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Cheri - 7. Tag Es geht weiter!



In der Marina Mindelo lagen neben der CHERI noch drei Jachten, die am ARC 2012 teilgenommen haben. Die Easyrider mit Problemen am Autopiloten, die Kazaio und die Spok aus Bremen. Auf der Spok fuhren zwei Bekannte von Ronni. Mit ihnen hatten wir in Las Palmas öfter Kontakt. Der Spok ist ca. 650 sm westlich von L.P. der Mast komplett abgebrochen. Natürlich in der Nacht, welch schauriger Gedanke. Mit dem Mast waren die Funkantennen weg und damit die Möglichkeit, Hilfe zu rufen. Nachdem alle Verbindungen zum Mast mit der Flex (Thorsten!) abgetrennt waren, ging bei einem letzten Kontrollgang auch noch ein Crewmitglied über Bord. Obwohl eingepickt, rutschte er aus seiner Schwimmweste, weil der Schrittgurt nicht fest war. Da das Schiff aber noch keine Fahrt hatte, konnte er schnell wieder geborgen werden. Die Fahrt von ca. 600 sm nach Cape Verde als Motorboot, ohne die stabilisierende Wirkung der Segel, war noch um einiges übler, als unsere. Tja, in solchen Momenten schaut man dankbar nach oben.

Wir hatten bis 15:00 h mit dem Aufräumen der CHERI, dem Einziehen eines neuen Spifalls, Schoten und Leinen kontrollieren, Diesel und Wasser tanken, Vorräte überprüfen und nachkaufen etc, etc. zu tun. Ronni saß wie Budda an Deck und kommandierte. Wir haben ihm verboten, sich frei an Deck zu bewegen. Beim Einkaufen hatten wir noch ein wenig Gelegenheit, etwas von der Stadt Mindelo zu sehen.

Am 03.12. um 15:15 h legten wir wieder ab. Nochmals unseren Dank an die Marina und an die Stadt.

Der Wind pfiff zwischen den Inseln Mindelo und Ribeira Grande und auch die Wellen waren ziemlich unregelmäßig. Eine Zeitlang segelten wir an Ribeira Grande entlang. Eine eindrucksvolle graue Bergküste mit Vulkankegeln und deutlich sichtbaren Bahnen der Lavaströme. Das Grün im Namen der Inselgruppe konnten wir aber nicht erkennen.

Das Wetter war trocken und einige Zeit nach den Inseln kamen dann auch die uns von den letzten Fahrten bekannten langsam anrollenden großen Atlantikwellen von achtern. Welche Erholung und Genugtuung für uns, denen Ivo und André die Geschichte von ruhiger Atlantiküberquerung mit schönen Wellen und gutem Wetter schon nicht mehr glaubten.

Am späten Nachmittag wurde von einigen in vielleicht 400 Metern Entfernung ein großer Wal gesehen, der sich zweimal beinahe komplett aus dem Wasser drehte und seine Schwanzflosse zeigte. Leider tauchte er zum fotografieren nicht erneut auf. Delfine begleiten uns häufiger. Auch nachts hören wir ihr Pfeifen und sehen in der Dunkelheit, wie schwarze Körper durch die helle Gischt der CHERI gleiten. Langsam stellt sich das richtige Gefühl für diesen Törn ein. Zum Abendessen machte Leo Kartoffeln mit Rouladen und Gulasch. Beides wurde uns von Claus Wagner aus der Vierländer Remise in Dosen eingeschweißt und schmeckte wieder super. Danke Claus! 30 Dosen à 2 kg mit verschiedenen Mahlzeiten haben wir mitgebracht und einiges für das Übergepäck bezahlt. Aber es lohnt sich immer wieder.

Den ganzen Tag hatten wir schon fliegende Fische beobachtet. Sie fliegen knapp über dem Wasser und machen Sprünge von vielleicht 200 Metern. Beim Öffnen der Genua kniete ich mit dem Rücken zu Andrè, der am Steuerrad stand. Plötzlich klopfte mir etwas oder jemand zweimal auf den Rücken, dann schrie André auf:“Mir flattert etwas zwischen den Füßen“!. Ein fliegender Fisch war mir gegen den Rücken geflogen und ihm dann vor die Füße gefallen Am Ruder versuchte er die Balance zu halten. Die Fische sind unheimlich glitschig. Erst beim vierten Versuch bekam ich ihn zu fassen und warf ihn zurück in sein Element. Heute (5.12.) flog ihm wieder einer direkt in den Rücken. Er meinte, einen Faustschlag erhalten zu haben, den er noch fünf Minuten lang spürte. Die Fische kommen also mit einer ziemlichen Wucht an.

