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Bluewater Mooney - 12. Tag auf See



187 Meilen - klingt als wenn wir konstant Eisenbahn fahren, aber jeder Tag
bis heute war sehr unterschiedlich, und wir sind über die letzten 24 Stunden
sehr zufrieden! Die ganze Nacht über konnten wir den Spi stehen lassen, der
Wind mit durchschnittlich 15 kn stärker als die vorhergesagten 10 kn, und
damit ausreichend für den Spi von Parasailor. Mit einer Ausnahme haben sich
die Squalls nicht mehr als 2 nm genähert, so dass wir bei gleichen
Korrekturen auch noch den Kurs halten konnten - mittlerweile nach Kurs
nördlich nun wieder WestSüdWest - heißt Kurs St. Lucia

Zudem gibt es erste Tendenzen in der Vorhersage, dass das Hoch vor St Lucia
weiter nördlich sein wird, und da uns bereits 300 sm nördlich reichen, haben
wir gute Aussichten, deutlich besser als gehabt durch zu kommen - das kann
bis 1,5 Tage eher im Ziel bedeuten!

Dabei geht es uns überhaupt nicht darum, die Zeit auf dem Atlantik zu
verkürzen, ganz und gar nicht! Wenn überhaupt geht es um die verbleibende
Zeit auf St. Lucia, um das Schiff dort aufzuklaren. Die Rückflüge sind für
den 17.12. gebucht, und bis dahin gibt es nach der Ankunft viel zu
erledigen, denn die Bluewater Money wird dann erst einmal bis Ende Februar
in Rodney Bay bleiben. Der Hafen dort, mittlerweile von der IGYI Marina
Gruppe gemanagt - mal ins Internet gehen, haben sehr interessante Marinas
Weltweit übernommen ist extrem gut bewacht und komfortabel. Man bekommt dort
jeden Service, so kann man das Schiff täglich auch von innen mit
Batteriestand und Wasser in der Bilge etc. kontrollieren lassen. Das wird
bei uns nicht nötig sein. dass einzige, was als Schutz vorgesehen wird ist
neben einer kompletten Innensäuberung von den letzten Lebensmittelkrümeln,
um Ungeziefer möglichst keine Einladung zu schicken, ist ein Cover, welches
vom Bug bis zum Heck über das ganze Deck gespannt werden kann. Dieses Cover
hat sich schon im Mittelmeer in den Wintermonaten bewährt. Jetzt ist es
jedoch erforderlich, da die Karibiksonne Schiffen sehr zusetzt - die GFK
Oberflächen werden matt, farbige Partien blassen aus, Gummis werden schon
nach wenigen Wochen spröde und brüchig, wenn sie nicht gepflegt werden, oder
eben unter einem Cover liegen.

Zu unserer Zeit auf See - keiner ist des Segelns überdrüssig - aber nach wie
vor versuchen wir möglichst schnell zu segeln, ohne es zu übertreiben. Das
liegt nicht nur an der Fun Regatta, denn jeder Segler ist immer versucht,
sein Schiff unter Berücksichtigung der Sicherheit optimal, und das heißt
auch schnell zu segeln - dafür sind heutige Segelyachten nun mal konstruiert
und gebaut! Das ist ein Teil der Freude am Segeln, ein technisch gut
ausgerüstetes Gerät was nur mit dem Wind (meistens) betrieben wird.

Ich werde ab und zu gefragt, warum ich mir keine Motoryacht gekauft habe,
oder daran denken würde dies einmal zu tun - die Antwort ist, dass ich mir
darüber nicht einmal Gedanken gemacht habe - dass ist einfach nicht zu
vergleichen und ist überhaupt keine Option, und ich behaupte, so geht es dem
ganz überwiegenden Teil der ca. 1200 Segler, die gerade mit uns die ARC nach
St Lucia fahren. und wenn dann wie heute Vormittag zwei Schiffe als AIS
Symbole (Automatik Identifikation System - eine Aktive Ausstrahlung von
Informationen des eigenen Schiffs - auf unserem Plotter erscheinen, dann
wird der Versuch gestartet, alles noch etwas mehr zu optimieren, um noch
einen halben Knoten und Geschwindigkeit mehr heraus zu holen.

