingeregnet, durch die Seitenluke ist eine Welle geschwappt und hat wohl zehn Liter Wasser an der Wand und auf dem Boden verteilt. Regen ist deutlich unproblematischer, da er nur Süßwasser bringt. Ich bin bei bestem Wetter mit offener Seitenluke eingeschlafen, nicht sehr gut.

Da der Regen ein starkes Echo auf dem Radar erzeugt, verdeckt dies eventuelle Schiffe, die sich im Regen verstecken. Radar hat seine Stärken bei Dunkelheit und Nebel, bei Regen kann man aber eher nur den Regen sehen. Dafür haben wir AIS an Bord, das per Funk alle Schiffe in der Nähe anzeigt, eine wunderbare Sache, die allerdings auch einen Haken hat: Es funktioniert nur, wenn beide AIS haben, es nicht kaputt und eingeschaltet ist. Bei zwei ARC Booten ist es mangels Strom schon ausgefallen, manche haben es aus Kostengründen nicht. Die Wache muss also schon in den Regen schauen, aber das Segeln im Squall macht Spaß. Wir sind schnell, die Segelkleidung lässt auch den stärksten Guss einigermaßen gemütlich an einem abperlen, jedenfalls mit Wind von hinten – ansonsten läuft es aus dem Gesicht den Hals runter und verteilt sich dann...

Nach der Nachtwache schlafe ich mich aus. Als ich aufwache, blicke ich in die ersten Sonnenstrahlen, die merkwürdig dunstig sind. Ich setze mich auf und der Dunst scheint mir in der Kabine zu sein. Ich laufe raus und treffe Matt und Krystyna und bitte sie in meine Kabine, ob ich schon wieder träume oder ob es in meiner Kabine verbrannt riecht. Es riecht nach Kabelbrand! Es ist aber nichts zu sehen. Einige Deckenlampen lassen sich nicht einschalten, die Decke ist auch nass. Die Luken sind eben auch nicht ganz dicht. Wir fangen an Lampen auszubauen, Luken aufzumachen, Deckenpaneele zu öffnen, Steckdosen abzuschrauben: Nichts. Es gibt auch viel Holzverkleidung, wo wir nicht rankommen. Im Ernstfall müssten wir die mit der Axt öffnen. Ein unentdeckter Schwelbrand ist natürlich eine große Gefahr für das Boot. Grundsätzlich sind quasi alle Materialien an Bord brennbar einschließlich des GFK Rumpfes. Es dauert über eine Stunde, bis wir einen komplett verschmorten und zusammengeschmolzenen Spannungswandler finden, ca. halb so groß wie ein Schuhkarton. Der war unter dem Fußboden an einer Wand der Bilge angeschraubt und durch den Wassereinbruch ist Salzwasser durch die Fußbodenbretter und in den Spannungswandler getropft. Das Salzwasser hat einen Kurzschluss ausgelöst, der die Plastikteile zerschmolzen hat, es hat sich richtig Ruß in der Bilge verteilt. Es ist mir rätselhaft, wieso der Qualm nicht viel stärker war, vielleicht war der Brand schon vorher, während alle Luken noch offen waren und ich habe es deshalb nicht bemerkt. Ich versuche, auch ein Foto des Spannungswandlers hochzuladen.

Und sonst? Die Yoga class dauerte nur Minuten, weil dann eine Goldmakrele an der Angel zappelte. Wunderschöner Fisch, der innerhalb von Minuten nach seinem Tod zweimal seine Farbe wechselt. Der Spinnaker ist geflickt, aber bisher mangelt es an dem richtigen Wind, um ihn zu probieren. Soll aber schnellstmöglich passieren. Und ja, die ersten beiden Boote, beides Katamarane, sind in St. Lucia eingetroffen – unsere Glückwünsche!

Kurz bevor der Spinnaker gerissen ist, hatten wir uns eigentlich auf gemütliche letzte Tage geradeaus ohne Segelwechsel eingestellt. Und jetzt ist jeden Tag ein paar Stunden action wegen irgendwas. Axel ist begeistert, weil wir viel lernen und zu tun haben.

Daniel Debes, S/Y Angkor, 558 Meilen vor St. Lucia, 04.12.2017

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