Die Nacht war friedlich und wir sahen auch einen schönen Sternenhimmel. Auch zu unserer Entspannung gewöhnten wir uns daran, den Autopiloten häufiger um Unterstützung ein zu schalten.

Am 04.12. war wieder Atlantikwetter ohne große Aufregung. Wir hatten die Genua ausgebaumt, das kleine Kuttersegel raus gezogen und das Großsegel natürlich wieder mit einem „Bullen“ gesichert. Wir genossen die Ruhe und freuten uns auf schöne Tage. Unsere Geschwindigkeit war weiterhin mit rd. 200 sm pro Tag beachtlich.

Um 16:15 h rief der am Ruder stehende Jens ganz erschrocken: „Wale !“ Vielleicht 15 Meter quer vor uns tauchten zwei große Wale auf und sofort wieder unter. Der eine Wal tauchte aufgrund der geringen Entfernung nicht schnell genug ab, denn es ging ein spürbarer Ruck durch die CHERI und hinter uns fing das Wasser an, große rote Flecken zu bekommen. Zweimal tauchte noch ein breiter Rücken und eine Schwanzflosse hinter uns auf, dann sahen wir nur noch die gefärbten Wasserflecken und entfernten uns schnell. Sofort suchten wir an den tiefen Stellen in der CHERI, ob wir einen Wassereinbruch hatten. Aber alles o.k., auch das Ruder und die Anzeigeinstrumente funktionierte einwandfrei. Wir haben Glück gehabt.

Wir diskutierten noch eine Weile, warum die Wale uns nicht bemerkt haben. Schwer zu sagen, vielleicht haben sie geschlafen? Wenn wir mit 10 Knoten Geschwindigkeit segeln, bleibt für den Rudergänger auf diese kurze Distanz auch keine Möglichkeit auszuweichen. Jens war eine Stunde später noch deutlich geschockt. Wir sehen gerne Wale, sehr gerne auch mehr als bisher. Aber auf diesen Kontakt hätten wir sehr, sehr gerne verzichtet.

Aufgrund des doch sehr aus Ost kommenden Windes war unser Kurs nicht optimal. Wir liefen seit einigen Stunden einen Kurs von über 270° und wir wollten ja nicht zu den Bermudas. Also schifteten wir bei Dunkelheit noch einmal. Sonst haben wir vorgesehen, ab Einbruch der Dunkelheit möglichst keine großen Segelmanöver und keinen Spinnaker mehr zu fahren.

Am 05.12. verlebten wir wieder einen ruhigen Tag. Der Wind lässt etwas nach und das Bordleben bekommt eine angenehme Routine. Am Nachmittag zogen wir einmal zur Probe einen neuen großen Spinnaker hoch. Klappte nicht so besonders, deshalb kam er nach 30 Minuten wieder runter und in den Sack.

Nach vorausberechneter Geschwindigkeit feiern wir gegen Mitternacht Bergfest. Jürgen hat aus diesen Anlaß einen Apfelkuchen gebacken, den wir gerade mit großem Vergnügen verspeist haben. Rund 3.200 sm benötigen wir durch den Umweg über Cape Verde. 1.660 sm bis zum Ziel stehen jetzt auf der Anzeige. Am 13.12., aller spätestens am 14.12. müssen wir dort ankommen. Das sollte zu schaffen sein.

So, jetzt seid ihr wieder aktuell informiert. Die Stimmung unter uns ist weiterhin gut. Es ist erstaunlich, was es immer wieder zu reparieren gibt. Langeweile kommt nicht auf.

Heute ist Mittwoch, der 05.12.2012 und 19:38 UTC.
Unsere Position ist: 17°08:2 N und 032°24:2 W
Ab morgen früh geht es bergab!

Es grüßen bei 23 ° Wasser- und wohl auch Außentemperatur Hans und die CHERI Crew das kalte Deutschland.


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