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LUV - Logbuch Luv Nr. 29




Position 15 Grad 08 Minuten N

55 Grad 20 Minuten W

Wetter : sternenklare Nacht, kein Mond

Wind ONO 4 , Seegang 3 Meter,

Gefahr von White Squalls


Kein Krönchen für den Spitzenreiter

Noch 330 Seemeilen bis St. Lucia. Nur noch 330 Meilen! Wir haben den möglichen Sieg in dem Seerennen der Atlantic Rallye für Cruisers (ARC) unmittelbar vor Augen. Der Abstand zu unseren beiden engsten Verfolgern, der amerikanischen Swan 53 „Bela Vela“ und der dänischen X-442 „Mathilde“, wächst seit Tagen; langsam zwar, aber stetig. Der „Racetracker“, das Internetprogramm, das Position, Kurs und Geschwindigkeit aller 47 auf den Cap Verdischen Inseln gestarteten Yachten in Echtzeit darstellt, notiert die Luv von Anfang an nur auf dem Platz zwei. Aber das ist Unsinn. Die „Viking“ aus England ist ganze drei Tage vor allen anderen Booten allein auf die 2080 Meilen lange Reise in die Karibik gegangen, selbstverständlich außer Konkurrenz. Warum der Computer diesen Frühstarter gleichwohl als Teilnehmer führt und noch dazu in seiner Grafik mit dem Krönchen des Spitzenreiters schmückt, die Auszeichnung, die allein der Luv gebührt, bleibt ein wirres Geheimnis. Computerprogramme können so dämlich sein.

Jeder Fußballfan weiß: Ein Spiel dauert 90 Minuten. Plus Nachspielzeit. Und in keiner Minute werden so viele Tore geschossen, gehen so viele Spiele verloren wie in der neunzigsten. Regattaseglern kann es ähnlich gehen. Da schippert das führende Boot weit vor dem Feld bis kurz vors Ziel. Dann stirbt der Wind, es „liegt im Öl“. Die Flaute aber wirkt nur für den Ersten. Die anderen haben noch eine Brise, bleiben in Fahrt und segeln an dem Favoriten vorbei. Tausendfach passiert.

Es gibt andere Gefahren. Bei der Hochseesegelei kann es immer mal zu einer Havarie kommen: das Segel zerreißt, der Mast kommt von oben, das Ruder bricht. Uns flog in der vergangenen Nacht der Spinnaker davon. Eine der gefürchteten Hammerböen, ein „White Squall“ überfällt die Luv von hinten, boxt in Groß- und Vorsegel, drückt das Schiff auf die See. Die Wache wirft die Schoten los, damit der Druck aus den Segeln genommen wird. Der große Spinnaker schüttelt und schlägt so wild und heftig, dass sich die Spezialschäkel lösen, mit denen die Schoten an den Spi-Enden befestigt sind. Der Spi fliegt frei vor dem Mast, oben am Top nur noch vom Fall gehalten.

Um über eine lange und anstrengende Aktion kurz zu berihten:Irgendwie können wir das teure Stück bergen und schließlich auch wieder setzen.

Das hätte auch gründlich schief gehen können. Dreimal sind wir jetzt durch die Sqalls in überaus kritische Lagen geraten. Wir beschließen für die letzten beiden dunklen Nächte, kein Risiko mehr einzugehen. Beim kleinsten Anzeichen eines „White Squalls“ werden wir den Spinnaker sofort wegnehmen. Das bedeutet für die Freiwache ständige Bereitschaft, Schwimmweste und Sicherheitsgurt in Reichweite. Auf ersten Zuruf müssen alle Mann an Deck. An ruhigen Schlaf ist nicht mehr zu denken.

Ohne das große Vorsegel sind wir natürlich deutlich langsamer. Wir riskieren nun nicht mehr Segel und Schiff aber unseren Vorsprung.

Sei`s drum.

Heiko Tornow



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