Und da die AIS Anzeige der anderen Schiffe auf unserem Plotter neben Namen,
Größe und anderen Angaben auch Kurs und Geschwindigkeit angibt, kann man
sofort feststellen, ob "der Konkurrent" eingeholt werden kann, in unserem
Fall zwei gleich großen Schiffen wie wir vom Typ Sun Odyssey 54 -Wir konnten
im Durchschnitt gegenüber den beiden mit 1kn bzw. 1,5 kn schneller segeln.
Und da die Entfernung 10 bzw 14 nm ausmachte, konnten wir zu den beiden nach
etwa 10 Stunden aufschließen, und nach weiteren 4 Stunden beide achtern aus
lasen.

So ist Segeln! Der Umgang mit dem Schiff erfordert manchmal Tags oder Nachts
sofortige Reaktionen - Segelwechsel wegen Winddrehungen oder Böen durch
Squalls oder Gewitter, ansonsten hat man ca. 16 Tage Zeit, um sich mit dem
Ankommen zu beschäftigen. Und: Man kann nicht einfach aufhören, weil und
wenn es einem nicht (mehr) passt - man muss oder wenn man es liebt darf
sich ganz auf die Sache einlassen - das gibt es vielleicht beim Bergsteigen
noch, aber ansonsten ist dies schon relativ einzigartig, eine Sache so
konsequent zu Ende machen zu müssen - egal was ist. Das ist Hochseesegeln,
das macht dessen besonderen Reiz aus. Und wenn unsere Follower von außen
vermuten, dass die Zeit doch recht lang ist - wir sind erstaunt, wie rasant
der Meilenzähler, der die verbleibende Reststrecke herunter zählt die
Meilen frisst - wir sind nun schon unter 800 nm!

Heute senden wir einige Eindrücke von dem wundervollen Schauspiel der Natur
- übrigens, ich hatte vergessen, es bisher zu erwähnen - wir haben gerade
Vollmond also die gesamte Fahrt über Mond! Der Mond begleitet uns zudem vom
Zeitpunkt der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang - einfach toll! Und, davon
habe ich schon bei meinen früheren Karibik Törns geschwärmt - der Mond ist
silberfarben, und so auch sein Funkeln im Meer! Meine ersten Törns in der
Karibik habe ich 1994 gesegelt, übrigens auch von Rodney Bay aus - damals
gab es in diesen sogenannten Hurrikan Hole nur einen kleinen Holzsteg, an
dem ein amerikanischer Vercharterer eine Basis hatte.

Wer sich für die Philosophie des Segelns interessiert, dem Empfehle ich das
Buch von Bernhard Moitessier, "Der verschenkte Sieg". Moitessier befand sich
in führender Position auf der ersten Einhand-Weldumseglungsregatta, doch
nach Umrundung von Kap Horn dreht er auf der halben Strecke bis zum Ziel in
Frankreich mit Kurs auf den Pazifik ab. Dieses Buch habe ich mit 17 Jahren
gelesen, es hat mein Interesse an der Hochseesegelei geweckt, meine erste
kleine Kielsacht, GFK 7,5 m Werftbau, die ich 1974 in Senk, am Rande des
Isländers liegen hatten, hieß wie die Yacht von Moitessier "Joshua". Also
ein guter Einstieg in die Geschichte des Hochseesegelns. Joshua Slocum war
der erste Einbandweltumsegler in seiner selbst gebauten SY "Spray". Er hat
über seine Reise das Buch "Sailing alone around the World" geschrieben.
Dieses lese ich nach langer Zeit zum zweiten Mal - nun auf KOBO!

Diesen Bericht verfasse ich in der Nacht des 05. auf den 06.12. - 06:04 UCT
also hier noch mitten in der Nacht mit 03:00 Uhr während meiner Wache, also
nicht wundern, wenn hier etwas philosophisches durchzuschimmern scheint -
aber sich vom Wind durch die warme Atlantiknacht bei Vollmond schieben zu
lassen, und das mit einer rauschenden Fahrt von bis zu 10 kn unter
Spinnacker, mit rauschender Gischt - das hat schon was, das ist es, warum
man einfach nicht genug davon bekommen kann.

Die Reise geht weiter!


Spinacker und 9 kn - der Mond zeigt uns den Weg

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