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Lei Lei - 10. Tag auf hoher See - Back to the Roots



Der 10. Tag auf hoher See steht unter dem Motto "Back to the Roots". Und vermutlich wird dieser Tag - wie bisher kein anderer - die folgenden Tage prägen.

Der Passat zieht uns tagsüber wie an einer Leine durch den Atlantik. Der Parasailor entfaltet einen herrlich gleichmäßigen und kräftigen Zug, so dass man wirklich das Gefühl hat, in St. Lucia stünde jemand mit einer Kurbel und zöge uns heran. Perfektes Segeln bei Sonnenschein und bester Stimmung auf und unter Deck. Christian geht auf das Vorschiff und pickt sich ein. Zunächst scheint es, als würde eine weitere waghalsige Reparatur/Optimierung der lei lei angegangen (es gibt kaum einen Augenblick, in dem der Skipper nicht mit einer neuen Idee und deren Umsetzung beschäftigt ist). Auf den zweiten Blick sieht man dann aber die Videokamera in seiner Hand. Wie eine Gallionsfigur positioniert sich der Kameramann am Bug und fängt diese traumhaften Momente ein.

Wir werden zunehmend Eins mit dem Segelschiff und mit dem Atlantik. Das zeigt sich nicht nur an der Selbstverständlichkeit, mit der jede Schiffsbewegung in allen Lebenslagen ausgeglichen wird. Wir bekommen auch immer häufiger Besuch von Atlantik-Bewohnern: Der eine oder andere fliegende Fisch nutzt die lei lei als Zwischen-Basis auf seinen Flügen. Wird man als fliegender Fisch jedoch nicht schnell genug von Rudi entdeckt und weiter in die nächste Welle geleitet, so wird aus der Zwischen-Basis auch schnell die Endstation der Reise. Ob diese Dörr-Fische vom Vorschiff in den nächsten Tagen als Spezialiät Eingang in die Speisekarte finden werden, wird derzeit von der Crew noch diskutiert. - Weiteren Besuch bekamen wir von der Möve Emma, die sich direkt beim Cockpit ein Nachtquartier gebucht hatte. Wie selbstverständlich nahm sie ihren Platz ein und begutachtete die Tätigkeiten der Nachtschicht.

Und in dieser Nacht hatte die Möve Emma sich für ein spannendes Programm entschieden: schon tagsüber merken wir, dass der Autopilot zunehmend Schwierigkeiten damit hatte, den Kurs zu halten. Die Kalibrierung schien es erneut und verstärkt durcheinander geworfen zu haben. Immer wieder läuft die lei lei nun aus dem Ruder und der Autopilot steuert nicht gegen. Nach seinen Informationen ist das Ruder bereits voll eingeschlagen und so wartet er darauf, dass das Schiff reagiert. Diese Information ist jedoch falsch: das Ruder ist allenfalls leicht eingeschlagen und so muss der Steuermann immer wieder übernehmen und die lei lei zurück auf Kurs bringen. Das Problem verstärkt sich; wir nehmen zügig den Parasailor herunter und setzen die Fock, um in der Nacht etwas stabiler unterwegs zu sein. In den frühen Morgenstunden sieht unser Kurs auf Grund des nunmehr völlig überforderten Autopiloten aus wie Haifischzähne. Wir müssen auf den Autopiloten daher nun komplett verzichten und steuern selbst. Auf Dauer gar nicht so einfach, da kaum Orientierungspunkte in der Dunkelheit existieren. Dementsprechend wandert der Blick immer wieder vom Kompass zum Verklicker und zurück. Als der Himmmel etwas aufklart, hilft Orion, den Kurs zu halten. Wir steuern auf die drei Gürtelsterne und damit ca. 270 Grad. - Bei Tageslicht versucht die Crew fieberhaft, die Ursache für den Ausfall des Autopiloten zu identfizieren und zu beheben. Alle Anstrengungen scheitern. Wir vermuten, dass der Sensor für die Ruderlage defekt ist. Ob diese Diagnose richtig ist, können wir nicht verifizieren. Selbst für den Fall, dass sie richtig wäre, bliebe uns allein die Erkenntnis, denn ein Ersatzteil haben wir dafür nicht.

Somit stellen wir uns darauf ein, von nun an bis nach St. Lucia selbst zu steuern - Tag und Nacht. Damit bekommt die Aufholjagd vorerst zweite Priorität und wir konzentrieren uns auf das Wesentliche.


Autor: Kristian
letztes Etmal: 171 sm !
Position (12:00 UTC): 15°26,3'N 032°74,6'W
Zurückgelegte / Verbleibende Meilen: 1452 / 1633 (wurde korrigiert, da jetzt die direkte Strecke bekannt ist)



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