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Queen Frederica - Bericht Tag 16 - Endlich Wind



09.12.13

Sonntag Nachmittag. Flaute. Der Ozean ist ruhig. Die Dünung ist noch da,
nicht so lang wie vorgestern, dennoch erhaben. Auf dem Vorschiff fühlt es
sich ein wenig an wie ein Ritt auf einem sanften Kamel. Nur nicht so
gleichmäßig. Es schaukelt und wippt mal nach rechts, dann nochmal nach
rechts und dann nach links. Dann vor und zurück und anschließend kommt ein
neues Muster. Stundenlang kann man hier sitzen, spüren und schauen. War
die Oberfläche des Wassers bisher immer kräuselig, ist sie heute nahezu
glatt. 0-1 auf der Petersen-Skala: a calm sea. Das muss es sein, wenn
Leute von einem stillen Ozean sprechen. Der Horizont sieht heute aus wie
eine Kante. Dahinter fällt das Wasser hinunter und die Erde ist zu Ende.
Ganz sicher. Um uns herum unendlich viele Grau- und blasse Blautöne.
Wolken in den unterschiedlichsten Formen. Schmal und langgestreckt und
parallel zum Wasser, hoch und kompakt wie ein Rechteck am Himmel, mal mit
sehr scharfen Konturen, dann wieder völlig amorph und alles in
verschiedenen Tiefen vor- und hintereinander. Es regnet. Zum Glück nicht
bei uns, aber deutlich sichtbar gar nicht so weit weg. Mal neben uns, mal
vor uns. Wir spüren es in der Luft und auf der Haut. Lange schwarzgraue
Fäden reichen dann von den tief hängenden Wolken bis ins Wasser.
Mittlerweile kräuselt sich das Wasser wieder, während sich der Himmel an
der einen Stelle öffnet und das Blaue durchlässt und an der anderen
verschließt. Unglaublich, wie sich alles immer und fortwährend verändert.
Katharina will die Flaute nutzen und das Schiff und uns von der Saling aus
fotografieren. Saling I oder II? Das kommt drauf an, wie sicher sie sich
fühlt, so hoch am Masten. Am Spifall ziehen wir sie hoch und sichern sie
mit dem Großfall (Puh, der Mann an der Winsch (heute: Udo) hat gut zu
tun). Das Ergebnis kann sich sehen lassen: tolle Bilder aus der
Vogelperspektive von der Crew im Cockpit. Es sieht schön aus, wie alle so
in die Kamera winken. Katharina würde auch zur zweiten Saling gehen, wir
holen sie hinunter. Sicher ist sicher.

Ansonsten: Alltag. Petra und Katharina kochen unter Deck, die Jungs sitzen
im Cockpit und lesen. Das haben sie sich allerdings auch verdient. Denn
vorher haben sie 120 l Diesel aus den Reservetanks in den ersten Haupttank
gefüllt (insgesamt haben wir jetzt noch 240l). Alles ist vorbereitet für
einen ruhigen Abend an Deck. Da stottert der Motor, dreht hoch und runter
– ohne das jemand etwas verändert. Wir gucken uns fragend an, dann stellt
er seinen Dienst ganz ein. Schock. Dieter reagiert zuerst und setzt die
Segel. Wo kommt denn jetzt der Wind her? Egal. Er kommt genau richtig.
Stefan telefoniert kurz mit Andreas vom Schoenicke-Büro in Hamburg
(Kompliment! Sie sind wirklich immer zu erreichen.) und kurz drauf sieht
es unter Deck aus, wie in der Motorwerkstatt. Im Teamwork mit Dietmar und
Dieter wechselt unser Skipper die Dieselvor- und feinfilter, entlüftet die
Maschine – und wird von uns sehr genau beobachtet, als er den
Zündschlüssel zum Starten bedient. Wird der Jockel wieder anspringen? Er
springt an – und wir sind happy. Auch, weil wir ihn sofort wieder
ausschalten können. Der Wind frischt auf, peau a peau auf 12-15 kn und
unter Groß und Genua rauschen wir auf dem Backbord-Bug mit 6-7 kn durch
die Nacht. Kurs 270 Grad.
Song oft he day: ‚In the air tonight‘ – von Phil Collins
Heute (Montag) Morgen und knapp 80 sm weiter westlich liegt die Queen F.
immer noch mit guter Schräglage auf Kurs. So haben wir uns das
vorgestellt. Ruhig ist die See nicht mehr. Statt dessen haben wir die 4
auf der Petersen-Skala erreicht: Mäßig bewegte See. Da haben wir noch Luft
nach oben :-) Aktuell rechnen wir mit unserer Ankunft auf St. Lucia am
18.12., Weiterfahrt nach Martinique dann am 19.12. – und am 20.12. ab in
den Flieger (zumindest Andreas, Katharina und Stefan).


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